Ein Bildhauer mit Leib und Seele – und ohne Handy
GALLSPACH. Erwin Burgstaller gibt Einblicke in seine Arbeit und lädt schon jetzt zu den Tagen des offenen Ateliers im Herbst.
Das Atelier des Bildhauers Erwin Burgstaller ist nicht zu verkennen. Denn Besucher werden schon unmittelbar an der Eingangstür von der Figur des Planetariers begrüßt. Dieser baumelt von der Decke, steht mit beiden Beinen jedoch fest auf einer Kugel – nämlich der Erde. Er ist nicht allein.
Der gesamte Garten dient als Ausstellungsfläche, wo sich weitere abgeschlossene Projekte wie der "Walkman", ein auf einem Kreis schreitender Mensch, finden. "So kann man sich ein Bild meiner Arbeit machen, selbst wenn ich mal nicht da sein sollte. Im Grunde ist bei mir immer Tag der offenen Tür", sagt der Hausherr lächelnd.
Der 56-Jährige ist nicht das einzige Mitglied der Familie, das mit einer Begeisterung und Begabung für die Kunst gesegnet ist. "Mein Vater hat Holzschnitzereien kreiert und meine Tochter ist Goldschmiedin", erläutert Burgstaller.
Als Jugendlicher besuchte der kreative Kopf vier Jahre lang die Fachschule für Holzbearbeitung in Hallstatt, wo er den Ausbildungszweig der Bildhauerei belegte.
Der geborene Grieskirchner hat sich bereits 1981 – direkt nach Beendigung seiner Schullaufbahn – als freischaffender Künstler selbstständig gemacht. Anfangs begnügte der begnadete Bildner sich mit einem gemieteten Atelier in einer Metallgießerei, in der er aushalf.
Doch irgendwann reichte der Platz nicht mehr aus. "Da ich nichts Passendes gefunden habe, habe ich vor 30 Jahren mein eigenes Atelier entworfen und hier nahe dem Bauhof erbaut, da ich mit meiner Arbeit schon häufig Lärm erzeuge", erzählt der passionierte Skulpteur. Mittlerweile kann Burgstaller auf 37 Jahre Berufserfahrung und hunderte vollendete Objekte stolz sein.
Mitglied der Künstlergilde Wels
"Der schwierigste Teil meiner Arbeit ist nicht das Entwerfen und Realisieren der Objekte, sondern die Überzeugungsarbeit, die bei Projekten mit vielen Beteiligten geleistet werden muss. Damit sich alle das Endprodukt vorstellen können, erstelle ich im Vorfeld kleinere Modelle", verrät der Plastiker.
Im Zuge der Großprojekte, für die oftmals die Hilfe von Technikern und Schlossern benötigt wird, baute sich Burgstaller im Laufe der Jahre ein Netzwerk wertvoller Kontakte auf. Außerdem ist der Bildhauer Mitglied der Künstlergilde Wels und pflegt den Kontakt zu befreundeten Künstlern.
Wirken zu Hause und im Ausland
Überaus gefragt sind Burgstallers kreative Ideen natürlich in seinem Heimatort. In Gallspach sind an nahezu jeder Ecke Werke mit seiner Handschrift anzutreffen, die unter anderem die Volksschule und den Kindergarten zieren. Zudem hat der renommierte Erschaffer von Plastiken mit dem Kreuzweg in der Pfarrkirche ein beachtliches Werk vollbracht. Der elliptische Umgang mit 15 Stationen beginnt und endet gleichermaßen am Altar.
Zu den neuesten abgeschlossenen Projekten zählen zwei Sonnenuhren an der Volksschule Wallern. Bei ihnen wird die Wanderung der geworfenen Schatten im Jahresverlauf aufgrund der Bewegung der Erdachse berücksichtigt.
Dazu gibt der Skulpteur stets seinen Leitspruch preis: "Vorsicht, Sie leben auf einer Kugel!" Damit ist die Erde gemeint, die nie stillsteht.
Die Werke des Metallbearbeiters sind weit über die Landesgrenzen hinaus – wie etwa in Holland – begehrt. Der Atelierbesitzer liebt den abwechslungsreichen Beruf. "Zu Beginn eines Projektes steht die Recherche", sagt er, "das geht bis hin zum Studium von Bibeltexten."
"Ich will Spuren hinterlassen!"
Selbst ohne laufende Aufträge wird dem 56-Jährigen nie langweilig. Gerne widmet er sich einem seiner Privatprojekte, die bisher noch nicht realisiert werden konnten.
Anlässlich des 30-jährigen Bestehens seines Ateliers bereitet sich der Besitzer auf die Tage des offenen Ateliers vor. Sie werden ab dem 20. Oktober stattfinden. An diesen Tagen haben Interessierte die Möglichkeit, die Arbeiten aus nächster Nähe zu betrachten.
Da Handy und Computer Zeiträuber für den kreativen Gestalter darstellen, die ihn vom Arbeiten abhalten würden, wehrt er sich gegen die Digitalisierung. Lediglich über einen Telefon-Festnetzanschluss mit Anrufbeantworter ist Burgstaller erreichbar. Und der vielbeschäftigte Handyverweigerer sagt: "So alt kann ich gar nicht werden, dass ich alle meine Ideen umsetzen könnte."
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Sein Werk
Panem et Circenses
hat uns bei der Übersiedlung ganz schön hergenommen
Nicht nur wegen das Gewicht, sondern wegen der Markierung der Aufhängepunkte.