Der Eferdinger David-Chor wird 70: Sangeslust mit hohem Anspruch

Von Josef Achleitner   12.Oktober 2018

1948, drei Jahre nach Kriegsende, begann sich das wiedererstandene Österreich langsam zu erholen. Von Aufschwung konnte noch keine Rede sein. In dieser Zeit begann im seit jeher musikbegeisterten Eferding ein ehrgeiziges Projekt, das heuer seinen 70. Jahrestag feiert. Der aus Linz stammende Volks- und Musikschullehrer und Komponist Helmut Eder gründete den nach seinem Lehrer Johann Nepomuk David, dem gebürtigen Eferdinger und nach Anton Bruckner wohl berühmtesten oberösterreichischen Komponisten, benannten Chor.

In der Lehrerbildungsanstalt und an der Musikschule musikalisch gut vorgebildete Kolleginnen und Kollegen sowie talentierte andere Junge begeisterten sich für die Idee, die oft komplexe, nicht einfach zu singende Musik von David und anderen modernen Komponisten zu pflegen. Daneben auch Bach, Mozart und andere Fixsterne am musikalischen Himmel. Es begann mit "Geistlichen Stunden" mit Musik von David und Bach und einem Weihnachtssingen in den ersten Jahren.

Der Eferdinger David-Chor wird 70: Sangeslust mit hohem Anspruch
Die Chorsänger 1951 im Linzer Rathaus. Rechts: Helmut Eder (privat)

Die Chorsänger 1951 im Linzer Rathaus. Rechts: Helmut Eder

Singen fürs Brucknerhaus

Im Sommer 1951 gaben die Chormitglieder ein "Abendsingen im Schloßhof" in Eferding. Der Ertrag ging an den Brucknerbund, "als Beitrag für das geplante Brucknerhaus". Es sollte noch 23 Jahre dauern, bis das Konzerthaus eröffnet wurde. Im November 1951 hatte der David-Chor sein erstes Linzer Konzert. Im Rathausfestsaal bot man Musik von Chorleiter Helmut Eder, von David und von Augustin Kubizek, dem Sohn von Adolf Hitlers Jugendfreund August Kubizek, der in der Zwischenkriegszeit in Eferding im Musikverein Instrumentalisten herangezogen hatte.

Eder war 1962 nicht mehr zu halten. Nach Studien bei David und Carl Orff ging er an das Bruckner-Konservatorium unterrichten, leitete in Linz die Singakademie. 1967 holte die Leitung des Salzburger Mozarteums den inzwischen anerkannten Komponisten. Auf Eder folgten zwei Jahrzehnte und mehr als 100 Konzerte unter dem Hauptschullehrer und -Direktor Wilhelm Pittrof. Dann kam der spätere Staatsopern-Chorleiter Ernst Dunshirn, nach ihm Rudolf Jungwirth (siehe Kasten links) und bis vor zwei Jahren Kurt Dlouhy von der Bruckner-Privatuniversität.

Seit heuer leitet der Linzer Musikpädagoge Stefan Kaltenböck den Chor. "Wir hoffen, ihn halten zu können", sagte Michael Pittrof, Sohn des einstigen Leiters. Der begabte junge Dirigent wird auch von anderen umworben. Mit ihm könnte man Nachwuchs anziehen, denn der frühere Übergang von Jugendchören in den David-Chor funktioniert nicht mehr so.

Höhepunkte in sieben Jahrzehnten gab es viele: 1974 Mitwirkung bei der Eröffnung des Brucknerhauses, Chorreise nach Stuttgart zu Davids 70. Geburtstag, Matthäuspassion von Bach und Brahms-Requiem mit der Evangelischen Kantorei. Oder zuletzt mit vier anderen Chören "The Peacemakers" von Karl Jenkins nach Friedensworten von Ghandi, Mandela, Dalai Lama und anderen.

 

Kleine Stadt, groß in der Musik

Johann Nepomuk David (1895–1977) ist das internationale Aushängeschild der aus Eferding stammenden Musikgrößen. Er komponierte polyphone Musik.

Helmut Eder (1916–2005) war Davids Schüler, anfangs Lehrer, gründete den David-Chor, später Professor am Konservatorium Linz und am Mozarteum in Salzburg. Stand in der ersten Reihe der Komponisten seiner Zeit.

Fridolin Dallinger, der nach wie vor in Eferding lebt, war Lehrer und Pädak-Professor. In der Jugend Schüler Eders. Dallinger zählt zu den großen Komponisten Oberösterreichs, er schrieb große Symphonien und u. a. das Oratorium "Die Donau".

Der in Eferding lebende Komponist, Organist und Musikpädagoge Rudolf Jungwirth schreibt international beachtete improvisatorische, teils experimentelle Musik.