Reverend Moon lässt morgen für den Weltfrieden auf das Fahrrad bitten
REICHRAMING, TERNBERG. Eine Radtour führt morgen zur KZ-Gedenkstätte in Ternberg. Literatin Anna Mitgutsch überlegte, Rede abzusagen, weil sich die Vereinigungskirche als Veranstalter bedeckt hielt.
Der Glaubensstifter Sun Myung Moon hatte bereits im Jahr 1981 auf einer Konferenz für die Einheit der Wissenschaften in Korea die Idee einer "internationalen Friedensautobahn". Nach der Vision des im September 2012 verstorbenen Gründers der Vereinigungskirche sollte eine Straßen- und Eisenbahnverbindung mit gigantischen Tunnels und Brücken alle Erdteile verbinden, international verwaltet und damit ohne Grenzen bereist werden können.
Dieser Gedanke der "Peace Road" ist auch der Hintergrund für eine Sternfahrt, bei der sich morgen die Teilnehmer um 9 Uhr bei der Friedensbrücke in Reichraming treffen und dann über das Friedensdenkmal in St. Ulrich zur Gedenkstätte des ehemaligen KZ Ternberg radeln. Was offenbar nicht allen Beteiligten bekannt war. Als Veranstalter treten nämlich zunächst nur "UPF OÖ" (Universal Peace Federation) und der Verein "Holzknecht-Museum" mit den Gemeinden St. Ulrich, Ternberg und Reichraming auf. Eigentlich organisiert wird die Friedensfahrt von der Vereinigungskirche, wie sich die von Moon gegründete Glaubensgemeinschaft nennt.
Die Schriftstellerin und Vorstandsmitglied der israelitischen Kultusgemeinde Linz Anna Mitgutsch fühlte sich vor den Kopf gestoßen, als sie über die konfessionelle Trägerschaft der Veranstaltung nachträglich erfuhr. Wie sie den OÖNachrichten mitteilte, habe sie ernsthaft überlegt, ihre im Programm vorgesehene Rede am Zielpunkt der Radfahrt bei der KZ-Gedenkstätte in Ternberg abzusagen. "Ich habe dann die Organisatorin der Vereinigungskirche zur Rede gestellt."
Mitgutsch hat sich entschlossen, schlussendlich doch die Rede zu halten: "Ich werde die Möglichkeit nutzen, das zu sagen, was ich sagen will." Wichtiger Beweggrund, doch zu kommen, sei für sie gewesen, dass "die Vereinigungskirche keine Menschenrechtsverletzung auf dem Kerbholz" habe und ihr Engagement als Freikirche für die Friedensbewegung und das Gedenken an die Opfer der NS-Zeit gutzuheißen sei.