Noch gibt es breit gelebte Solidarität: Geris Corona-Tagebuch
STEYR. Eine Welle der Hilfsbereitschaft schlägt aktuell über vielen Menschen nieder. Manche werden davon regelrecht erschlagen. Aber keine Sorge. Auch diese neue, breit gelebte Solidarität wird ein Ende haben. Im Großen zeigt es sich schon.
Auch in der mittlerweile vierten Woche der coronabedingten Einschränkungen zeigt sich eines: Die Menschen rücken näher zusammen, auch wenn sie in der Realität weiter voneinander entfernt stehen.Die Hilfsbereitschaft ist enorm.
Für Nachbarn werden Einkäufe erledigt, älteren Mitbürgern werden Wege abgenommen, allerorts wird versucht, die Ansteckungsgefahr mit Covid 19 zu minimieren. Auch wenn manch einem das alles schon ein wenig zu lange dauert und er sich nach Freundesrunden, Familienfeiern, Gastgarten und - ja selbst das gibt es plötzlich wieder - seinem Arbeitsplatz sehnt. Diese allerorts zur Schau gestellte Solidarität hat sogar dazu geführt, dass manche Zeitgenossen, den Bäcker ums Eck oder den Wochenmarkt, die sie bisher nur vom Hörensagen kannten, für sich entdecken. Jö schau, nicht nur im Supermarkt gibt´s was, sondern auch nebenan sogar aus der Region und gut obendrein!? Und auch nicht nur online aus dem weltumspannenden Netz mit den vielen Paketfahrzeugen, die all das bestellte Zeugs bringen, und dann einen großen Teil davon wieder abholen. Plötzlich sehnen sich viele aus Solidarität nach einer Boutique in der Umgebung, die aktuell gar nicht aufsperren darf.
Ich habe mit einem Freund darüber diskutiert, wie lange all das wohl noch anhalten wird? Nicht die Dauer der Corona-Einschränkung. Da dürfen wir jetzt schon von einem Herbsttermin ausgehen, bis zu dem uns viele der aktuellen und vielleicht manche eine noch gar nicht bekannte Vorschrift begleiten werden. Und einige wohl auch darüber hinaus. Nein: Die Frage lautet, wie lange diese überwältigende Solidarität der Menschen anhält?
Übersteht diese Rückbesinnung auf "wahre Werte" die Coronakrise? Oder ist damit Schluss, wenn wieder alles den zuvor gewohnten Lauf der Dinge nimmt, und das Ego die Gemeinschaft beiseite schiebt? Während Pessimisten von diesem Szenario ausgehen, davon, dass mit dem ersten Flieger am Himmel auch die gnadenlose Profitgier zurückkehrt, hoffen Optimisten nach wie vor, dass diese schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg zu einem Gesinnungswandel in den Köpfen eines großen Teils der Gesellschaft führt. Dass auf die einzig heilsbringende Globalisierung nun Regionalität und Nachhaltigkeit folgen.
Allerdings zeigt der Blick auf Europa: Die Solidarität hat bereits schon Sprünge. Auch wenn von den schwersten Folgen der Corona-Pandemie noch weniger betroffene Staaten durchaus den am ärgsten gebeutelten Ländern wie Italien, Spanien oder Frankreich helfen und diesen Intensivbetten zur Verfügung stellen. Spätestens beim Geld aber hört sich die Freundschaft auf. Denn Corona knabbert längst auch am Reichtum Österreichs oder Deutschlands. Da ist von der Einheit Europas ebenso wenig etwas zu spüren, wie zuvor schon bei Flüchtlingen, Steuersauereien oder Klimawandel. Und warum jetzt jemandem drüber des Grenzbalkens beim Aufstehen helfen, wenn wir uns selbst nicht mehr täglich zu Lachsbrötchen und Prosecco hinsetzen dürfen.
Was im Großen bereits bröckelt, wird leider auch im Kleinen nicht von Dauer sein. Außer bei jenen, die schon immer solidarisch waren.
Aber belehren Sie mich eines Besseren.
Hier finden Sie die Tagebucheinträge der vergangenen Tage.
Noam Chomsky - 10 Prinzipien der Konzentration von Wohlstand und Macht
Herr Winterleitner leider haben Sie recht... Wie der Kommentar von OBSERVER beweist....
Die Länder, die am meisten nach Solidarität schreien, die sind nicht nur wegen der Corona Krise in wirtschaftlcihen Schwierigkeiten, osndern waren das in viel grösserem Umfang schon weit vorher. Wegen Misswirtschaft u.ä. Dioe Verschuldung von Italien war z.B. schon vorher exorbitant hoch. Und manche davon sehen nun die Möglichkeit, sich im Zuge der Corornakrise auch gleich der alten Schulden zu entledigen, auf Kosten von anderen. Das wird es gaanz bestimmt nicht spielen, aus verständlichen Gründen. Denn das hat mit Solidarität nichts zu tun. Das sollte auch dem Herrn Winterleitner klar sein und er sollte diesen Aspekt nicht asuklammern und verschweigen. Ein niederländischer Minister hat anlässlich eines EU Krisentreffens auch klar darauf hingwiesen und Tacheles geredet, das sollten auch die OÖN samt Herrn Winterleitner tun.