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Studie: Drei Viertel der Gewaltopfer in Österreich gehen nicht zur Polizei

Von OÖN   08.November 2019

Wie hoch die Dunkelziffer bei Gewalttaten in Österreich ist, zeigt eine neue Erhebung der Statistik Austria: 73 Prozent der Personen, die in den vergangenen fünf Jahren Opfer von Gewalt wurden, haben die Tat nicht bei der Polizei angezeigt. Konkret wurden für die Studie mehr als 1200 Personen befragt, ob sie zum Beispiel geohrfeigt, gestoßen, geschlagen, getreten oder gewürgt wurden. Knapp 13 Prozent antworteten mit Ja – sind also von Gewalt betroffen. Rund die Hälfte von ihnen erlitt dabei auch Verletzungen. Trotzdem meldete nur knapp ein Viertel die Gewalttat.

Noch mehr Gewalt nach Anzeige

"Was wir in der Kriminalstatistik sehen, ist nur die Spitze des Eisberges", folgert Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria. In der Studie wurden die Betroffenen auch gefragt, warum sie die Gewalt nicht gemeldet hatten. Für die meisten war der Vorfall trotz der Verletzung nicht schwerwiegend genug, ein Viertel gab an, kein ausreichendes Vertrauen in die Polizei zu haben.

Eva Schuh, Leiterin des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich, sieht weit tiefer liegende Gründe – vor allem bei Frauen: "Viele Frauen fürchten, dass sie nach einer Anzeige noch mehr Gewalt erleben müssen als vorher." Zudem würden die Frauen oft von den Tätern abgewertet: "Sie reden ihnen ein, dass ihnen niemand glaubt."

Täter sind zu 73 Prozent Männer. Bei Vorfällen zuhause sind vor allem Frauen betroffen. Laut der Erhebung wurden sieben Prozent der Frauen zwischen 16 und 74 Jahren in den vergangenen fünf Jahren Opfer von häuslicher Gewalt. Bei den Männern war die Quote mit drei Prozent nicht einmal halb so groß. "Der gefährlichste Ort für Frauen ist das Zuhause", bringt es Eva Schuh pointiert auf den Punkt. Besonders dann, wenn Frauen versuchen, sich von ihren gewalttätigen Männern zu trennen: "Die Trennungsphase ist besonders heikel. In diesem Zeitraum passieren die meisten Morde oder Mordversuche."

Bei der Gewalt an öffentlichen Plätzen – etwa auf der Straße oder am Arbeitsplatz – sind die Opfer dagegen meist Männer. Hier liegt ihr Anteil laut der Erhebung bei nahezu drei Vierteln.

Was ebenfalls auffällt: Viele der Opfer sind jung. Jeder dritte Mann zwischen 16 und 29 Jahren war laut eigenen Angaben in den vergangenen fünf Jahren mindestens einmal von Gewalt betroffen.

Umso erstaunlicher ist, dass das Sicherheitsempfinden der Österreicher laut der Studie dennoch im vergangenen Jahr weiter gestiegen ist. Nur knapp zehn Prozent gaben an, in der Wohngegend Probleme mit Kriminalität, Gewalt oder Vandalismus zu haben. 2009 waren es noch 15 Prozent gewesen. Im EU-Schnitt sind es zwölf Prozent. (hes)

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