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Tschechiens lange Suche nach einem Atommüll-Endlager

02.Februar 2022

Heute will die EU ihre umstrittene Taxonomie-Regelung veröffentlichen. Dass darin Atomkraft als nachhaltig eingestuft werden könnte, hat hitzige Diskussionen ausgelöst (Bericht Seite 5). Der EU schwebt vor, das grüne Label für die Kernkraft an einen konkreten Plan für ein 2050 betriebsbereites Endlager zu knüpfen.

Österreichs Nachbarland Tschechien scheint aber selbst nicht daran zu glauben, dass es diese Hürde nehmen kann. Frühester Termin dürfte 2065 sein. Die Standortentscheidung soll aber schon früher erfolgen – nämlich bis 2025, eventuell bis 2030. Als Baubeginn wird 2050 genannt.

Österreichs Politik tritt vehement gegen grenznahe Atommülllager auf. Gabriele Schweiger von der Plattform atomstopp_oberoesterreich will allerdings nicht die Grenznähe als zentrale Entscheidungsgröße sehen: "Es kommt auf die Geologie an", sagt sie. Atomgegner diesseits und jenseits der Grenze werfen Tschechien aber seit Langem vor, es suche statt nach geologisch geeigneten Orten nach solchen, wo wenig Widerstand zu erwarten sei – z. B., weil die Menschen ohnehin bereits mit Atomkraft oder Radioaktivität leben. In Kravi Hora etwa gibt es in der Nähe alte Uranminen. Andere Vorschläge liegen nahe an bestehenden Atommeilern. So auch der Hügel Janoch in der Nähe des Kraftwerks Temelin, der mit einer Entfernung von etwa 70 Kilometern zur Grenze auch Oberösterreich von allen Vorschlägen am nächsten wäre.

Unerprobtes Lagerkonzept

Im Auftrag von Ober- und Niederösterreich hat das deutsche Ökologieinstitut bereits 2017 eine Studie erstellt. Darin ist die Rede davon, dass Tschechien für sein Endlager im kristallinen Wirtsgestein zwar skandinavische Projekte als Vorbild nenne, statt der dort vorgesehenen Kupfercontainer aber eine auf Stahl basierende Behältertechnologie nutzen wolle, die für die Einlagerung in Tongestein gedacht ist. Was das für die Langzeitsicherheit bedeute, sei unklar.

Auf diese Punkte könnte Österreichs Position in einer grenzüberschreitenden strategischen Umweltprüfung abzielen, in die man sich laut Oberösterreichs Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) einbringen will. Er kritisiert, dass Tschechien die aktuelle Diskussion in der EU nutze, um den Atomkraft-Ausbau zu forcieren.

Die Endlagersuche zeige, dass es sich bei der Atomkraft kaum um saubere Energie handle. "Seit den 1980ern wird in Tschechien Atomstrom erzeugt und seither gibt es keine Lösung für den anfallenden hochgefährlichen Müll", sagt Kaineder.

Auch wenn Österreich einen recht strikten Anti-Atom-Kurs fährt – hierzulande gibt es ebenfalls radioaktive Abfälle, wenn auch nur leicht- und mittelbelastetes Material aus Medizin und Forschung. Anti-Atom-Aktivistin Schweiger kritisiert, dass Österreich selbst kein Endlager vorweisen könne. Nötig wäre wohl das Volumen "eines größeren Veranstaltungssaales", wie sie sagt. Laut Klimaschutzministerium fallen jährlich rund 300 Tonnen radioaktiver Müll an, der im Zwischenlager Seibersdorf gelagert wird.

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