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Zweikampf um den "heißen Sessel" in Ternberg

Von Hannes Fehringer, 23. August 2021, 04:21 Uhr
Zweikampf um den "heißen Sessel" in Ternberg
Das Marktgemeindeamt in Ternberg: Wer nach der Gemeinderatswahl im Bürgermeisterbüro sitzen wird, wird wohl in einem Kopf-an-Kopf-Rennen entschieden. Bild: feh

TERNBERG. Eine Rathausmehrheit hatte Bürgermeister Leopold Steindler (SP) nie hinter sich. Jetzt will es sein Sohn schaffen.

Wenn man sich den Begriff vom Wahlkampf in den USA ausborgt, dann ist Ternberg im Kleinen ein klassischer "Swing-State". Die letzte absolute Mehrheit im Rücken, wenngleich hauchdünn mit nur einem Mandat Überhang, hatte Bürgermeister Alois Buchberger (VP), der vor der Gemeinderatswahl 2009 das Handtuch warf, weil er des "Hickhacks gegen mich und die ÖVP" und mangelnder Zusammenarbeit der anderen Parteien leid war. "Wenn es Streit gab, ging er nicht von uns aus", beklagte hingegen Leopold Steindler (SP), dass die VP immer wieder ihre absolute Mehrheit ausgespielt hätte.

BZÖ Zünglein an der Waage

Steindler wurde nach dem Urnengang ein Bürgermeister, der sich für jeden Beschluss eine Mehrheit suchen musste, weil es neben ihm und den Sozialdemokraten noch einen Wahlsieger gab: Der Autohändler Ernst Sieghartsleitner, den viele als Büttenredner "Pomfüneberer" beim Bad Haller Karneval kennen, eroberte mit einer Ortsgruppe des von Jörg Haider gegründeten Bündnisses Zukunft Österreich (BZÖ) fünf Mandate – das politische Gleichgewicht in Ternberg hatte plötzlich ein Zünglein an der Waage bekommen. Günther Steindler (SP), damals schon im Gemeinderat, konnte aus der ersten Reihe sehen, wie sehr sich sein Vater um jedes Vorhaben bemühen musste, weil er über die SP hinaus "fremde Unterstützung" brauchte.

Zeuge des freien Spiels der Kräfte in Ternberg war damals auch schon Jürgen Felberbauer, den Sieghartsleitner als einen der Ersten wegen einer Kandidatur beim BZÖ angesprochen hatte. Sechs Jahre später wechselte er, nachdem sich das BZÖ aufgelöst hatte, zur ÖVP und unterlag bei der Bürgermeisterstichwahl Leopold Steindler mit 43,21 Prozent der Stimmen gegenüber 56,79 Prozent klar. Bei einem Mandatsstand 11 VP, 10 SP, 3 FP und 1 Grüne kam es zwischen den Sozialdemokraten und einer schwarz-blauen Achse immer wieder zu gegenseitigen Blockaden. Am 26. September treten Günther Steindler (SP) und Jürgen Felberbauer (VP) gegeneinander an – es wird spannend werden.

Der Unternehmer als Ortschef

Mit der Softwarefirma CAE Expert Group verdient Jürgen Felberbauer das Geld, das er als Treibstoff für Projekte in seiner Heimatgemeinde braucht. „Nur Geld zu vermehren, hat keinen Sinn“, sagt er. Mit seinem Geschäftspartner und FP-Gemeindevorstand Edgar Blasl hat er nicht nur das ehemalige Gasthaus Glöckner, aus dem unlängst Diebe schlagzeilenträchtig eine 300 Kilogramm schwere Granitsäule gestohlen haben, sondern auch den Marktwirt erworben.

Der Unternehmer als Ortschef
Unternehmertyp Felberbauer

Um die betagte Bewohnerin, die in der Bruchbude noch hauste, nahm sich der Käufer persönlich an. Als sich die alte Dame weigerte, in ein Pflegeheim zu gehen, gab ihr Felberbauer in einer seiner Immobilien Unterkunft, wissend, dass er einen Messie einquartiert. Zum Schluss wurde er auch noch ihr Sachwalter und organisierte für sie eine Operation, nachdem bei ihr ein Kopftumor festgestellt wurde. Kritiker nahmen es Felberbauer krumm, dass er sich nicht dagegen gewehrt habe, dass Lokalblätter über die rührende Geschichte berichtet hatten. „Jetzt ist sie doch in Heimpflege, und sie ist damit glücklich geworden. Das zählt wirklich“, sagt er. Den Marktwirt, der ebenfalls leer stand, baut jetzt Felberbauers Lebensgefährtin zu einem Landgasthof aus, in dem neben Einheimischen auch Ausflugsgäste gut essen und trinken sollen. Die Küche hat der leidenschaftliche Koch und EDV-Experte mit computergesteuerten Bratöfen ausgestattet, da brennt kein Schnitzel an.

In der Gemeinde habe er wie beim Ärztehaus mit eigenem Geld schon viel vorangebracht, ist Felberbauer nicht unzufrieden, aber Unternehmertum ersetze nicht die öffentliche Hand. „Der freie Markt schafft nicht alles“, sagt er und fordert, dass auch die Gemeinde wieder Bauträger für Wohnungen wird: „Es fehlen Startwohnungen, die sich junge Leute leisten können.“

In die Fußstapfen des Vaters

Für die Ternberger SP soll es jetzt der Filius richten. Einstimmig hat der Ortsparteivorstand Günther Steindler (SP) zum Spitzenkandidaten gewählt, der in die Fußstapfen seines Vaters Leopold Steindler (SP) treten soll, der als 72-jähriger Pensionist jetzt auch in der Politik in den Ruhestand geht.

Es sind Siebenmeilenstiefel, die der Senior hinterlässt, weil er einst die historische Wende geschafft und gegen eine absolute Mehrheit der VP den Bürgermeistersessel erobert hatte. Sein Sohn kam aber schon 2003 in den Gemeinderat und ist als nunmehriger Gemeindevorstand auch schon den kommunalpolitischen Kinderschuhen entwachsen. Produktionstechniker in der Glasindustrie von Beruf, will Steindler nach der Wahl ein gelungenes Werkstück abliefern: Er will am 26. September der SP nicht nur den Bürgermeistersessel erhalten, sondern für sie auch die Mehrheit erringen.

In die Fußstapfen des Vaters
Kein Neuling: Steindler jun. Bild: SP

Wie er als Bürgermeister sein werde, das habe er ganz klar vor Augen: „Ehrlichkeit, Handschlagqualität und das Bürgermeisteramt im Sinne aller Bürgerinnen und Bürger sehen.“ Abgesehen vom festen Vorsatz und Bekenntnis dazu, Steindler wird wohl auch gezwungen sein, das Gemeinsame vor dem Trennenden zu suchen, sollte er Bürgermeister werden. Denn nach der Auszählung der Gemeinderatswahl 2021 wird offenbar wieder die Dominanz einer Partei fehlen.

Geduld könnte er dafür von seinem Vater erben. Die Sanierung der Volksschule, die er vordringlich nennt, hatten die anderen Fraktionen schon unter dem Senior auf die Bank geschoben, weil die Fördermittel ohnehin erst in Jahren bewilligt würden. Dass man auch langsam ans Ziel kommt, weiß Steindler, der mit seiner Frau und drei Kindern in Dürnbach lebt, von seinem Hobby: Am liebsten schraubt er an einem Puch-Moped Baujahr 1954 herum, das ihn überall hinbringt.

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Autor
Hannes Fehringer
Lokalredakteur Steyr
Hannes Fehringer

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3  Kommentare
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Odilo (360 Kommentare)
am 23.08.2021 23:20

Ok das die ÖVP einen Bürgermeisterkandidat hat ist nicht Abwegiges! Aber wenn die ÖVP in Ternberg nur einen Kandidat hat der aus dem ehemaligen Lager des BZÖ stammt ist halt sehr problematisch. Gar nicht weiter zu denken welche Gestalten diese Grausamkeit hatte, ich nennen nur den letzten öst. Parteichef dieser Gurkentruppe namens G. Grosz. Seines Zeichens Schwurbler, Kirchenheuchler und Frauenhasser!
Das ist einfach ein No Go. Eine Partei wie die ÖVP die nichts im Eingebau hat, ist für mich ein Debakel.
Auch anzusprechen das geschäftige Du und du mit dem FPÖ Parteiboss Blasl.
Also noch einmal als Draufgabe, ein ÖVP Debakel inside!

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longstreet (226 Kommentare)
am 24.08.2021 17:21

Warum muss ein politischer Kommentar in Vorwahlkampfzeiten unbedingt so gehässig sein?

Wenn wir uns schon nach x Jahren wieder an das BZÖ erinnern, fallen uns da nicht auch die ruhige Argumentation eines Herbert Scheibner oder die Sachlichkeit einer Ursula Haubner ein?

Muss ich überdies die Haltung eines bekennenden Schwulen gleich unbedingt als „Frauenhass“ auslegen?

Also, falls diesen Kommentar ein Insider geschrieben hat, würde ich ihm ein bisschen mehr Contenance ans Herz legen…

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collarup (198 Kommentare)
am 23.08.2021 05:58

Das Gasthaus heißt Glocker, Herr Redakteur!

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