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"Unsere Welt steht still": Woodstock der Blasmusik nach tödlichem Unfall abgesagt

Von Judith Pointner und Robert Stammler, 04. Juni 2021, 22:57 Uhr
Der Unfall passierte auf der Donaustraße bei Baumgartenberg. 

BAUMGARTENBERG/ORT IM INNKREIS. Zwei Tote und fünf teils schwer Verletzte: Der Verkehrsunfall im Mühlviertel auf der B3 zwischen Saxen und Baumgartenberg (Bezirk Perg) hat auch im Innviertel Schockwellen ausgelöst. Jene zwei Männer, die bei dem Unfall starben, gehörten zum Team des Musikfestivals "Woodstock der Blasmusik".

Nicht nur in den Heimatgemeinden im Bezirk Ried, wo Thomas G. (48) und Sascha S. (29) lebten, ist die Bestürzung groß. Die beiden Todesfälle sind auch ein schwerer Schlag für das beliebte Innviertler Woodstock der Blasmusik.

Denn die ums Leben gekommenen Männer galten als wichtige Stützen in der Organisation der beliebten Musikveranstaltung, die auch international ein Begriff ist. Der 29-Jährige war als Eventmanager tätig, der 48-Jährige war ein gefragter Handwerker.

„Am Donnerstag wurden zwei unserer besten Freunde aus unserer Mitte gerissen. Zwei geliebte und geschätzte Mitglieder unserer verschworenen Familie sind nicht mehr“, ist auf der Woodstock-Homepage zu lesen. Es sei ein „Unglück, das wir noch nicht einmal im Ansatz begreifen können“. Das Anfang Juli geplante Festival wurde „zur Gänze abgesagt“. Die Tickets werden rückerstattet.

Zwei Hubschrauber im Einsatz

Die achtköpfige Gruppe wollte das verlängerte Wochenende noch einmal für einen Ausflug nützen, um zusammen Zeit zu verbringen. Denn das anstehende Festival hätte eine arbeitsreiche Zeit mit sich gebracht.

Die Gruppe war mit Oldtimer-Mofas der Marke Puch unterwegs, begleitet wurden sie von einem Servicefahrzeug, um notfalls auch Reparaturen durchführen zu können. Die fröhliche Ausfahrt hätte ihr Ziel in Grein gehabt.

Doch dazu kam es nicht. Die Zweiradfahrer hatten gegen 16.40 Uhr in Saxen bei einer landwirtschaftlichen Zufahrt Halt gemacht, um eine Pause einzulegen. Plötzlich näherte sich auf dem geraden und von allen Seiten gut einsehbaren Straßenstück ein Auto. Aus unbekannter Ursache kam der Lenker (64) aus dem Bezirk Perg von der Fahrbahn ab und rammte ungebremst sieben Mofafahrer. Sie wurden in das angrenzende Feld geschleudert. Auch das Auto fuhr noch 25 Meter weiter, bis es auf dem Feld zum Stillstand kam. Der Fahrer und seine Ehefrau erlitten einen Schock.

Ein Augenzeuge schlug Alarm, sodass rasch mehrere Notärzte, Rettungsteams und zwei Hubschrauber zur Stelle waren. Die Verletzten wurden in Krankenhäuser in Linz, Amstetten und Steyr eingeliefert.

Ihnen ging es am Freitag den Umständen entsprechend, wie ein OÖN-Rundruf ergab. Ein 29-jähriger Patient befinde sich auf der Normalstation, hieß es aus dem Kepler Uniklinikum in Linz. Auch aus dem UKH hieß es, der eingelieferte Patient (34) sei operiert worden, es bestehe aber keine Lebensgefahr. Das Klinikum Amstetten teilte nur mit, dass „drei Personen stationär“ aufgenommen worden seien. Für den 29-Jährigen und den 48-jährigen Innviertler kam aber jede Hilfe zu spät. „Unsere ganze Gemeinde ist sehr betroffen“, sagt Johann Leherbauer, der Bürgermeister von Senftenbach zum tragischen Tod von Thomas G. Denn der Installateur habe sich für das soziale Miteinander sehr engagiert. „Er war sehr hilfsbereit, hat geholfen, wo er konnte“, so der Ortschef. Zum Beispiel, wenn geschickte Hände beim Aufbau von Festen gebraucht wurden. Der 48-Jährige hinterlässt seine Frau und zwei Stiefkinder.

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Auch Sportverein trauert

Der 29-jährige Sascha S. stammte aus St. Martin im Innkreis. Dort engagierte er sich auch in der Alpinsport-Sektion der Union St. Martin, wo er als Schriftführer tätig war. „Die Trauer ist sehr groß“, heißt es aus dem Sportverein. „Er war ein netter Kerl, hat mit allen gut gekonnt. Vor allem mit Kindern konnte er hervorragend umgehen“, hieß es dort.

Staatsanwaltschaft ermittelt, wie der Unfall passierte

Nach dem tödlichen Unfall am Donnerstag hat die zuständige Staatsanwaltschaft Linz Ermittlungen aufgenommen. Es gehe um den Verdacht der fahrlässigen Tötung bzw. fahrlässigen Körperverletzung, sagte Behördensprecherin Ulrike Breiteneder auf Anfrage der OÖN. Das Unfallauto sei sichergestellt worden, damit der Hergang ermittelt werden kann. Es sei nicht ausgeschlossen, dass auch KfZ-Gutachten eingeholt werden, sagte die Staatsanwältin.

Warum der 64-jährige Autofahrer auf der geraden Strecke plötzlich von der Fahrbahn abkam und mit der Mofa-Gruppe, die bei einer Zufahrt haltgemacht hatte, kollidierte, ist unbekannt. Die Polizei führte einen Alkotest durch, doch dieser war negativ. Der Pensionist habe bei dem Unfall einen Schock erlitten und sei in ein Spital gebracht worden. Bisher sei er noch nicht einvernommen worden, hieß es am Freitag.

Berührendes Posting

Die Absage des Festivals gaben die Veranstalter am Freitagnachmittag auf ihren Online-Kanälen bekannt. Der 29- und der 48-Jährige, die noch an der Unfallstelle ihren schweren Verletzungen erlegen waren, gehörten zum Team der Organisatoren. 

Es sind bedrückende Worte, die unter einem Bild von zwei Kerzen auf schwarzem Hintergrund zu lesen sind. "Zwei geliebte und geschätzte Mitglieder unserer verschworenen Familie sind nicht mehr. Unsere Welt steht still", teilten die Veranstalter am frühen Freitagnachmittag auf Facebook mit.

"Galt unsere Sorge seit geraumer Zeit der Durchführung und dem Fortbestand unseres Festivals, so ist diese Sorge im Nebel der Bedeutungslosigkeit verschwunden", heißt es in dem berührenden Posting weiter. Die unfassbare Tragödie sei ein Unglück, das man noch nicht einmal im Ansatz begreifen könne. 

Das "Woodstock der Blasmusik", das von 1. bis 4. Juli in Ort im Innkreis (Bezirk Ried im Innkreis) stattfinden hätte sollen, ist daher zur Gänze abgesagt. Alle Tickets werden rückerstattet. Die Organisatoren baten um Pietät, Mitgefühl und Verständnis: "Wir benötigen jetzt erst einmal Zeit". 

"Unfassbare Tragödie"

Zahlreiche OÖN-Leser bekundeten auf Facebook ihre Anteilnahme. "Eine unfassbare Tragödie. Unser aufrichtiges Beileid gilt allen Hinterbliebenen. Auch den Verletzten wünschen wir baldige und gute Besserung", schreibt ein Nutzer zu dem Beitrag. "Mein tiefstes Mitgefühl an die Angehörigen", schreibt ein anderer. Vielfach wurde auch den Einsatzkräften, die an Fronleichnam den vielleicht schwersten Einsatz ihres Lebens absolvieren mussten, Dank aus- und Kraft zugesprochen. 

60.000 Fans im Jahr 2019

Seit 2011 lockt das Woodstock der Blasmusik im Sommer zahlreiche Musikbegeisterte ins Innviertel. Aus einem kleinen Open Air mit 25 Acts auf einer Wiese in Kopfing wurde in den vergangenen Jahren ein riesiges Musikfestival, das im Jahr 2019 60.000 Fans aus ganz Europa anzog. Im Corona-Jahr wurde die Veranstaltung ins Netz verlagert, heuer hätte man unter dem Motto "Peace, Love und Blasmusik" zehnjähriges Jubiläum feiern wollen. 

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Autorin
Judith Pointner
Redakteurin Online
Judith Pointner
Autor
Robert Stammler
Redakteur Land und Leute
Robert Stammler
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