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Warum die Meldeplattform für Erntehelfer einen Fehlstart hingelegt hat

Von Alfons Krieglsteiner   10.April 2020

Mariella Istok aus Kefermarkt zum Beispiel. Als sie in Kurzarbeit gehen musste, hat sie sich beworben. Sie wuchs auf einem Bauernhof auf, daheim pflegt sie einen großen Gemüsegarten. Die Voraussetzungen für einen Nebenjob als Erntehelferin sollten also gegeben sein. Doch seit mehr als zwei Wochen wartet sie vergeblich auf eine Antwort. "Dabei wäre es doch notwendig, die Datenbank sehr zeitnah zu sichten und die Passenden zu kontaktieren", schreibt ihr Gatte Ulrich den OÖN.

Ähnlich die Erfahrungen von OÖN-Leser Klaus Bartl. "Mein Sohn und ich sind arbeitslos und haben uns als Erntehelfer angeboten", schreibt er. Nach drei Tagen sei ein "Danke für die Bewerbung" eingelangt – seither herrsche Funkstille. "Ich habe jahrelang auf einem Bauernhof gelebt und mitgearbeitet", schreibt der ehemalige Milizsoldat des Bundesheeres. "Arbeiten, die in der Landwirtschaft anfallen, kann ich zum Teil bereits, anderes kann man lernen, aber unser System lässt mich und meinen Sohn nicht helfen."

Angebot übertrifft den Bedarf

"Mit der Plattform und diversen Inseraten hat man viele Menschen animiert, sich als Erntehelfer zu melden", sagt Stefan Hamedinger, Geschäftsführer des Verbandes der oö. Obst- und Gemüseproduzenten, Sektion Gemüse. Das Angebot übertreffe den aktuellen Bedarf bei Weitem. "Der Aufruf kam zu einem Zeitpunkt, als ein Bedarf nur in klimatisch begünstigten Regionen wie dem Tiroler Unterland gegeben war, wir sind mehrere Wochen später dran."

Bis Mittwoch wurden 2500 Oberösterreicher auf der Plattform registriert. Doch nur 50 Bauern hätten Bedarf angemeldet, die meisten davon nicht aktuell, sondern um für die Saison vorausplanen zu können, sagt Hamedinger. Es sei davon auszugehen, dass die Produzenten die benötigten Erntehelfer zu 80 Prozent aus dem ausländischen "Stammpersonal" rekrutieren würden. Denn bei der Ernte sei viel Know-how gefragt: Man müsse die Handgriffe beherrschen, mit den Erntemaschinen umgehen können, Packungsgrößen und Einwiegen abschätzen. Hinzu komme, dass manche Einheimische von falschen Lohnvorstellungen ausgingen.

Deutschland hat beschlossen, das ausländische Stammpersonal an Erntehelfern einfliegen zu lassen. "Wir versuchen es jetzt als Pilotprojekt mit Rumänen", so Hamedinger. Tirol macht kommende Woche den Anfang. Die Helfer müssen nach ihrer Ankunft zwei Wochen in Quarantäne. Kommende Woche werden die übrigen Bundesländer über eigene "Luftbrücken" aus Rumänien entscheiden.

Im Mai ist die Haupternte bei den Erdbeeren. "Dann haben wir bis Juli großen Bedarf an Erntehelfern", sagt Andreas Hoffelner, Erdbeerbauer aus Kremsmünster.

Das Stammpersonal aus der Ukraine oder Rumänien wäre erste Wahl, "auch einheimische Helfer sind willkommen". Schon diese Woche werden in Kremsmünster Anmeldungen gesammelt. Zehn Personen haben bereits Interesse bekundet. Über das AMS und seit Mittwoch kommen erste Anmeldungen über die Plattform dazu. "Kommende Woche werden wir die Bewerber einladen und Vorgespräche führen", sagt Hoffelner. Kriterien für die Aufnahme sind etwa Mobilität, körperliche Fitness und möglichst die Bereitschaft zu drei Monaten Vollzeitarbeit.

Dass sich der Bedarf an Erntehelfern derzeit noch in Grenzen hält, bestätigt auch Rudolf Lindinger junior vom Spargelhof in Pupping: "Wir sind noch in der Frühsaison, da finden wir gerade noch das Auslangen, wenn die ganze Familie zupackt", sagt er. Aber in den nächsten Wochen wird der Bedarf steigen. "Wir haben seit 20 Jahren dasselbe Stammpersonal aus Polen, das würden wir bevorzugen." Ende April sollte der Mitarbeiterpool feststehen. Auch heimische Helfer seien eine Option. Das bestätigt auch Johannes Schiefermüller, Obstbauer aus Buchkirchen. "Aber bei ihnen besteht halt öfter das Problem, dass sie nur an gewissen Tagen kommen können und erst mühsam eingeschult werden müssen." Mit zwei Helfern kommt Schiefermüller derzeit über die Runden. Denn die Frühkirschenernte hat wegen der Kälteperiode nur mäßige Erträge gebracht. Im Juni beginnt die Hauptsaison: "Bis dahin hat sich die Lage hoffentlich entspannt." Arbeitsgenehmigungen für die Stammkräfte aus Polen und dem Kosovo seien bereits erteilt worden. Nun müssen sie auch ins Land kommen. "Über einen Luftkorridor wie in Deutschland", hofft Schiefermüller.

"Die Bereitschaft, bei den anstehenden Arbeiten auf den Feldern zu helfen, ist unerwartet groß", sagt Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (VP). Die Anmeldungen würden laufend verarbeitet, Verzögerungen bei den Antworten seien nicht vermeidbar. In Oberösterreich werde der Arbeitsaufwand Woche für Woche größer: "Darum verstehe ich auch die landwirtschaftlichen Betriebe, die ihre eingespielten Teams an Erntehelfern vorziehen." Falls sie diese einfliegen lassen, dann auf eigene Rechnung, so Hiegelsberger.

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28. März 2024