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JKU Linz startet 2023 mit Tierversuchen unter strengen Auflagen

Von Christian Diabl, 26. September 2022, 16:35 Uhr
THEMENBILD: TIERVERSUCHE / LABORRATTE
Zwischen 200 und 250.000 Tiere werden in Österreich jährlich für Tierversuche herangezogen. Bild: HANS KLAUS TECHT (APA)

OÖ. Ab nächstem Jahr wird auch an der JKU Linz mit Tierversuchen geforscht. Genehmigt werden sie von einem Tierethikrat, dem auch zufällig ausgewählte Laien angehören. Über Alternativen zu Tierversuchen diskutieren gerade 250 Experten am JKU MED Campus.

Rund 200.000 Tiere mussten 2020 in Österreich für Tierversuche herhalten, bis zu 250.000 in den Jahren davor. Getroffen hat es vor allem Mäuse (168.995), mit weitem Abstand gefolgt von Fischen (19.858) und Amphibien (5021). Noch fehlt die Kepler-Uni in dieser Statistik, doch das wird sich im kommenden Jahr ändern. Im zweiten Quartal soll die neue Biomedizinische Forschungseinrichtung am JKU MED Campus in Betrieb gehen und dann wird es auch an der JKU "tiergestützte Forschung" geben. Der Grund dafür ist einfach: "Klinische und vorklinische Grundlagenforschung hängt immer noch wesentlich von Tierversuchen ab", sagt JKU-Rektor Meinhard Lukas.   

Der Linzer Weg

Ganz so einfach hat es sich die JKU aber nicht gemacht. "Es war klar, dass man sich diesem Thema im 21. Jahrhundert anders widmen muss", sagt Lukas. In einem öffentlichen Prozess diskutierten Experten über das Spannungsfeld zwischen Tierschutz und "medizinischem Fortschritt zum Wohle der Menschheit". "Wir haben uns dann für einen restriktiven Weg entschieden", sagt Wolfram Hötzenecker, stv. Dekan für Forschung der Medizinischen Fakultät der JKU. Das Ergebnis nennt sich "Linzer Weg". Aus einem "Ja, aber...", wie es das Tierschutzgesetz vorschreibt, ist ein "Nein, aber..." geworden. Tierversuche sind an der JKU demnach nur in Ausnahmefällen möglich, beispielsweise wenn es keine alternativen Methoden gibt.

Wolfram Hötzenecker
Wolfram Hötzenecker kündigt den Start des Tierethikrates für Jänner 2023 an. Bild: OÖN

Laien entscheiden mit

Ob eine Ausnahme vorliegt, entscheidet ein eigener Tierethikrat, der sich aus sechs Experten und sechs Laien zusammensetzt. Jeder Tierversuch muss beantragt und einzeln geprüft werden. Danach folgt eine anonyme Abstimmung mit einem Online-Tool, bei der sich eine Mehrheit finden muss. Vorbild ist Schweden, wo dieses Modell sogar gesetzlich verankert ist. So soll die Bevölkerung in diese heiklen Entscheidungen eingebunden werden. "Ich denke es ist eine Abwägungssache. Als Mediziner sehe ich natürlich die kranken Patienten, die auf jedes neue Medikament große Hoffnungen setzen. Andererseits gibt es die Belastung, die Tiere für die Forschung erleiden müssen", sagt Hötzenecker.

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Fernziel ist der Ausstieg

Langfristiges Ziel ist es, völlig auf Tierversuche zu verzichten. Der Schlüssel auf dem Weg dahin ist das 3R-Prinzip (Refine, Reduce, Replace), das für Verbessern, Reduzieren und Ersetzen steht. "Das Ziel muss es sein, die Tierversuche möglichst zu reduzieren und irgendwann einmal ganz abzuschaffen. Ich denke wir sind auf einem guten Weg, aber es wird noch Jahre bis Jahrzehnte dauern", sagt Hötzenecker. Bis dahin geht es auch um den "besten Tierversuch", also höchste Standards bei der Vorbereitung, der Haltung der Tiere und der Durchführung. Ganz verzichten, kann man bisher nur in wenigen Bereichen, beispielsweise wenn Hygieneprodukte auf Allergien oder Hautreaktionen getestet werden - medizinische Produkte wohlgemerkt, denn bei Kosmetik sind Tierversuche ohnehin bereits verboten. Ansonsten geht es um Effizienz und einen Kulturwandel in der Wissenschaft. Werden beispielsweise auch widerlegte Hypothesen publiziert, können andere Wissenschaftler darauf zurückgreifen, sich selbst Umwege und den Tieren Versuche ersparen. 

Winfried Neuhaus
Winfried Neuhaus ist der Präsident von EUSAAT. Bild: OÖN

Größter Kongress Europas

Auch die JKU verschreibt sich der Aufgabe, Tierversuchs-Ersatzmethoden mitzuentwickeln. So ist aktuell eine außerordentliche Professur mit Schwerpunkt Tierersatzmethodik ausgeschrieben. Über Alternativen diskutieren zudem gerade 250 Experten aus Tierschutz, Industrie und Wissenschaft am MED Campus der JKU. Es ist der größte Kongress dieser Art in Europa. Veranstaltet wird er von EUSAAT, einem Zusammenschluss verschiedenster interessierter Personen, Einrichtungen, Firmen und Organisationen. "Mir geht es darum, dass wir gute Wissenschaft machen und dort wo es möglich ist, wissenschaftliche Daten zu erheben, für die man keine Tierversuche braucht", sagt Winfrid Neuhaus, Präsident von EUSAAT. Als europäische 3R-Plattform bietet EUSAAT Know-how, ein umfassendes Netzwerk und unterstützt zudem entsprechende Ausbildungsmaßnahmen. Der "European Congress on Alternatives to Animal Testing" läuft noch bis Mittwoch.

Mehr Informationen zum Kongress finden Sie hier.

Alle Statistiken zu den Tierversuchen in Österreich finden Sie hier auf der Website des Bundesministeriums.

Europaweite Statistiken bietet die EU-Kommission hier

 

 

 

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Christian Diabl
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12  Kommentare
12  Kommentare
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klettermaxl (6.829 Kommentare)
am 26.09.2022 20:59

Da zwischen Mensch und Tier weder ein technischer noch ein qualitativer Unterschied besteht, sind Tierversuche dem Grunde nach unethisch.
Heutzutage glauben die Menschen sie leben ewig, das ist aber nicht der Fall, sie leben bloß ein paar Jahre länger als früher, und das oftmals nicht in körperlicher Gesundheit, also durchaus ohne Qualität.

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gaukel50 (1.965 Kommentare)
am 26.09.2022 22:00

keiner will alt werden, aber jung sterben auch nicht
irgendwie stimmt was nicht

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Kodiak (1.141 Kommentare)
am 27.09.2022 11:02

Dazu muss man erst mal definieren war noch "jung" und was schon "alt" ist.

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nichtschonwieder (8.276 Kommentare)
am 26.09.2022 19:58

Wenn es der Menschheit hilft, passt es.

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demeter (928 Kommentare)
am 26.09.2022 19:51

Viel schlimmer als diese Tierversuche, ist die Haustierhaltung (Hunde, Katzen, Vögel,...) in den Städten.

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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 26.09.2022 19:55

Denen gehts da nicht schlechter als Menschen.
Mein Hund steigt nicht mal in die Wiese, wenn er nicht muss.
gehe ich quer über eine Wiese, trabt der lieber am Asphalt die Ecke aus.
:)

Warum sollte er sich die Pfoten nass machen wollen, oder riskieren in eine Brennessel oder gar Distel zu steigen?

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klettermaxl (6.829 Kommentare)
am 26.09.2022 21:02

Gemsen, die heute nur mehr Gääääämsen sind, nutzen auch lieber Wanderwege. Warum sollten sie beim Gehen dümmer als Menschen sein.

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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 26.09.2022 21:40

Völlig richtig.

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0x00 (2.048 Kommentare)
am 26.09.2022 17:55

Liebe Redaktion, könnt ihr bitte den Namen von DDr. Hötzenecker richtigstellen? Tut beim Lesen weh!

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purzelonline (23 Kommentare)
am 26.09.2022 18:40

was noch viel mehr weh tut als irgen einem Affen seinen Nemen richtig stellen ist dass hier mit etwas BEGONNEN wird was woanders glücklicherweise dem ENDE zugeht: Tierversuche ... traurig ... kann heute durch umfangreiche Simulationen am Computer erledigt werden ...

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Andrula (818 Kommentare)
am 26.09.2022 19:18

.. bin ganz Deiner Meinung . Diese armen Kreaturen werden künstlich krank gemacht , aufgeschnitten , langsam vergiftet usw .... dabei gibt es Zellkulturverfahren , die viele Versuche am Tier ersetzen könnten ..

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nichtschonwieder (8.276 Kommentare)
am 26.09.2022 20:01

Purzel... und Andru....
Ihr habt anscheinend den vollen Durchblick. Aber halt nur anscheinend.

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