Gunter Köberl: Solarium-Dauergast mit einer Vorliebe für große Gesten

Von Erik Famler   19.Juli 2013

Mit der Kulturmedaille des Landes schmückt sich seit wenigen Tagen der Welser Tausendsassa Gunter Köberl. Jugendlich gekleidet und braun gebrannt begegnete er dem Landeshauptmann und nahm mit großer Geste die Auszeichnung in Empfang.

Kulturelle Meriten erwarb sich der gelernte Gastwirt als ausgebildeter Opernsänger. In jungen Jahren war er Nebendarsteller in Musicals und Operetten. Zu mehr fehlte Köberl das Talent. Dafür brillierte der aus Obertraun stammende Solarium-Dauergast in der Rolle des Rollschuhwirts. Ende der 1970er-Jahre eröffnete der heute 61-Jährige in der Pension Zeilinger an der Welser Ringstraße eine Bar und servierte Drinks mit fahrendem Schuhwerk. Gunter Köberl war plötzlich in aller Munde. Tageszeitungen und Illustrierte berichteten bundesweit über den etwas anderen Gastwirt.

Seine überschäumende Freundlichkeit kam aber schon damals nicht bei allen an. Er begann, anderen auf die Nerven zu gehen. Nachdem sich Köberl wieder in normales Schuhwerk zwängte, landete er auch finanziell auf dem Boden der Tatsachen. Die Pension Zeilinger wurde alsbald in ein Asylquartier umfunktioniert.

Köberls unerschöpfliches Verständnis für die Jugend, das ihm als Rollschuhwirt viele Sympathien einbrachte, steigerte er im Umgang mit Drogensüchtigen und entwurzelten Asylwerbern beinahe bis zur Selbstaufgabe. Er veranstaltete Hungerstreiks vor Justizanstalten und bombardierte die Behörden mit schriftlichen Eingaben.

Sein beträchtliches Immobilieneigentum hat inzwischen den Besitzer gewechselt. Doch Gunter, zuletzt auf den Hund gekommen, einem Spaniel namens Toby, strahlt wie eh und je. Im OÖNachrichten-Forum umschmeichelt er Gott und die Welt, vornehmlich jedoch Welser Politiker bis hinauf zu „Menschenfürst“ Peter Koits. Obwohl ihn Kampfposter dafür arg verhöhnen, setzt Köberl seine Charme-Attacken unbeirrt fort. Zum Dank applaudiert man dem liebenswürdigen Sonderling bei öffentlichen Auftritten. Beim Welser Arkadenhof-Kultursommer (WAKS) ist Köberl, der sich schon lange mit dem Beinamen Marthyn schmückt, eine feste Größe.

„Gunter Köberl-Marthyn ist ein Teil Welser Geschichte“, würdigte Landeshauptmann Josef Pühringer den schrulligen Welser in seiner Laudatio. Dass Köberls Geschichte trotz seines geschmeidigen Wesens auch Ecken und Kanten aufweist, macht ihn am Ende doch noch zu etwas Besonderem.

Zur Person

Geboren am 19. März 1952 in Obertraun, besuchte Gunter Köberl zunächst die Hotelfachschule in Salzburg. Nach einer Gesangsausbildung erhielt er 1972 ein Engagement am Stadttheater Klagenfurt, wo er in „Der Mann von La Mancha“ debütierte. Köberl sang auf vielen Bühnen zu Land und zu Wasser. Auch auf den Traumschiffen MSC Musica und Opera. Darüber hinaus trat Köberl in mehr als 100 Benefizkonzerten auf. Zuletzt bei „Künstler versus Flut“, dessen Reinerlös
den Hochwasseropfern
zugute kommt.
Köberl gilt auch als Erfinder des Jugendgetränks und als Ideengeber für die neue Begegnungszone in der Pfarrgasse. Der seit 1973 verheiratete Sänger und Gastronom ist Vater einer erwachsenen Tochter.