Beim höchsten Haus von Wels wächst Baugerüst in den Himmel

Von Erik Famler   07.März 2016

Mit 78,8 Metern Höhe überragt das Hochhaus in der Maria- Theresia-Straße sämtliche Bauwerke in Wels bei weitem. Nach jahrelangen Streitigkeiten starten heute die lange fälligen Sanierungsarbeiten.

Nach einem rechtlich turbulenten Wechsel der Hausverwaltung im August 2013 übernahm die IV-Immobilien- und Verwaltungs GmbH mit Firmensitz in Schleißheim. Es folgten drei Eigentümerversammlungen, wo mit den Bewohnern ein Sanierungskonzept vereinbart wurde: "Dafür nehmen wir zwischen vier und 4,5 Millionen Euro in die Hand", sagt IV-Geschäftsführer Helmut Ehrengruber.

Die vom früheren Hausverwalter Gerhard Steller anvisierte große Lösung wurde nach dessen Ausscheiden umgehend verworfen. Einen generellen Fenstertausch und das Anbringen von Vollwärmeschutz lehnte die Mehrzahl der 166 Wohnungseigentümer aus Kostengründen ab.

Die Sanierung der Fassade beschränkt sich nun im Wesentlichen auf eine sachgemäße Entfernung der Mauerrisse, einen neuen Anstrich mit Strukturfarbe und einem Erneuern der Balkone. An der Süd- und Westseite wird ab heute ein Gerüst hochgezogen. "Nach der Fertigstellung auf beiden Seiten setzen wir im Norden und Osten die Arbeiten fort. Die Farbgebung bleibt dezent. Bei der Neugestaltung orientieren wir uns uns an der alten Fassadenoptik", so Ehrengruber. Der Abschluss der Außensanierung ist für Ende Oktober geplant.

Eingerüstet war das 50 Jahre alte Gebäude zuletzt in den 1980er Jahren. Schon damals wurden Betonschäden behoben und das bis in die 1970er Jahre höchste Gebäude Oberösterreichs mit neuem Anstrich versehen. Die Arbeiten im Inneren des 26 Stockwerke hohen Gebäudes beschränken sich auf Dach und Keller. Dort wird aber kräftig umgerissen. "Die Leitungen zu den sechs Versorgungsschächten werden ausgewechselt. Der Dachbereich wird saniert", skizziert der IV-Geschäftsführer.

Neues Brandschutzkonzept

Neu ist auch ein Brandschutzkonzept. Bis zum 13. Stockwerk reicht die höchste Feuerwehrleiter. Bisher war vorgesehen, die Bewohner unter anderem über Balkonleiter zu evakuieren: "Weil viele Wohnungseigentümer inzwischen 80 Jahre und älter sind, wurde diese Möglichkeit verworfen", sagt Ehrengruber.

Im Brandfall werden die Stiegenhäuser mit Ventilatoren unter Druck gesetzt, damit sie vor Rauchentwicklung geschützt sind. Die Evakuierung aus den höheren Etagen ist mit Aufzügen geplant. Betrieben werden die Lifte mit einer sicheren Stromquelle.

Baudirektor Karl Pany zeigt sich erleichtert, dass die Sanierung endlich in Angriff genommen wird: "Es war keine Gefahr in Verzug, es gab aber Sicherheitsmängel, die nun behoben werden." Zugleich bedauert Pany das Scheitern einer großen Sanierung: "Ein Vollwärmeschutz hätte energetisch Sinn gemacht. Den Eigentümern war er leider zu teuer."

 

Daten und Fakten

Vor 50 Jahren zogen die ersten Bewohner in das 78,8 Meter hohe Wohngebäude zwischen Maria-Theresia-Straße und Messegelände. Die Pläne gehen auf das Jahr 1956 zurück, 1962 war Baubeginn. Nach zwei Jahren wurden die Bauarbeiten unterbrochen, es gab einen Streit um die Kosten. Damals zählte der Rohbau 18 Stockwerke. 1965 war Gleichenfeier. 1966 intervenierte die Baubehörde und verweigerte dem Verein der Wohnungsfreunde als Bauherrn die Benützungsbewilligung. Im Oktober 1966 wurde das Haus schließlich freigegeben. Das Maria-Theresia-Hochhaus, kurz „Maresi“, zählt 160 Wohnungen mit rund 150.000 m² Fläche. Beheizt wird das Gebäude mit Fernwärme.