Tödliche Alkounfälle: Was die Statistik verschweigt
LINZ. Laut Statistik starben 28 Menschen 2018 bei Unfällen, bei denen Alkohol im Spiel war – in Wahrheit dürften es deutlich mehr sein.
Überall im Land finden derzeit Faschingsfeste, Bälle und Umzüge statt, und wo gefeiert wird, da wird üblicherweise auch mehr Alkohol getrunken als sonst im Alltag. Damit steigt das Risiko, dass sich der eine oder andere auch dann noch hinters Steuer setzt, wenn er bereits ein oder zwei Gläser zu viel getrunken hat.
Oft mit schlimmen Folgen: Im Vorjahr verloren 28 Personen bei Verkehrsunfällen, bei denen Alkohol im Spiel war, ihr Leben. Das gab das Innenministerium zu Jahresbeginn bekannt. Der ÖAMTC bezeichnete diese Zahl als "besorgniserregend" und appellierte gerade jetzt, zum Höhepunkt der närrischen Zeit, an die Eigenverantwortung der Lenker: "Man kann gar nicht oft genug betonen, dass Alkohol im Straßenverkehr lebensgefährlich ist", sagt Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.
Tatsächlich dürfte die Zahl der tödlichen Alkounfälle höher sein als jene, die in der Statistik aufscheint, sagt der Linzer Verkehrspsychologe Peter Jonas vom Institut "Gute Fahrt": "Man schätzt, dass bei 20 bis 25 Prozent der tödlichen Autounfälle Alkohol im Spiel ist."
OÖN-TV: 28 Tote durch Alkohol am Steuer
Viele Alleinunfälle
Doch warum ist in der Statistik ein geringerer Anteil erfasst? "Das liegt daran, dass bei etwa 45 Prozent der tödlichen Unfälle der Lenker alleine im Auto gesessen ist", erklärt Jonas. "Und selbst wenn Mitfahrer dabei sind, sitzt der Lenker auf dem gefährdetsten Platz. Die Wahrscheinlichkeit, dass er als Einziger überlebt, ist gering."
Bei Verstorbenen werde aber nur in seltenen Fällen ein Alkotest durchgeführt. "Das heißt, dass bei wahrscheinlich 75 Prozent der tödlich verunglückten Lenker nicht gemessen wird. Diese gehen dann als nüchtern in die Statistik ein." Ein Umstand, den Jonas entschieden kritisiert: "Tot sollte nicht mit nüchtern gleichgesetzt werden. Das verzerrt die Statistik." Eine positive Entwicklung lässt sich aber beobachten: Im langjährigen Vergleich ist die Zahl der – von der Statistik erfassten – Verkehrstoten deutlich gesunken: Im Jahr 1998 kamen 82 Personen unter Alkoholeinfluss ums Leben, beinahe dreimal so viele wie im Vorjahr.
Hohe Kontrolldichte
"Der Trend geht in die Richtung, dass immer weniger Menschen betrunken fahren", bestätigt Jonas. Als wirksamstes Mittel erachtet der Verkehrspsychologe eine hohe Kontrolldichte: "Je höher die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, desto weniger Lenker setzen sich betrunken ans Steuer."
3 Fragen an Walter Eichinger
Richter des Landesgerichts Linz
Eichinger hat das Projekt „Close to“ mitentwickelt. Bei diesem erhalten Alkolenker, die einen schweren Unfall verursacht haben, eine nachträgliche Strafmilderung, wenn sie Fahrschüler über die Gefahren von Alkohol am Steuer aufklären.
Haben hohe Strafen eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Alkolenker?
Ich denke, die abschreckende Wirkung gibt es nur in sehr marginalen Bereichen. Denn jemand, der betrunken fährt, denkt in der Regel nicht an die konkrete Strafdrohung, sondern daran, wie er auf kürzestem Weg ohne Polizeikontrolle heimkommt.
Was passiert beim Projekt „Close to“?
Wir wollen die Täter, die zwischen 15 und 29 Jahre alt sind, aktiv zur Präventionsarbeit heranziehen, indem die Unfalllenker in die Fahrschulen gehen und dort über die Folgen erzählen: über das Gerichtsverfahren, die Schadenersatzzahlungen, den Führerscheinentzug. Hier wird im hohen Ausmaß Bewusstseinsbildung betrieben.
Und davon profitieren beide Seiten?
Ja. Der Täter lernt etwas fürs Leben. Für die jungen Fahrschüler ist es wiederum sehr beeindruckend, wenn sie hören, wie er nach einem Fest nachhause fahren wollte und eine Laterne im Weg war. Und wie es dann zu einem Unfall kam, bei dem der beste Freund als Beifahrer schwer verletzt worden ist.
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wieviel tote gibt es durch autoraser?
Die am weitesten verbreitete Form des Terrorismus hierzulande.
+++++!
stimmt genau.
und wer WhatsApp und Fotzenbuch bedient während der Fahrt denkt auch nicht daran auf die Straße zu schauen, die haben das Gehirn bereits mit anderen wichtigen Dingen voll
"Haben hohe Strafen eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Alkolenker?"
- "Ich denke, die abschreckende Wirkung gibt es nur in sehr marginalen Bereichen. Denn jemand, der betrunken fährt, denkt in der Regel nicht an die konkrete Strafdrohung."
Ist das nicht bei jeder Gesetzesübertretung so?
- Wer sexuell übererregt ist, denkt bei einer Vergewaltigung schon an die Strafe?
- Wer denkt bei einer Auseinandersetzung mit Mordfolge schon an die Strafe?
- Wer denkt bei einer Gesetzesübertretung schon an die Strafe?
Was sollen dann Straferhöhungen bringen? Nichts, nichts als eine Alibifunktion, aber keine Veränderung in den Gehirnen der Täter. Hieran müsste gearbeitet werden. Genau das sagt auch die Forensikerin Frau Dr. Adelheid Kastner. Bei jeder Straftat muss das Hirn, die vorbereitende Denkart bearbeitet werden.
Dachte ich auch. Sehr gut herausgearbeitet, Till. Irgendwo scheint der Artikel vom wirklichen Interview abzuweichen.
@Fortunas
Es stimmt, dass einen Vergewaltiger die Straferhöhung von seinem Verbrechen nicht abhält.
Aber er ist dann LÄNGER weggesperrt und damit LÄNGER nicht in der Lage, weiter zu vergewaltigen!!!
Es lassen sich viele gute Seiten finden. Natürlich hängen immer noch viele Bürger der Verwahr-Methode an, was in etlichen Fällen notwendig ist - in krankheitsbedingten.
Strafe hat mit Schuld zu tun. Verwahrung jedenfalls mit Schutz, hoffentlich auch mit Therapie.
Das sind also zwei paar Schuhe.
Zu ergänzen wäre, dass jede Strafdrohung nur soviel wert ist wie ihr Vollzug. Affekttaten müssen von sonstigen Straftaten hinsichtlich Steuerbarkeit unterschieden werden.
20% der tödlichen Unfälle so schätzt der Experte (weil 28 Stück sind ja deutlich darunter), sind durch Alkoholkonsum verschuldet. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 80% der tödlichen Unfälle durch Nüchterne verursacht werden.
Zu viele scherzkeks zum frühstück erwischt!!
Die Toten und Schwerverletzten haben etwas davon, dass es anderen nicht so geht?
Jeder Vergleich hinkt, und kein Umkehrschluss ist schlüssig.
Es sei denn man geht der Frage nach, wieviele dieser Unfälle wodurch hätten verhindert werden können.
Ich schätze da kehrt sich das Verhältnis um, d.h. 20% der Unfälle Nüchterner wären vermeidbar, aber 80% derer von Alkoholisierten.
Das wiederum bedeutet, dass von den 28 Alk-Toten 22 noch leben könnten...
Die Toten und Schwerverletzten haben etwas davon, dass es anderen nicht so geht?
Endlich mal ein Bericht über das Teufelszeug Alkohol.
Leider kommt in diesem Bericht nicht vor das Alkohol mehr Todesopfer fordert als das Rauchen!
Nach deiner Einstellung, da würde aber das Nichtrauchen die meisten Todesopfer fordern, denn die meisten Toten sind Nichtraucher.
Nachrichtenschreiber u Telefonierer sind die viel schlimmeren Alkolenker die schauen nicht mal auf die Strasse u deutlich in der Mehrzahl sind sie auch.
und nein ich bin kein Schluckspecht
Endlich ein Bericht der Alkohol am Steuer thematisiert! Ohne die Dunkelziffer zu berechnen stirbt jede 2. Woche jemand durch Alkohol im strassenverkehr. Alle 14 Tage!!!
Und das schlimste daran ist, dass es kaum mehr jemanden zu schockieren scheint. Man hat sich an diese Meldungen schon gewohnt, man hat scheinbar resigniert, und ist abgestumpft. Es gibt ja soviel andere Sachen über die man sich zur Zeit aufregen muss, andere Sachen wo man sich unsicher fühlt. Aber die Strassen, die sind sicher und so ein paar Alkofahrer muss man eben akzeptieren, kein Aufschrei, keine Empörung
Und weitherin wird jede 2. Woche ein Mensch durch Alkohol am Steuer aus dem Leben gerissen.
Weichdrogenkonsum gehört bei uns zum guten Ton.
Obs mit ausreichend Hausverstand vereinbar ist, ist dann schon eine andere Sache.
Alkoholkonsum sollte strikt von Priestern überwacht werden und nur in seltensten Gelegenheiten stattfinden. Zu allem anderen hat sich der „zivilisierte“ Mensch als unfähig erwiesen.
Kommentare von so manchen Postern sollten strikt vom Hausverstand überwacht werden !.....der ist nämlich mittlerweile fast so selten wie Priester.
Ja wenn man sich ein Leben ohne Alkohol nicht vorstellen kann? Ich hoffe sie können sich zumindest ein Leben ohne Alkohol am Steuer vorstellen. Ganz ohne Priester
Kann ich, Elim.
Im Übrigen hast du eine adäquate Antwort gefunden. Der Großteil wird sich schwer tun mit meinem Statement.
Mit dem Statement selbst hab ich mir nicht schwer getan, da war die Ironie leicht zu finden.
Dieser Kommentar dazu deutet aber darauf hin, dass du das ernst gemeint hast.
Tja, falls das zutrifft ist der Umgang damit aber auch nicht allzu schwer.
Oder du bist einfach nur ein Troll - dann wird's ganz leicht...
Fällt mir bei ihnen auch leicht, da ich sie aufgrund ihrer Postings als intelligenten Poster einschätze, der nicht schnell mal bloß "eine blede Meldung" ablässt.