Eigene Klasse für 32 Asylanten aus Afghanistan
PRAMBACHKIRCHEN / GALLSPACH. 45 Pädagogen des Privatgymnasiums Dachsberg und acht Lehrer vom BORG Grieskirchen unterrichten seit einer Woche 32 Afghanen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren.
Die Asylwerber werden in Gallspach von der Volkshilfe betreut.
Jeder Schüler hat an drei Tagen pro Woche von 9 bis 15 Uhr Unterricht; täglich sind drei Einheiten für Deutsch reserviert. „Den Rest verbringen sie bei Sport, Schach, bei einem Musikprojekt, Zeichnen, Werken oder anderen kreativen Arbeiten. Die jungen Leute sind unwahrscheinlich geschickte Handwerker“, lobt Direktor Pater Ferdinand Karer.
Spontane Hilfe
Er ist mit Professorin Gusti Hohensinner aus Tollet „Vater“ des landesweit einzigartigen Projektes. „Meine ehemalige Kollegin bat mich um einige Stunden Deutsch-Unterricht für die Jugendlichen in Gallspach“, sagt der Schulleiter. Zufällig habe er durch das Buch „Der Drachenläufer“ kurz zuvor viel über Afghanistan und die Kultur des Landes gelesen. „Das hat betroffen gemacht, ich war sofort bereit zu helfen“, sagt Karer.
Bei Gesprächen mit Kollegen kam dann die Idee, für die Burschen im Gymnasium eine eigene Klasse einzurichten. „Nun haben sie eine Tagesstruktur: Wenn jemand keine Aufgabe hat, egal ob Afghane oder Österreicher, wird seine Seele auf Dauer krank.“
45 der 60 Pädagogen in Dachsberg unterrichten nun in ihrer Freizeit. „Aber auch die anderen Lehrer tragen das Projekt mit“, lobt der Schulchef. „Weil sie bei Supplierungen aushelfen.“ Eine Volksschullehrerin und ein im Herbst pensionierter Pädagoge sind ebenfalls mit im Team. Lehrerin Hohensinner begeisterte Kollegen am BORG Grieskirchen.
Auch Analphabeten sind dabei
Einige in der Gruppe sprechen Englisch, andere sind Analphabeten: „Wir müssen wie in der Volksschule unterrichten“, sagt Karer, der „auf Ausdauer auf beiden Seiten hofft“. Vorerst ist der Unterricht bis zum Sommer geplant.
„Ein großartiges Engagement“
Die Volkshilfe betreut die Burschen seit Mitte Dezember. „Ich finde das Engagement großartig. Es taugt den jungen Leuten, es ist fast wie eine normale Schule“, lobt Christian Schörkhuber, Leiter der Volkshilfe-Flüchtlingsbetreuung in Oberösterreich. Dass sich eine ganz Schule hinter so eine Idee stellt, habe er noch nie erlebt. „Das ist nur möglich, weil es eine Privatschule ist: In einer öffentlichen Schule dürften die jungen Afghanen als ,schulfremde Personen’ nicht hinein“, weiß Schörkhuber.
Das Projekt wird auch von Unternehmern unterstützt. Die Initialzündung kam von Wolfgang Prechtl aus Bruck-Waasen. Der Bezirksobmann der Jungen Wirtschaft war Gast beim Maturaball des Gymnasiums, bei dem Karer die Idee vorgestellt hatte.
Für Prechtl war klar: „Es wäre gelacht, wenn die Sache am Transport der Jugendlichen scheitert: Alle Leute helfen so motiviert mit.“ Junge Wirtschaft, Frau in der Wirtschaft und Wirtschaftskammer bemühen sich, den Schulbus zu finanzieren. „Wir brauchen etwa 10.000 Euro“, schätzt Bezirksobmann Laurenz Pöttinger und wirbt: „Alle, die helfen wollen, sind herzlich willkommen.“
Spontan unterstützen Heuberger-Reisen aus Peuerbach und Tabak-Großhändler Moosmayr aus Hofkirchen das Projekt. Auch für Exkursionen und Ausflüge werden noch Sponsoren gesucht.
„Burschen sind sehr dankbar“
Die Afghanen kamen im Dezember ohne ihre Eltern vom Flüchtlingslager Traiskirchen (NÖ) in die Volkshilfe-Betreuung nach Gallspach. Die Asylverfahren laufen noch. „Sie hätten jetzt nur Deutsch-Kurse besucht, aber sonst wenig Tagesstruktur gehabt“, lobt Schörkhuber von der Volkshilfe. „Die Burschen sind sehr freundlich und sehr dankbar, dass sie unterrichtet werden“, sagt Direktor Karer.