Erstes Primärversorgungszentrum entsteht in Marchtrenk

Von Erik Famler   13.März 2017

In Wels sind Primärversorgungszentren (PVZ) noch Zukunftsmusik. Beim kleinen Nachbarn Marchtrenk steht eines vor der Realisierung: 2018 eröffnet in der Goethestraße das erste PVZ der Region. Betreiber ist der Sportarzt und Allgemeinmediziner Ronald Ecker.

Die Gebietskrankenkasse unterstützt Eckers Pläne. Das neue Gesundheitszentrum soll im ersten Halbjahr 2018 in den Ordinationsräumen des Marchtrenker Kassenarztes starten. Zu Beginn sollen im neuen PVZ drei bis vier Ärzte sowie eine noch unbestimmte Anzahl von Therapeuten und Ordinationspersonal ihren Dienst aufnehmen. Als Vorteile nennen die Initiatoren längere Öffnungszeiten und ein breiteres Angebot: "Wir arbeiten mit einem multiprofessionellen Team, das auch Logopäden, Psychotherapeuten, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter und eine Krankenschwester umfasst", sagt Ecker.

"System fährt an die Wand"

2,3 Arztstellen sind vom Land genehmigt. Weitere 1,3 Arztstellen wurden in Aussicht gestellt. Als Geschäftsführer des PVZ Marchtrenk ist Wolfgang Gruber vorgesehen. Der Vertriebsexperte für medizinische Software hat Oberösterreichs erstes PVZ in Enns mitentwickelt: "Ich habe bald erkannt, dass das alte System an die Wand fährt, wenn nichts passiert. Die niedergelassenen Ärzte agieren als Einzelkämpfer. Die Medizin mit einem höher werdenden Frauenanteil verlangt nach Arbeitszeitflexibilität", sagt Gruber.

Stelle sechsmal ausgeschrieben

Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Mit Alfred Geweßler geht Ende Juni ein erfahrener Hausarzt in Pension: "Seine Stelle wurde sechsmal erfolglos ausgeschrieben. Bei mir meldeten sich in nur 14 Tagen fünf Ärzte, die an unserem Projekt interessiert sind."

Die Ärztekammer lehnt Primärversorgungszentren ab. Offizielle Vertreter sehen sie als schlechten Ersatz für Hausärzte, weil diese ihre Patienten besser kennen als Teilzeitärzte in den PVZ. Ecker widerspricht dieser Ansicht: "Bei uns wird jeder Arzt seine eigenen Patienten betreuen. Es ist auch jeder Kollege selbständiger Arzt. Wir bieten ihm aber den Vorteil, dass er sich nicht um Abrechnungen, Personal usw. kümmern muss. In seiner Arbeitszeit kann er sich uneingeschränkt seinen Patienten widmen."

Noch sind nicht alle Formalitäten geklärt. Mit dem Projekt geht Ecker ein nicht unbeträchtliches Risiko ein: "Unser Zentrum ist ein Pilotprojekt auf fünf Jahre. Danach weiß niemand, wie es weitergeht." Der Sportarzt ist allerdings von seinen Plänen überzeugt. "Sonst würde ich mir nicht die viele Arbeit antun."

Stadtgemeinde hilft mit

Bürgermeister Paul Mahr (SP) gibt dem Mediziner Rückendeckung: "Die Stadtgemeinde hat ihm vor zwei Jahren den Grund für sein Gesundheitszentrum verkauft. Den jetzt geplanten Ausbau unterstützen wir."