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Rassistische Schokolade? Kaufleute streichen "Negrabrot" aus Sortiment

Von Gabriel Egger   18.Juli 2019

Es gibt vieles in Klaus Undessers kleinem Süßwarengeschäft am Steyrer Wehrgraben, das den Geschmack der Besucher trifft. Lebkuchenherzen, Schaumrollen, Kokosbusserl und Schokolade in allen Farben und Formen. Eine Tafel allerdings ist für viele Menschen ungenießbar. Das liegt allerdings an Name und Verpackung. Darauf ist ein dunkelhäutiges Kind, einmal mit roter, einmal mit blauer Schleife, zu sehen. Der Name der Schokolade: "Negrabrot".

Wirbel in den sozialen Medien

Der Werberat nahm Namen und Verpackung der Schokolade, die Undesser seit 2014 wieder verkauft, bereits im April vergangenen Jahres ins Visier und kam zu folgendem Schluss: "Die verwendete Wort-Bild-Kombination mit der überzogenen, stereotypen Abbildung eines Menschen mit schwarzer Hautfarbe erinnert stark an die politisch unkorrekte Bezeichnung "Neger" und wird als diskriminierend und abwertend eingestuft." Der Aufforderung "zum sofortigen Stopp der Kampagne und einem sofortigen Sujetwechsel" kam Klaus Undesser nicht nach.

Nun hat die Schokolade erneut einen bitteren Beigeschmack bekommen: In den sozialen Medien ist über einen Kaufmann, der selbstständig eine SPAR-Filiale in Prinzersdorf (Bezirk St. Pölten-Land) betreibt und das "Negrabrot" in sein Sortiment aufgenommen hat, ein wahrer Shitstorm niedergegangen. Unter den fast 5000 Kommentaren auf "Facebook" finden sich neben Rassismusvorwürfen und Unverständnis aber auch zahlreiche Wortmeldungen, die Klaus Undesser den Rücken stärken.

Der 67-Jährige weist indessen alle Vorwürfe von sich: "Das ist doch ein totaler Blödsinn. Das Negrabrot gibt es auch in Form von weißer Schokolade mit weißen Köpfen. Außerdem ist auf der Verpackung kein Kind zu sehen, sondern eine Puppe", sagt Undesser. Wer lesen kann, sei klar im Vorteil: "Es heißt negra. Und negra ist spanisch und bedeutet schwarz. Rassismus kann ich hier keinen erkennen", sagt der Schokoladenhersteller. Das "Negrabrot" werde auch von Menschen mit schwarzer Hautfarbe gerne gekauft.

SPAR: "Keine gute Idee"

Die Mutter eines dunkelhäutigen Kindes meldete sich allerdings mit folgenden Worten bei Undesser: "Als Mutter eines schwarzen Kindes und Ehefrau eines schwarzen Mannes würde ich mir wirklich wünschen, dass meine Familie im Jahr 2019 nicht mehr mit solchen Begriffen im Supermarkt konfrontiert wird." Für eine Namensänderung sehe der 67-Jährige aber keinen Grund. Das "Negrabrot" verkaufe sich "hervorragend".

Drei Kaufleute, die selbstständig eine SPAR-Filiale leiten, nahmen das "Negrabrot" nach der erneuten Aufregung aber aus dem Sortiment. "Wir haben ihnen das empfohlen, weil es aus unserer Sicht und auch aus Sicht des Werberats, der das Produkt als klar rassistisch einstuft, keine gute Idee ist", sagt Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann. Bei SPAR-Märkten, die nicht von selbstständigen Kaufleuten geführt werden, habe es das Produkt noch nie gegeben. "Und das wird es auch in Zukunft nicht", sagt Berkmann.

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