Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Segelflieger als Brennholz geschmuggelt

Von Hannes Fehringer, 15. November 2021, 00:04 Uhr
Das Standard-Ausbildungsgerät der Fünfzigerjahre: Segelgleiter SG 38, entworfen von Schmid in Grunau (Polen) Bild: SFS Steyr

STEYR. Mitten im Hungerelend stellte 1931 Josef Pfister mit einem Flug über 220 Meter den ersten Weitenrekord der Sportflieger Steyr auf. Auch in den Folgejahren blieb der Verein nie am Boden.

Aus der Vogelperspektive ist die Welt darunter winzig und klein, auch der Hunger, die Arbeitslosigkeit und der rabenschwarze Tag des 24. Oktober 1931, an dem die Stadt Steyr zahlungsunfähig wurde. Drei Monate zuvor gründeten Piloten aus dem Ersten Weltkrieg und andere Flugpioniere dem Elend zum Trotz den Verein „Sportflieger Steyr“. Auf einer Wiese beim Stadtgut wurden wagemutige Flugschüler in Segelgleitern mit Gummiseilen in die Luft katapultiert. In den Einsitzern bekamen sie nur Ratschläge mit auf den Weg, und dann: „Hals- und Beinbruch!“ Fluglehrer, die neben oder hinter dem Schüler im Doppelsitzer Segelflug unterrichten, gibt es erst seit den Sechzigerjahren. „Bis dahin mussten unsere Vorgänger unglaubliche Hürden bewältigen“, sagt Alexander Koppler, Obmann des heuer 90-jährigen Vereins.

Als Flugschüler wurde man 1931 alleine im Cockpit in die Luft geschleudert. Bild: SFS

Nur sieben Jahre Pioniertätigkeit waren den Vorvätern in einer Werkstatt gegönnt, die ihnen die verarmte Stadt gratis überließ. An den hölzernen Schlitten und Segelgespannen werkten alle möglichen Leute und Karl Jenschke, der nach Hans Ledwinkas Rückkehr zu Tatra Chefkonstrukteur der Steyr-Werke geworden war. Jenschke konstruierte nicht nur für den Verein ein Motorflugzeug, er war auch selber ein hervorragender Pilot. Für offene Münder sorgte er, als er in einem von ihm umgebauten Segelgleiter „Zögling“ vom Damberg herabschwebte und sanft auf einem Acker am Stadtrand landete. Mit dem Einmarsch der Hitler-Truppen 1938 hatte die Leidenschaft fürs Fliegen ein jähes Ende. Die Nazis verboten sofort die „Sportflieger Steyr“, ihren Hangar übernahm die Flieger-Hitlerjugend.

Obmann Alexander Koppel Bild: feh

Fünf Jahre nach Kriegsende wurde der Sportfliegerverein beinahe aus dem Nichts wieder aufgebaut. Die US-Besatzung hatte fast alle Flugzeuge am Flugfeld als „Kriegsgerät“ verbrannt. Einigen Steyrer Fliegern gelang es, in der Nacht einige Segelflugzeuge zu stehlen und in den Scheunen der Bauernhöfe ringsum unter dem Heu zu verstecken. Nachdem die Alliierten den Flugverkehr wieder freigaben, wurde am 2. September 1950 der erste Segelgleiter mit dem Kennzeichen „OE-0014“ am Stadtplatz auf den Namen „Stadt Steyr“ getauft. Einen weiteren Segelflieger schmuggelten die Flieger als Brennholz getarnt aus der russischen Besatzungszone.

Leichtbau-Motorflugzeug des Vereins Bild: feh

Heute verfügt der Verein über fünf Segelflugzeuge und zwei Motorflugzeuge. „Gott sei Dank kann heute bei der Beschaffung alles ohne Hindernisse abgehen“, sagt Obmann Koppler.

mehr aus Steyr

Debüt und viel Tradition bei Abend der Volksmusik

Sensationsfund: Älteste Ansicht Steyrs von 1548 ist in Tschechien aufgetaucht

Kreisler*in am Steyrer Grünmarkt sperrt zu

Beim Steyrer Wassersportauftakt am Samstag wird es ziemlich frisch

Autor
Hannes Fehringer
Lokalredakteur Steyr
Hannes Fehringer
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen