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Jung und ohne Eltern auf der Flucht: Rohullah wurde nicht allein gelassen

Von Michaela Krenn-Aichinger, 08. Februar 2016, 00:04 Uhr
Jung und ohne Eltern auf der Flucht: Rohullah wurde nicht allein gelassen
Rohullah Naseri mit Schuldirektor Pater Ferdinand Karer, der 30 afghanische Flüchtlinge an die Schule holte. Bild: krai

PRAMBACHKIRCHEN. Afghanischer Flüchtling besucht das katholische Privatgymnasium in Dachsberg.

Vor drei Jahren startete das Gymnasium Dachsberg ein vielbeachtetes Schulprojekt für 30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Afghanistan. Zehn der jungen Burschen schafften nach zweijährigem Schulunterricht ihren Pflichtschul-Abschluss. Als einzigem gelang Rohullah Naseri schon bald der Umstieg aufs Gymnasium. Nächstes Jahr will der 19-Jährige, der bereits seinen positiven Asylbescheid erhalten hat, die Matura machen.

Der zielstrebige junge Mann hat auch schon ein klares Berufsziel: Er möchte Schriftsteller werden und in Österreich bleiben. "Wenn man ein Ziel hat und lernen will, wird man in Österreich wirklich unterstützt. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich seit drei Jahren in Dachsberg sein kann", sagt Rohullah Naseri, der ohne Deutschkenntnisse ins Land kam und mittlerweile hervorragende Sprachkenntnisse vorzuweisen hat.

Außerhalb des Regelunterrichts bekommt er zusätzlich Nachhilfe von seinen Professoren. Vor allem in Mathematik muss er viel aufholen. "Da in Afghanistan die Lehrer nicht studieren, sind sie oft selbst nicht gut und können ihren Schülern wenig vermitteln", erzählt Rohullah. Freizeit bleibe ihm in diesem Schuljahr fast keine, er paukt neben Mathe auch sehr viel Englisch und Spanisch, Deutsch sei nicht das große Problem.

Unterstützung bekommt er auch von seinen Schulkollegen in der 7a. Er hat bereits viele Freunde gefunden und ist in der Klasse sehr gut integriert.

In seinen Gedichten, die er auch auf Deutsch und Englisch übersetzt, beschäftigt er sich mit seiner Flucht und seiner Kindheit in Afghanistan. Mit 16 Jahren wollte er aus diesem Land, das fast täglich von Anschlägen erschüttert wird, "einfach nur weg". Nach dreimonatiger Flucht erreichte er mit Hilfe von Schleppern die ungarisch-österreichische Grenze. "Als ich in Österreich war, hatte ich das Gefühl, endlich angekommen zu sein und nun in Frieden leben zu können", erzählt er.

Die Polizei griff ihn wenig später auf und brachte ihn ins Erstaufnahmezentrum Traiskirchen. Von dort übersiedelte er nach Gallspach, wo die Volkshilfe im Parkhotel unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut.

In Gallspach hat Rohullah nun eine eigene Wohnung. Von seiner Familie ist er weiterhin getrennt, sie flüchtete nach Pakistan. "Für meine Familie war es schwierig, dass ich weggegangen bin. Aber sie ist froh, dass es mir gut geht und ich in Frieden leben kann."

 

3 Fragen an... Ferdinand Karer

Der Direktor des Dachsberger Gymnasiums holte vor drei Jahren minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aus Afghanistan an die Schule. Die 15- bis 18-Jährigen hatten kein Recht mehr auf einen Schulplatz in einer Pflichtschule.

1. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Integration der Flüchtlinge gemacht?

Integration geschieht nicht einfach. Schülerkontakte untereinander entstanden oft nur, wenn etwas organisiert war. Ich würde sagen, es war ein friedliches Nebeneinander. Da die Flüchtlinge binnen sehr kurzer Zeit auch ihren Pflichtschul-Abschluss machen mussten, ist auch das Lernen im Vordergrund gestanden.

2. Österreich führt eine Asyl-Obergrenze ein, viele EU-Staaten weigern sich, Flüchtlinge aufzunehmen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Die EU ist absolut handlungsunfähig. Bei der ersten großen Herausforderung wird wieder nur nationalistisch gedacht. Die Diskussion um Obergrenzen ist problematisch. Es geht um Menschen, die man nicht wie eine Ware portionieren kann. Durch Angst sind unsere Grenzen leider noch enger geworden.

3. Rohullah schaffte es sogar ans Gymnasium. Was war dafür Voraussetzung?

Engagement. Es ist für mich bewundernswert, welchen zeitlichen Aufwand Rohullah fürs Lernen aufbringt. Er hat rasch am Regelunterricht teilgenommen und bekommt am Nachmittag regelmäßig Nachhilfe. Er schreibt großartige Gedichte.

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