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Von Eggelsberg bis in den Libanon: Die lange Reise von Kalb 2041

Von nachrichten.at/apa   20.Februar 2020

14.923 Tiertransporte hat es im Jahr 2017 mit dem Ursprungsland Österreich gegeben. Davon waren knapp 27 Millionen Tiere betroffen, wie die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" am Mittwoch basierend auf einer parlamentarischen Anfrage der "Liste JETZT" mitteilte. Die NGO kritisierte vor allem, dass nicht immer auszuschließen ist, dass Tiere letztlich in Drittstaaten landen.

Einen derartigen Fall hat derzeit der Verein gegen Tierfabriken (VgT) dokumentiert: Kälber aus Österreich, darunter offensichtlich auch Tiere aus Oberösterreich, wurden nach Spanien exportiert, von wo aus sie in den Libanon transportiert und dort geschlachtet wurden. Eine tausende Kilometer lange Reise, unter unvorstellbaren Bedingungen, bis hin zur Tötung bei vollem Bewusstsein, wie der VgT kritisierte.

Laut VgT kam Kalb 2041 aus einem Betrieb in Oberösterreich.

"Mehr als erschreckend"

"Vier Pfoten"-Direktorin Eva Rosenberg bezeichnete die Zahl der grenzüberschreitenden Tiertransporte als "mehr als erschreckend" und kritisierte: "Das System kann nur als pervers bezeichnet werden. Wie kann es eine Normalität und vor allem lukrativ sein, Tiere lebendig über zigtausende Kilometer, oft wochenlang, durch mehrere Länder zu transportieren?"

Wie unter anderem in der aktuellen ZDF-Doku "Tiertransport grenzenlos" gezeigt wurde, werden Kälber auch aus oberösterreichischen Betrieben über Spanien bis in den Libanon transportiert. Im TV-Bericht sieht man ein Tier mit einer Ohrmarke aus Eggelsberg (Bezirk Braunau), dem im Libanon bei vollem Bewusstsein die Kehle aufgeschlitzt wird. Zuvor musste das Kalb mit der Nummer 2041 monatelange Strapazen ertragen. 

Video: Internationalen Tierschutzorganisationen ist es gelungen, den Weg der Milchkälber anhand von Ohrmarken zu rekonstruieren

Bilder, die auch für Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler schwer zu ertragen sind. "Es ist absolut unfassbar, was man da sieht. Die Tierqualtransporte fahren ja fast vor unserer Haustür vorbei nach Bergheim (Sbg.), wo im konkreten Fall das gerade einmal zwei Wochen alte Kalb umgeladen und unversorgt tagelang bis nach Spanien transportiert wurde. Dort sei es einige Monate gemästet und dann auf ein Frachtschiff Richtung Libanon gebracht worden", sagt die Innviertler Tierschützerin. 

"Tiere sind keine Dinge"

Nach Bekanntwerden der Fälle schaltete sich am Donnerstag der auch für Tierschutz zuständige Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) ein. Am 17. März sollen Vertreter von Sozial- und Landwirtschaftsministerium sowie betroffener Behörden und Tierschützer zu einem Gipfeltreffen gegen Tierleid zusammenkommen. 

"Jeder Mensch, der weiß, dass Tiere keine Dinge, sondern Lebewesen sind, mit Gefühlen und Empfindungen, wird von den Bildern und Zuständen zutiefst erschüttert sein. So geht es auch mir", sagte Anschober. "Denn ich bin ein Tierschützer. Ich werde daher die Tierschutzorganisationen, Behörden und Landwirtschaft zu einem Gipfelgespräch einladen, um die Fakten und Handlungsmöglichkeiten zu überprüfen." Es sollten Verbesserungen in Österreich definiert und auch "die notwendigen Änderungen auf EU-Ebene außer Streit gestellt werden".

Köstinger für  EU-weites Exportverbot

"Tierschutz darf nicht an Österreich Außengrenzen enden. Daher muss auch das EU-Recht dringend überprüft und reformiert werden", betonte der Minister. In dieselbe Kerbe schlägt auch Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Sie wünscht sich ein EU-weites Exportverbot von Schlachtvieh in Drittstaaten. Angesichts der Diskussion um Tiertransporte sagte die Ressortchefin: "Unsere Bauern haben nichts falsch gemacht." Sie hätten sich vielmehr "an unsere strengen Regeln gehalten, Österreich hat deutlich strengere Vorschriften für Schlachttiertransporte als viele EU-Staaten".

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28. März 2024