Traumjob Hausarzt: So will die Kammer Mediziner begeistern
LINZ. Die Zahl der Allgemeinmediziner nimmt ab, 23 Stellen im Land sind nicht besetzt. Die Ärztekammer Oberösterreich hat eine Informationskampagne gestartet.
Hohes Ansehen, guter Verdienst und längst nicht mehr so viele Nachtdienste wie in der Vergangenheit: Oberösterreichs Ärztekammer startet eine Imagekampagne, um junge Ärzte für die Arbeit des Allgemeinmediziners zu begeistern. Der Auftakt dazu erfolgte am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion in Linz.
Die Ausgangsposition ist OÖN-Lesern bekannt: Bei den Hausärzten steht eine Pensionierungswelle bevor, schon jetzt sind mehr als 20 Stellen unbesetzt (siehe Grafik nebenan). Betroffen sind vor allem ländliche Regionen, aber auch Städte wie Braunau und Wels.
Unter dem Titel "Traumjob Allgemeinmediziner(in) – ein Beruf mit Perspektive?" standen nun Experten zu Themen der Allgemeinmedizin, vom Medizinstudium bis zum Antritt einer Vertragsarztstelle, Interessierten Rede und Antwort.
Noch sei die Versorgung mit Hausärzten vertretbar, sagt Oberösterreichs Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser. Aber: "Die Herausforderung wird größer." Junge Leute wollen nicht mehr viel Geld in eine Ordination investieren und damit einen Betrieb gründen, sondern im gesicherten Umfeld eines Krankenhauses arbeiten. "Wir haben ein Image-Problem, und das gilt es gemeinsam zu lösen", betonte Niedermoser, wie wichtig die Kampagne der Ärztekammer sei.
"Der Weg ist steil, doch er führt in die Sonne." Mit diesen Worten rührte Wolfgang Ziegler, Obmann der Sektion Allgemeinmedizin, die Werbetrommel für sein Fach. Als langjähriger Hausarzt (31 Jahre) weiß er ganz genau über die Licht- und Schattenseiten seines Berufs Bescheid. "Oft kennt man mehrere Generationen einer Familie, diese Nähe zum Patienten ist etwas Besonderes", sagte Ziegler. Dazu komme, dass Hausärzte hohes Ansehen in den Gemeinden hätten, lebenslange Flexibilität, Entfaltungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten. Selbstständigkeit, das Führen eines Kleinunternehmens sowie das variable Einkommen würden aber Medizinstudenten vom Job des Allgemeinmediziners abhalten. Das Mentoring-Programm sei bestens geeignet, um den Jungmedizinern auch in diesem Bereich das nötige Know-how zu vermitteln.
Erwin Rebhandl ist ebenfalls ein Allgemeinmediziner mit viel Erfahrung: "Ich habe meine Entscheidung keinen Tag bereut", sagte er.
Offen präsentierte Wolfgang Ziegler die Verdienstmöglichkeiten. Hausärzte hätten im Durchschnitt jährlich einen Umsatz von rund 300.000 Euro, wobei abzüglich der Personal- und Praxiskosten rund 120.000 bis 150.000 Euro brutto übrig bleiben.
"Miteinander der Medizin"
"Das Miteinander der Medizin ist unser Ziel", sagte Harald Mayer, Kurienobmann der angestellten Ärzte, an diesem Abend. Und: Eine vernünftige und respektvolle Kommunikation zwischen Facharzt und Allgemeinmediziner müsse stattfinden.
Was junge Menschen an dem Beruf des Allgemeinmediziners fasziniere? "Als Hausarzt wird man mit vielen Patienten und Krankheitsbildern konfrontiert. Er ist damit eine wichtige Schnittstelle zwischen dem Patienten und dem Krankenhaus", sagte der angehende Allgemeinmediziner Yannik Streibl. Thomas Fiedler, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, sagte: "Ich kann sie nur ermutigen, diese Ausbildung zu machen. Sie werden es nicht bereuen."
„Es ist die Abwechslung, die mich an der Arbeit reizt“
„Man darf nicht beleidigt sein, wenn sich langjährige Patienten einmal für den jüngeren Kollegen entscheiden. Das gehört zur Lehrpraxis dazu.“
Erwin Rebhandl sagte diese Worte am Montagabend mit einem Augenzwinkern. Seit 37 Jahren ist Rebhandl Allgemeinmediziner, in Haslach an der Mühl arbeitet er Hand in Hand mit anderen Medizinern in einem Primärversorgungszentrum (PVZ). Mit dem jüngeren Kollegen meinte er unter anderem David Köpf. Der Jungmediziner schloss im August vor vier Jahren sein Studium am Kepler Universitätsklinikum ab, seit Anfang dieses Jahres ist er in der Lehrpraxis von Rebhandl tätig – und das mit voller Kraft.
„Die Arbeit als Allgemeinmediziner ist abwechslungsreich, die Tätigkeit greift über in viele andere medizinische Bereiche“, erzählte Köpf am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion in der Ärztekammer Oberösterreich angehenden Allgemeinmedizinern. Und noch etwas strich der Arzt ganz besonders hervor: „Als Hausarzt hat man einen sehr intensiven Kontakt zu den Patienten, und das oft über viele Jahre hinweg.“ Das kann auch Rebhandl nur bestätigen: „Oft kennst du mehrere Generationen von Familien.“
Das Primärversorgungszentrum
Köpf entschied sich nach seiner Zeit als Turnusarzt am Kepler-Klinikum für Rebhandls Lehrpraxis im Gesundheitszentrum Haslach.
Erwin Rebhandl arbeitet mit zwei Ärzten in einem Primärversorgungszentrum zusammen und gibt als Mentor sein Wissen an angehende Allgemeinmediziner weiter. „An der Arbeit mit Jungmedizinern in einer einem Primärversorgungszentrum schätze ich den Austausch zwischen Jung und Alt. Im Team diskutieren wir medizinische Fälle, geben uns gegenseitig Inputs und arbeiten an gemeinsamen Zielen“, hält Rebhandl seine Erfahrungen in der Lehrpraxis fest.
Das Phasenmodell
Die jungen Allgemeinmediziner durchlaufen in der Ordination mehrere Phasen. „Beginnend mit der Beobachtungsphase bekommt man kontinuierlich mehr Kompetenzen und unterstützt die Allgemeinmediziner“, sagt Köpf. Der Jungmediziner sammelt organisatorische Informationen und bekommt im Gesundheitszentrum Haslach das Rüstzeug zur Gründung einer eigenen Praxis mit.
In der Ärztekammer
„Traumjob Allgemeinmediziner(in) – ein Beruf mit Perspektive“: Unter diesem Titel fand am Montagabend in der Ärztekammer Oberösterreich eine Podiumsdiskussion statt. Den Fragen stellten sich Gastgeber Peter Niedermoser (Präsident der Ärztekammer OÖ), Harald Mayer (Vizepräsident der Ärztekammer, Kurienobmann angestellte Ärzte), Viktoria Nader (Kurienobmann-Stellvertreterin angestellte Ärzte, Obfrau Sektion Turnusärzte), Wolfgang Ziegler (Kurienobmann-Stellvertreter niedergelassene Ärzte, Obmann Sektion Allgemeinmedizin und approbierte Ärzte) und Erwin Rebhandl (Allgemeinmediziner in einem Primärversorgungszentrum und Lehrpraxisinhaber).
Für Interessierte: Bei der Ärztekammer Oberösterreich liegt ein Handbuch unter dem Titel „Traumberuf Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin – Eine Standortbestimmung“ auf (Verlagshaus der Ärzte).
Der Allgemeinmediziner hat nicht nur die Möglichkeit, eine Praxis ins Leben zu rufen und als Hausarzt zu arbeiten. Die möglichen Tätigkeitsfelder umfassen auch die Arbeit als Polizei- oder Amtsarzt, Schulmediziner oder in exotischen Fällen auch Schiffsarzt. Allgemeinmediziner können auch jederzeit im Krankenhaus als Stationsärzte Anstellung finden.
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also ich bin jetzt auch schon 30 Jahre praktische Ärztin mit Kassenverträgen in OÖ und für mich war und ist es mein Traumjob.
Ja, wir haben früher deutlich weniger als Fachärzte verdient, aber in den letzten 10 Jahren ist es zu einer deutlichen Honorarsteigerung für uns gekommen.
Das ist auch ein Marktphänomen, in Zeiten der Medizinerschwemme gabs viele Ärzte und wenig Kassenstellen, also konnten die Kassen Arztleistungen günstig einkaufen.
Jetzt gibts wenig Ärzte, also steigen die Honorare.
Junge Ärzte, die sich für Allgemeinmedizin entscheiden werden sich jedenfalls Standort und Arbeitsweise aussuchen können, Einzelordination mit oder ohne Hausapotheke, Gruppenpraxis oder eventuell PVZ.
Als praktischer Kassenarzt hat man ein hohes Ansehen im Ort, kann eigenverantwortlich arbeiten, wir haben auch gutes Zusammenarbeiten mit den Kollegen, vertreten uns gegenseitig und bearbeiten das ganze, weite Gebiet der Medizin. Familienfreundlich ist es auch, wir haben alle Partner und Kinder
Die Turnusausbildung abzuschaffen,war der grösste Fehler.Jetzt müssen sich die Grünschnabel direkt nach dem Studium entscheiden,welche Richtung sie gehen wollen.Im Turnus-so hart ,aber auch lehrreich dieser war- hat man sämtliche Fächer kennengelernt .
Bei den Kassenverträgen kannst du es vergessen... das würde ich nicht mal freiwillig machen... Arbeitszeit bescheiden, absolut familienfeindlich... abhängig von Big-Pharma... den Impf-Mist wollen sie dir auch noch aufs Aug drücken...
Sorry, aber der Job als Hausarzt ist chronisch unterbezahlt und einfach genau NICHTS wert... da ist der Zug abgefahren... Wer sich aufreiben lassen will, bitte, der soll es machen... viel Spaß dabei...
Sie schreiben chronisch unterbezahlt. Ok -ab welchem Bruttojahresgehalt würden Sie eine faire Bezahlung sehen?
Es waren Ärztekammer und GKK in einer perfiden Kooperation gemeinsam, welche das Dasein als niedergelassener Praktiker zunehmend uninteressant werden ließen. Die Reue seitens der Standesvertretung kam nun reichlich spät.
die Ärztekammer eher über Jahrzehnte der größte Feind der niedergelassenen Ärzte!
darum in OÖ schändliche Verträge! die OÖN nannte das SPAREN!!!!!!!
Ein sehr großes Problem wird nie andiskutiert: weder von der Ärztekammer noch der Sozialversicherung, dass man etwa neue 60 Krankenscheine (nicht Rezepte ausstellen, Krankmeldungen unterschreiben, etc.) am Tag "erarbeiten" muss, um kostendeckend arbeiten zu können. Bei einer Arbeitszeit von 8 Stunden ergibt das 7,5 Minuten pro Patientenschein, jedoch natürlich inklusive der ganzen Bürokratie dazu (Dokumentation, Verrechnung, Buchhaltung, Visiten-Fahrten, Nachlesen bei Unklarheiten, ...) wo dann noch einmal viel Zeit wegfällt. Da bleibt dann schon nicht mehr viel mehr als 3 Minuten pro Patient übrig mit vielen Überstunden ...
Im Gegensatz dazu kommt das zunehmende und höchst berechtigte Anspruchsdenken, dass man sich nicht nach Stunden des Wartens in wenigen Minuten abspeisen lassen will.
Als 3. Partner hat man dann noch die Sozialversicherung, die prüft ob man in der kurzen Zeit eh nicht zu teure Medikamente verordnet, bestraft, und schränkt die Handlungsfähigkeit ein.
Dazu kommt der völlig vertrottelte Datenschutz und was nicht ausgerechnet wurde, das für diesen Irrsinn erhaltene Geld nach Abzug von Betriebskosten Personalkosten und Steuer!
und dann noch der Partner Apotheke, die alles besser wissen (von irgendwelchen Nebenwirkungen angefangen über Mangelzustände) mit der Folge, dass neben Medikamenten noch jede Menge anderer teurer Produkte an den Mann gebracht werden.
dass man das als Arzt so nebenbei und zusätzlich abdecken muss, wird nie erwähnt, berücksichtigt und geschätzt.
Leid tragend in dieser Zwickmühle ist der Patient, der sich keinen Hausarzt mehr organisieren kann ... außer er ist bereit privat zu bezahlen (entweder eine Zusatzversicherung die das Deckt oder aus der eigenen Tasche). Dann dauert es MONATE bis der Anteil der GKK rücküberwiesen wird (am Betrag sieht man, was der Arzt für die Leistung bekommen würde). Oder man sucht eine Krankenhausambulanz auf, welche deutlich mehr für die selbe Leistung den Beitragszahler / Steuerzahler kostet, mit wechselnder Zuständigkeit, ....