"Wächter" am Hauptplatz gehen frisch von Kinderhänden bemalt auf Tournee
STEYR. Schöpfer der "Zeitwächter", Manfred Kielnhofer, gab Mädchen und Buben Tipps bei großer Malaktion. Drei Skulpturen gehen dann auf Wanderschaft.
Am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf – für den Kunststreit in Steyr wäre das zu viel gesagt: Vergangene Woche löste Manfred Kielnhofer sein Versprechen ein und ließ Kinder an seine drei "Zeitwächter", die Kulturstadtrat Gunter Mayrhofer (VP) um 3500 Euro zur Belebung des Stadtplatzes über den Kulturetat der Stadt angekauft hatte. Eine Jugendgruppe vom Sportverein Bewegung und eine Wohngruppe Jugendlicher griffen zu Pinsel und Farbe und bemalten die drei Polyesterskulpturen, wobei ihnen der Linzer Künstler mit nützlichen Vorschlägen zur Hand ging. Für Mayrhofer fügt sich die Beteiligung der Bevölkerung jüngerer Semester in sein Gesamtkonzept, das er für "Kunst im öffentlichen Raum" hatte: "Die drei Figuren haben Frequenz auf den Stadtplatz gebracht. Leute machen vor ihnen haufenweise Selfies und es wird viel – egal ob Ablehnung oder Zustimmung – diskutiert", sagt Mayrhofer zufrieden, "mehr kann man nicht wollen, wenn man Kunst zum Thema machen will."
Einer, der weder den Ankauf der drei "Zeitwächter" und Mayrhofers Alleingang dabei noch Kielnhofers Figuren als solche gutheißt, hat sich von seinem Widerstandsposten zurückgezogen. Drei Wochen lang saß der Steyrer Künstler Johannes Angerbauer auf dem Gang in Rathaus, wo er zum Protest eine Fußbodenplatte vergoldet hatte, auf einem Campingsessel und verteilte Pamphlete. Angerbauer sieht in Kielnhofers Skulpturen nichts Originäres, verweist auf Plagiatsvorwürfe gegen den Linzer und vermisst jeden künstlerischen Bezug zu Steyr.
Der Magistrat ließ inzwischen von einer Reinigungsfirma Angerbauers Blattgold entfernen und die Steinplatte waschen. Eine Rechnung dafür soll Angerbauer, wie ursprünglich angedroht, nun doch nicht gestellt werden, was Mayrhofer als Kulanz versteht. Die drei Zeitwächter sollen in drei Wochen auf der Ennsleite eine Tournee durch die Stadtteile beginnen. Dort soll auch die dritte Figur von Kindern bemalt werden.
Steyr wird Vorreiter einer neuen Kunstrichtung: Das PlagiArt.
Ziemlich unverschämt, jemandes Idee abzukupfern und als eigene auszugeben..
Steyr wird Vorreiter einer neuen Kunstrichtung: Das PlagiArt.
Ziemlich unverschämt, jemandes Idee abzukupfern und als eigene auszugeben..
Ende der Kaschperliade.