Wechsel: Wo künftig neue Bürgermeister regieren
Mit rund 25.000 Einwohnern ist Traun die fünftgrößte Stadt Oberösterreichs. Sie wird nun erstmals von einem VP-Bürgermeister regiert. Der ehemalige Stadtmarketing-Chef Karl-Heinz Koll (VP) setzte sich in der Stichwahl mit 53,9 Prozent gegen Amtsinhaber Rudolf Scharinger (SP) durch. Seit 1945 hatten in Traun ausschließlich SP-Bürgermeister regiert. "Damit haben wir jedenfalls Geschichte geschrieben", sagt Karl-Heinz Koll, bei dem die Freude über das gestrige Wahlergebnis groß ist. Wichtig sei aber nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft von Traun, so der Wahlsieger: "Es gibt viele Bereiche, die wir angehen müssen."
In Ansfelden (17.500 Einwohner) verliert die SPÖ den Bürgermeistersessel an die FPÖ. Der blaue Kandidat Christian Partoll setzte sich mit 59,9 Prozent gegen den amtierenden SP-Bürgermeister Manfred Baumberger durch. Auch in Ansfelden hatten in der Zweiten Republik bisher nur SP-Bürgermeister regiert. "Das ist natürlich ein gutes Gefühl", sagt Partoll. Nachsatz: "Den Menschen ist die Farbe aber egal, die wollen, dass man seriös und ehrlich für sie arbeitet." Grund zur Freude hat die FPÖ auch in der Nachbargemeinde Pucking (4000 Einwohner): Dort regiert künftig Thomas Altof als Bürgermeister. Er setzte sich mit 57,6 Prozent gegen den amtierenden Bürgermeister Robert Aflenzer (VP) durch.
Traun und Ansfelden gingen verloren, mit Vöcklabruck (11.900 Einwohner) gewinnt die SPÖ dafür eine bisherige schwarze Hochburg – und das ganz klar. SP-Kandidat Peter Schobesberger setzte sich mit 67,8 Prozent gegen die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth Kölblinger durch. Vöcklabruck war seit 1945 in VP-Hand. Kölblingers Vorgänger Herbert Brunsteiner, der das Amt 2020 an seine Nachfolgerin übergeben hatte, hatte 2015 69,9 Prozent im ersten Wahlgang geschafft.
Auch die Bezirkshauptstadt Freistadt (8000 Einwohner) kannte bisher nur VP-Bürgermeister. Jetzt kommt mit Christian Gratzl ein SP-Bürgermeister. Auch er setzte sich mit 59,4 Prozent überraschend klar gegen die amtierende VP-Bürgermeisterin Elisabeth Teufer durch.
Mit Schärding (5200 Einwohner) gewann die SPÖ eine weitere Bezirkshauptstadt von der ÖVP. Dabei hatten nur wenige damit gerechnet, dass Langzeitbürgermeister Franz Angerer (VP) gegen seinen SP-Herausforderer Günter Streicher verlieren würde. 2015 waren die beiden schon gegeneinander angetreten, damals war Angerer noch vorne gelegen. Heuer ging der Sieg mit 53,1 Prozent an Streicher.
Auch Eferding (4300 Einwohner) geht für die ÖVP verloren. Dort hatte 2015 Severin Mair österreichweit Aufsehen erregt, als er mit erst 22 Jahren jüngster Bürgermeister Österreichs wurde. Jetzt unterlag der VP-Politiker in der Stichwahl seinem SP-Herausforderer Christian Penn, der sich mit 60,4 Prozent durchsetzte. 2015 hatte die SPÖ den Bürgermeistersessel in Eferding an die ÖVP verloren.
Eine SP-Bürgermeister-Tradition geht dagegen in Mattighofen (7100 Einwohner) zu Ende. Dort schaffte Langzeitbürgermeister Friedrich Schwarzenhofer (SP) die Wiederwahl nicht mehr. Der neue Bürgermeister heißt Daniel Lang (VP), er erreichte 61,51 Prozent. Mit Lang stellt die ÖVP in der traditionellen SP-Hochburg erstmals den Bürgermeister.
Den ersten SP-Bürgermeister seiner Geschichte bekommt Gallneukirchen (6600 Einwohner). Sepp Wall-Strasser gewann in der Stadtgemeinde nordöstlich von Linz die Stichwahl mit 60,5 Prozent gegen den amtierenden Bürgermeister Helmut Hattmannsdorfer (VP).
In der Stadt Peuerbach (4700 Einwohner) war Wolfgang Oberlehner seit 2001 Bürgermeister. Gestern endete diese Ära. Der VP-Politiker verlor in der Stichwahl gegen Bürgerlisten-Kandidat Roland Schauer, der 57,3 Prozent erreichte.
In Ottnang am Hausruck (3900 Einwohner) hatte die SPÖ 2015 das Bürgermeisteramt an die ÖVP verloren. Jetzt hat Peter Helml den Bürgermeistersessel für die SPÖ mit 64 Prozent zurückerobert. Der amtierende Bürgermeister Friedrich Neuhofer (VP) hatte das Nachsehen.
In Sankt Georgen/Gusen (4400 Einwohner) verlor SP-Bezirksparteichef Erich Wahl das Bürgermeisteramt an seinen VP-Herausforderer Andreas Derntl, der sich in der Stichwahl mit 53,9 Prozent gegen den langjährigen Bürgermeister Wahl durchsetzte. Auch hier geht eine langjährige SP-Bürgermeister-Tradition zu Ende.
In Buchkirchen (4000 Einwohner) unterlag VP-Bürgermeisterin Regina Rieder überraschend deutlich ihrem SP-Konkurrenten Nikon Baumgartner, der 57,6 Prozent erreichte.
Auch in Pichl bei Wels (2900 Einwohner) hatte die bisherige VP-Bürgermeisterin Gabriele Aicher das Nachsehen. Dort wird künftig SP-Kandidat Franz Scheiböck regieren.
Über ihren ersten Bürgermeister in Oberösterreich freuen sich die Grünen: In Attersee (1600 Einwohner) wird künftig Rudi Hemetsberger regieren. Der designierte grüne Landtagsabgeordnete setzte sich mit 59,9 Prozent gegen VP-Kandidat Philip Weissenbrunner durch. Der bisherige SP-Bürgermeister von Attersee, Walter Kastinger, war nicht mehr zur Wahl angetreten. Erwin Emhofer, der von der SPÖ ins Rennen geschickte Nachfolgekandidat, hatte es nicht in die Stichwahl geschafft. Hemetsberger ist der erste offiziell grüne Bürgermeister im Land. Mit Ulrike Böker hatte die grünnahe Bürgerliste ProO in Ottensheim freilich von 2003 bis 2015 eine Bürgermeisterin gestellt.
Eine noch viel längere Bürgerlistentradition hat Steyregg (4900 Einwohner). In der Linzer Nachbargemeinde stellte die von Josef Buchner gegründete Bürgerliste SBU seit 1997 den Bürgermeister. Gestern endete diese Tradition. SP-Kandidat Gerhard Hintringer setzte bei seinem dritten Antreten zur Bürgermeisterwahl mit 51,3 Prozent gegen SBU-Kandidat David Lackner durch und freut sich, "dass ich nun Vollgas geben kann". Der amtierende Bürgermeister Johann Würzburger (SBU), der 2012 auf Josef Buchner gefolgt war, ist heuer nicht mehr zur Wahl angetreten.
In Raab (2300 Einwohner) im Bezirk Schärding kann eine Bürgerliste dagegen jubeln. Die Unternehmerin und ehemalige VP-Politikerin Agnes Reiter, die für die Liste Raab kandidiert, setzte sich mit 50,8 Prozent knapp gegen VP-Kandidat Alois Mayr durch. Der bisherige FP-Bürgermeister Josef Heinzl war nicht mehr angetreten. Der von der FPÖ als Nachfolger vorgesehene Kandidat Leopold Brunnbauer hatte es nicht in die Stichwahl geschafft.