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In Welser WG sind Menschen mit Demenz Mieter, ihre Betreuer Gäste

Von Nora Bruckmüller   02.März 2012

Ein langer Gang mit kalkweißen Wänden, Linoleumböden und Einzelzimmern, die Tür an Tür folgen. Nach diesem „Schema“ könnte man sich die Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz vorstellen.

Wer aber die Tür zu den Räumen in der Dragonerkaserne öffnet, sieht einen Lebensraum mit viel Sonnenlicht, hellem Holz und modernem Mobiliar. Auf einer langen Kommode stehen Bilder mit Schnappschüssen der zehn Bewohner. Der Jüngste 80, der Älteste 94.

Ernst Milleders Foto zeigt ihn mit einem Lächeln vor dem Christbaum. Das Lachen ist ihm, fast 90, wohl noch nie vergangen. „Hier ist es zum Aushalten“, sagt der Welser, als er durch sein Reich samt Bad führt. Hier ist er Mieter.

Je nach Quadratmetern sind 390 bis 450 Euro inklusive Betriebskosten zu zahlen. Reicht das Geld nicht ganz, schießt die Stadt Wels zu. Milleder erzählt von früher – wie die Mutter hier in der Deckenfabrik gearbeitet hat oder er einmal Chauffeur des Bezirkshauptmanns war. Fast unglaublich, dass er Unterstützung braucht.

Wie bei den Großeltern

Aber seine Selbstständigkeit steht ohnehin im Vordergrund. „Die Menschen wohnen hier, die Mitarbeiter sind ihre Gäste“, sagt Monika Geck, Leiterin der Seniorenbetreuung in Wels. Pflege wird bei Bedarf etwa mit Mobilen Diensten organisiert.

Die Gäste, das sind unter anderem sieben Fachkräfte – wie Irmgard Golger. „Es ist schöner, als erwartet, wie bei den Großeltern“, sagt sie. Schneidet sie mit Frau Zechmeister Eisbergsalat, wirkt sie wie eine Nachbarin. „Die Bewohner werden miteinbezogen, können selbst entscheiden“, sagt Doris Astecker, Leiterin der WG-Gruppe.

Der geregelte Alltag, wie der Stammplatz am Mittagstisch, geben Sicherheit. Jeder hat ein Platzdeckchen, das mit Fotos bedruckt ist. Bei Herrn Milleder ist es ein Bild jenes Gipfelkreuzes vom Dachstein, das er selbst geschmiedet hat. Ein Ziel des Projekts ist, beständig den Selbstwert der Bewohner zu stärken.

„Das Interesse ist sehr groß. Wir haben eine Warteliste“, sagt Bettina Hofmann, die das Projekt seit Anfang an betreut.

 

Silvia Huber im OÖN-Kurzinterview

Wels wird nicht nur ein Alten- und Pflegeheim in der Noitzmühle bekommen. SP-Sozialstadträtin Silvia Huber plant ein zweites Haus. Wie der Zeitrahmen dafür und ihre Vision für den Umgang mit Älteren aussieht, hat sie den OÖN verraten.

OÖN: Frau Stadträtin, welche Projekte im Bereich der Altenpflege und -betreuung stehen in Wels aktuell an?
Huber: Derzeit ist das Alten- und Pflegeheim in der Noitzmühle für 72 Personen am Entstehen. Es ist ein Ersatzbau für das Leopold-Spitzer-Haus, das nicht mehr den Standards der Alten- und Pflegeheimverordnung entspricht. Ein zweites Haus ist geplant.
OÖN: Wie konkret ist das Vorhaben für diesen zweiten Ersatzbau?
Huber: Das Vorhaben in der Noitzmühle ist der erste Schritt. Es kommt an die Stelle des SPAR-Marktes, der gerade abgerissen wird. Der Architektenwettbewerb wird noch 2012 ausgeschrieben. Für das neue Projekt werden 2013 die weiteren Überlegungen folgen. Die Sozialabteilung des Landes hat dafür Mittel vorgesehen. Die Vorlaufzeit für ein solches Projekt beträgt drei bis vier Jahre.
OÖN: Die Demenz-Gruppe mit Betreuung in der Dragonerstraße ist ein Pilotprojekt, das zwei Jahre läuft. Wie schaut die Zukunft des Projekts aus?
Huber: Das Land Oberösterreich wird das Projekt begleiten und evaluieren. Seine Zukunft ist gesichert.
OÖN: Wie soll in Zukunft der Umgang mit älteren Menschen aussehen?
Huber: Meine Vision ist es auch, dass Wels die freundlichste Stadt für Menschen mit Demenz wird – mit dem Bewusstsein, diesen Menschen im Alltag ganz normal zu begegnen.

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25. April 2024