„Vergesst Länder wie den Jemen nicht“
Bernadette Schober aus Roßleithen ist für Ärzte ohne Grenzen im Jemen.
Eigentlich sollte man von Roßleithen und der schönen Bergwelt gar nicht weg“, sagt Bernadette Schober. Dennoch zog es die Oberösterreicherin schon bald in die Ferne. Sie studierte in Wien Anthropologie, begann ihre Berufskarriere mit Sozialarbeit und beschäftigte sich mit den Konflikten im sozialen Wohnraum. Sie war drei Jahre im Südsudan und ist seit 2017 nun schon zum dritten Mal im Jemen. „Das ist genau das, was ich wollte“, sagt die 38-Jährige, die seit Juni 2020 den Jemen-Einsatz für Ärzte ohne Grenzen leitet.
Nach sechs Jahren Bürgerkrieg zeigen sich hier inmitten der Corona-Pandemie die verheerenden Konsequenzen des Konflikts. 50 Prozent der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen seien nicht mehr zugänglich, „vor allem in ländlichen Gebieten ist ein genereller Kollaps des Gesundheitssystems zu beobachten“, berichtet Schober, die ihr Büro in der Hauptstadt Sanaa hat. Gut behandelbare Krankheiten könnten im Jemen zu schweren Komplikationen führen. Es gibt immer wieder aufflammende Epidemien wie Cholera, Masern, Polio und Diphtherie.
„Die größte Herausforderung ist für mich zu entscheiden, wo man Unterstützung anbietet. Es gibt so viel, was man hier machen könnte“, sagt Schober. Offizielle Corona-Zahlen gebe es keine und das Testen sei extrem schwierig. Nach einer ersten Welle vor einigen Monaten habe das Land zwar Schutzmaßnahmen getroffen. In Hinblick auf die Impfung appelliert Schober an die globale Gemeinschaft, Länder wie den Jemen nicht zu vergessen.
4500 nationale und rund 120 internationale Mitarbeiter sind für Ärzte ohne Grenzen im Jemen tätig. „Meine Freizeit ist hier sehr limitiert, es gibt viel Arbeit, die zu erledigen ist. Pause machen wir dann nachher“, sagt die 38-Jährige. In Sanaa fühlt sie sich sehr sicher, wir gehen auch in Restaurants. „Zumindest einmal pro Woche versuchen wir rauszukommen und besuchen die sehr schöne Altstadt, ein Weltkulturerbe.“
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