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Umwidmung für Villa eines Saudi-Prinzen: Bürgermeister vor Gericht

26. November 2024, 14:19 Uhr
AUT, Fototermin, Themenbild, Reportage
Der ehemalige Bürgermeister einer Gemeinde am Mondsee steht wegen unzulässiger Geschenkannahme und Amtsmissbrauchs vor Gericht Bild: Albin Schuster (Albin Schuster)

WELS.  Weil er für eine nicht rechtskonforme Umwidmung seit 1998 jährlich einen fünfstelligen Eurobetrag von einem saudi-arabischen Prinzen für die Gemeindekassa angenommen haben soll, steht seit Dienstag ein ehemaliger ÖVP-Bürgermeister aus dem Bezirk Vöcklabruck in Wels wegen unzulässiger Geschenkannahme und Amtsmissbrauchs vor Gericht.

Der Staatsanwalt erklärte den Schöffen zunächst die Grundzüge der Raumplanung: "Stellen Sie sich vor, Sie haben eine grüne Wiese geerbt." Die meisten in dieser Lage würden sich wohl wünschen, dass aus der Wiese Bauland wird. Wenn es sich um ein Grundstück im Grünen handle, ohne Anbindung an den Ort, sei das aber rechtlich nicht möglich, schon gar nicht für einen Zweitwohnsitz. Ein möglicher Weg, das Gesetz zu umgehen, wenn man viel Geld habe: "Dann sagen wir einfach, es wird ein Hotel." 

Und so soll es im Fall des saudischen Prinzen gewesen sein. Über einen Vermittler - einen bekannten ehemaligen Industriellen -  sei 1998 vereinbart worden, dass der Prinz für eine Änderungswidmung - von Grünland in Bauland mit Sonderbetrieb Tourismus - einmalig mehr als fünf Millionen Schilling (rund 364.000 Euro) und dann jährlich 500.000 Schilling (36.336,42 Euro) bzw. später 50.000 Euro per anno an die Gemeinde zahlt. Die Tourismuswidmung sei "vorgeschoben" und das Anwesen ein Zweitwohnsitz gewesen. Und "das viele Geld hat Einfluss auf das Abstimmungsverhalten genommen", so der Anklagevertreter.

Bezirkshauptmann  brachte Ermittlungen ins Rollen

Die Ermittlungen wurden durch eine Anzeige der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck im Rahmen der Gemeindeprüfung ausgelöst. Der Angeklagte, der bis 2021 im Gemeinderat - 13 Jahre davon als Ortsoberhaupt - saß, muss sich nun vor Gericht verantworten, weil die Zahlungen bis in die 2020er-Jahre weiterliefen, erklärte der Staatsanwalt. Was die anderen Beteiligten - den Vermittler des Deals, der frühere Ortschef und die anderen Gemeinderäte - angeht, sei die Sache verjährt. Der Prinz ist für die Behörden derzeit nicht greifbar und "wir wissen zu wenig über ihn".

"Der Angeklagte hat als Bürgermeister jahrelang zugesehen, wie diese Villa von dem Prinzen widmungswidrig verwendet wird", nämlich als Ferienvilla für seine Familie und nicht als Hotel, sieht der Staatsanwalt neben der Geschenkannahme zudem Amtsmissbrauch.

"Königliche Familie" gerne im Ort gesehen

"Das Merkmal der Heimlichkeit, das die Korruption auszeichnet, fehlt völlig", entgegnete der Verteidiger, der von einer "Betriebsansiedlung" sprach, denn das Anwesen sei sehr wohl als Hotel geplant gewesen. Zudem habe jeder Bescheid gewusst und die Bevölkerung sei in einer Volksbefragung mit 53 Prozent dafür gewesen, das sei "direkte Demokratie". Sein Mandant betonte die wirtschaftlichen Aspekte, die es auch für das Land wünschenswert gemacht hätten, dass die "königliche Familie" hier residiert.

Der Richter ging mit dem Angeklagten diverse Protokolle durch. Diese zeigen, dass es vor der Umwidmung mehrere negative Stellungnahmen u.a. aus Sicht der überörtlichen Raumplanung, des Natur- und Landschaftsschutzes gegeben habe. Offenbar war gegenüber dem Amt der oberösterreichischen Landesregierung auch mehrmals auf die "Wertschöpfungsabgabe" von fünf Millionen Schilling hingewiesen worden. Über dieses Geld und auch die jährliche Zahlung von 500.000 Schilling hatten damals Medien berichtet und eine Anfrage im Landtag hatte sich mit der Causa der Umwidmung befasst.

Bekannter Unternehmer soll Deal eingefädelt haben

In einem Schreiben an das Land war offenbar auch die Rede davon, dass das Hotel eine "anspruchsvolle Gästestruktur" aufweise und daher ein Abstand zu anderen Bauten sinnvoll wäre. Nach einem Lokalaugenschein sei dann ein Hofrat der Baurechtsabteilung zu dem Schluss gekommen, dass die Situation nicht so dramatisch sei wie von anderen Stellen beurteilt. Letztlich wurde die Umwidmung vom Land genehmigt. Im Laufe des Tages sollen noch Zeugen gehört werden, u.a. auch jener namhafte Unternehmer und Grundeigentümer aus der Region, der den Deal eingefädelt haben soll.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Bei Verurteilung drohen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren Haft. Die ÖVP Oberösterreich teilte auf Anfrage mit, der Angeklagte sei einfaches Parteimitglied und bekleide in der Landespartei keinerlei Funktion. Landesgeschäftsführer Florian Hiegelsberger verwies auf die Unschuldsvermutung im laufenden Verfahren, nach einem Urteil werde man die Situation "gegebenenfalls neu bewerten".

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14  Kommentare
14  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
LiBerta1 (4.245 Kommentare)
am 27.11.2024 10:35

Das Bild, das beim anderen Artikel zu diesem Thema gezeigt wird, ist eine seltsame Perspektive des Mondsees. Von wo aus wurde das Bild aufgenommen?

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laskpedro (3.997 Kommentare)
am 27.11.2024 08:18

soviel kriminelle energie

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jack_candy (8.937 Kommentare)
am 26.11.2024 21:18

Und die Landes-ÖVP putzt sich ab.

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Libertine (6.081 Kommentare)
am 26.11.2024 20:38

Wenn es schon so lange bekannt und geduldet wurde kann man nur von einem Freispruch ausgehen, außer er hat sich persönlich bereichert. Wenn nicht, dann sinnlose Gerichtsbemühungen und Paragraphenreiterei einstellen.

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StefanieSuper (5.497 Kommentare)
am 26.11.2024 18:21

Na da können ja die verurteilten Bürgermeister aus OÖ schon einen "Service"Club bilden und Erfahrungen während der Haft austauschen. Macht macht oft schnell korrupt! Man denkt sich, man wünscht sich als Gemeindeoberhaupt etwas und schon ist es passiert. Pichl, Scharten etc. in vielen Gemeinden war der Wurm drin. Ja sagen ist eben leichter als Nein danken zu sagen. Kleine Gemeinden sind oft unter finanziert und so will so mancher Bürgermeister das Beste für seine Gemeinde. Daher sollte man einmal professionell die Finanzierung von Gemeinden überprüfen. Dort wo viele Urlaub machen wollen oder wohnen wollen da kann das Geld knapp werden. Speziell dann, wenn man seine Bürger nicht mit höheren Abgaben belasten will. Aber wenn alles teurer wird, werden auch die Erhaltungskosten einer Gemeinde auch viel teurer. Das Kirchturmdenken verhindert oft sinnvolle Gemeindezusammenlegungen oder Kooperationen, selbst wenn sie sinnvoll wären.

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Zaungast_17 (26.866 Kommentare)
am 26.11.2024 17:28

Mir Kohle lässt st sich viel richten …

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roeserl (1.391 Kommentare)
am 26.11.2024 17:14

Asamer?

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picknick (557 Kommentare)
am 26.11.2024 16:52

Kann bitte jemand die Anfangsbuchstaben des namhaften Unternehmers schreiben?

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Gugelbua (33.100 Kommentare)
am 26.11.2024 16:30

nein sowas aber auch😁 bitte nicht zuviel herumstochern 😜

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telepath (419 Kommentare)
am 26.11.2024 15:35

Die Enteignungsmaschinerie muss endlich gestoppt werden. Nicht nur für Saudiprinzen, sondern für alle Grundeigentümer. Es kann ja nicht dein, dass Landesbeamte und Geimeindepolitiker über den Kopf von Grundstücksbesitzern hinweg bestimmen, was der Besitzer darf und was nicht.
Und eine Frage zum angeführten Industriellen: War dieser in der Ziegelbranche tätig?

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jowie (264 Kommentare)
am 26.11.2024 14:41

da gibt's nur: bei Schuldspruch die Höchststrafe (5 Jahre)

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kunterbunter (250 Kommentare)
am 26.11.2024 14:58

für etwas, was vor seiner Zeit als BM schon geschehen ist?

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glingo (5.291 Kommentare)
am 27.11.2024 10:42

?
ehemaliger ÖVP-Bürgermeister
was haben den sie da gelesen?

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tradiwaberl (16.037 Kommentare)
am 26.11.2024 14:31

Schon wieder so eine stinkende Grund- und Bodensache wie in Ohlsdorf !!
Wird echt Zeit, den Ortskaisern ihre Macht etwas einzuschrenken.

Und @Direkte Demokratie: das ist genau ein Beispiel, warum direkte Demokratie mit Vorsicht zu genießen ist. Eine Abstimmung, ob man sich über geltendes Gesetze hinwegsetzt, DARF es nicht geben !!

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