Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Eiter im Hirn, sechs Wochen im Koma: Nach 97 Tagen beginnt das Leben neu

Von Gerald Winterleitner, 11. Februar 2019, 04:39 Uhr
Eiter im Hirn, sechs Wochen im Koma: Nach 97 Tagen beginnt das Leben neu
Patient Thomas Netopilik (2.v.l.) auf seinem Weg aus dem Spital und zurück ins Leben mit dem Physiotherapeuten-Team Stefanie Klimczyk und Martin Grubhofer sowie Arzt Wolfgang Bayer, Neurologe am LKH Steyr (r.). Bild: Moser

BAD HALL, STEYR. Am Allerseelentag um zwei Uhr morgens wurde der Bad Haller Thomas Netopilik (45) ins Spital gebracht. Der Kampf um sein Leben wurde gewonnen, am Freitag durfte er heim.

"Der Patient ist definitiv an der Kippe gestanden, als er zu uns gebracht wurde", sagt Wolfgang Bayer, Neurologe am Landeskrankenhaus Steyr, "einen Tag später und er hätte nicht mehr gelebt."

Es ist der Allerseelentag des Jahres 2018: Um zwei Uhr morgens wacht der Bad Haller Thomas Netopilik mit stechenden Kopfschmerzen und hohem Fieber auf. Ein Anruf bei seiner Mutter Luise (75), diese hört daheim in ihrem Schlafzimmer zum Glück das Telefon und verständigt sofort die Rettung. Diese bringt ihren Sohn ins Steyrer Spital. Die Ärzte untersuchen ihn wegen Verdachts auf Hirnhaut- und Hirnentzündung, finden bereits eitriges Nervenwasser vor, erkennen eine bakterielle Entzündung. Danach versetzen sie den Patienten in künstlichen Tiefschlaf. Erst sechs Wochen später, am 15. Dezember, wacht Netopilik aus dem Koma wieder auf.

Am Grab des Vaters

Von all dem weiß der 45-jährige Bad Haller, vielen in der Region Steyr-Kirchdorf als DJ Netto seit Jahrzehnten ein Begriff, ebenso als Platzsprecher bei Fußballspielen in Bad Hall und Micheldorf, heute nur aus Erzählungen.

"Ich kann mich nur noch an Allerheiligen erinnern, daran, dass ich am Friedhof das Grab meines Vaters besucht habe", sagt der in Wien lebende Society-Journalist, der mit seinem Würstelstand-TV-Format "Senf oder Ketchup?" in der lokalen Szene beinahe Kultstatus genießt. Es klingt makaber, aber der im Vorjahr verstorbene Vater hat seinem Sohn vermutlich das Leben gerettet: "Sonst wäre ich sicher nicht heim nach Bad Hall und auf den Friedhof gefahren, sondern in Wien geblieben und wäre dort dann ohne Hilfe in meiner Wohnung gelegen."

33 Kilo abgenommen

"Es hat eine Zeit lang gedauert, bis ich erkannt habe, dass ich dem Tod gerade noch von der Schaufel gesprungen bin", sagt DJ Netto, "zuerst habe ich mich ja gewundert, warum ich einen Beatmungsschlauch im Hals und eine Glatze habe." Erst dann erfuhr er, dass ihm bei der OP der Kopf geöffnet worden war, um Eiter abzusaugen und den zerfressenen Knochen – ein Loch ins Gehirn – zu ersetzen.

Sicherheit gaben dem Bad Haller, der rund zwanzig Jahre lang ehrenamtlich und hauptberuflich beim Roten Kreuz tätig war, vertraute Gesichter. "Internist Stephan Schoiswohl, ein ehemaliger Rotkreuz-Kollege, ist an meinem Bett gestanden, die Schwestern Astrid und Tanja habe ich auch von damals gekannt", sagt Netopilik. Doch der nächste Schock ereilte ihn gleich danach: "Unser Patient hat die Tragweite seiner Erkrankung gar nicht erfassen können", sagt Bayer, "er hat ja nicht nur ein eingeschränktes Denkvermögen gehabt, es waren auch die Nerven geschädigt." Als der ohnehin stark übergewichtige DJ Netto aufstehen wollte, ging es einfach nicht. Er musste erst mühsam das Gehen neu erlernen, ebenso Schlucken und Sprechen. Einzig Nettos Schmäh kam rasch wieder auf Touren: "Das Ganze hat ja auch ein bisserl was gebracht. Ich habe 33 Kilo abgenommen und mit dem Rauchen aufgehört."

Am 27. Dezember schaffte es der Bad Haller erstmals, mit zwei Helfern zu stehen. Anfang Jänner unternahm er erste Gehversuche. Bayer: "Jetzt, nach fünf Wochen, hätten wir erwartet, dass er mit Rollator einige Schritte schafft. Er geht aber alleine. Bei ihm sind Einsatz und Wille enorm."

Ein Lob, das prompt retour kommt: "Die Unterstützung des Teams im Spital war großartig", sagt Netopilik, "Ärzte, Schwestern, die Therapeuten – ohne ihren Einsatz hätte ich das alles nicht so schnell geschafft."

Am Freitag durfte Thomas Netopilik das Spital endlich verlassen, heute hat er bereits einen Gesprächstermin in der Klinik, wo demnächst seine Reha beginnen wird. Nach 97 Tagen voller Ungewissheit geht DJ Netto zurück in sein Leben.

 

Auslöser war „harmlose“ Nebenhöhlenentzündung

 

Ausgangsbasis für den Schicksalsschlag von Thomas Netopilik war eine an sich nicht übertrieben gefährliche Nebenhöhlenerkrankung gewesen. Doch die von Pneumokokken ausgelöste Entzündung hatte beim 45-Jährigen die Rückwand der Stirnhöhle angegriffen und die Verbindung zum Gehirn geöffnet.

„Es war bereits Eiter eingedrungen und das Hirngewebe entzunden“, sagt Neurologe Wolfgang Bayer. Die Folgen waren hohes Fieber, der Beginn einer Wesensveränderung und die Gefahr irreparabler Schäden: „Wir mussten ihn intubieren, weil seine Atmung nicht mehr ausgereicht hat.“
Zwei Wochen später wurde er im Neuro-Med-Campus in Linz 7.14 Stunden lang operiert, danach zurück ins LKH Steyr überstellt, wo er wieder aufwachte.

 

mehr aus Steyr

Sensationsfund: Älteste Ansicht Steyrs von 1548 ist in Tschechien aufgetaucht

Schutz für Bauten der Waffenfabrik beim Bahnhof

Debüt und viel Tradition bei Abend der Volksmusik

Beim Steyrer Wassersportauftakt am Samstag wird es ziemlich frisch

Autor
Gerald Winterleitner
Lokalredakteur Steyr
Gerald Winterleitner

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

18  Kommentare
18  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Infoplus (1.147 Kommentare)
am 12.02.2019 07:45

Naja mit der neuen Regierung kommt wahrscheinlich mit sowas, kann mann nix machen nix arbeiten nix helfen

lädt ...
melden
antworten
was (581 Kommentare)
am 11.02.2019 19:47

Der Infekt ging von den Nebenhöhlen aus...
Dieses Höhlensystem ist die ärgste Fehlkonstruktion im menschlichen Körper! Bei mir hat so eine elendige eitrige Nebenhöhlenentzündung aufs Mittelohr übergegriffen und in weiterer Folge aufs Innenohr.
Konsequenz ist eine irreversible Hörminderung, Tinnitus, Druckausgleich ist auf der betreffenden Seite nach über zwei Jahren noch immer nicht möglich, und laut CT sind die Nebenhöhlen immer noch zu 3/4 voll.
Kein Mensch weiß, wozu sie gut sind, diese vermaledeiten Nebenhöhlen (außer, dass sie den HNOs ein fixes Einkommen verschaffen).

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 11.02.2019 20:27

Mir haben die Ärzte damals erklärt, dass die Barriere von den Nasennebenhöhlen nach oben eine ziemlich sichere Sache wäre, wenn die Patienten nicht beruflich oder sonstwie schlampig ludern.

Ich habe jahrelang die "faulen" Zähne im Oberkiefer ignoriert - die Kunden und ihre Baustellen in der Ferne hatten eben Vorrang.

lädt ...
melden
antworten
betterthantherest (33.933 Kommentare)
am 11.02.2019 20:31

Die Kunden in Nah und Fern hatten Vorrang.

Ja, diese Einstellung ist in der älteren Generation noch verbreitet.

Doch niemand dankt es einem.

Es freut sich nur einer:
der Finanzminister.

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 11.02.2019 12:58

> Zwei Wochen später wurde er im Neuro-Med-Campus in Linz 7.14
> Stunden lang operiert, danach zurück ins LKH Steyr überstellt,
> wo er wieder aufwachte.


Na, ich durfte mit dem selben Schicksal im Wagner Jauregg aufwachen. Erst danach musste ich wieder zurück ins vorige Spital. Das ist nun fast 20 Jahre her.

Die Chirurgen im Wagner Jauregg waren traumhaft, das 2,5cm-Loch ist fast zugewachsen. Der Schaden an den Ganglien bleibt erhalten, dafür ist die edle Wurschtigkeit eingetreten grinsen

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 11.02.2019 13:18

> Na, ich durfte mit dem selben Schicksal im Wagner Jauregg aufwachen.

Anhang: das Glück, im Wagner-Jauregg aufwachen zur dürfen, hatte ich damals nicht wegen meiner Zusatzversicherung sondern deshalb, weil eigentlich vorgesehen war, dass gegenüber vom ersten Loch noch ein zweites gebohrt werden soll zum Eiterabsaugen.

Aber mit viel antibiotischer Chemie hat sich das Eiter zurückgezogen und die zweite Bohrung erübrigt grinsen

lädt ...
melden
antworten
oblio (24.764 Kommentare)
am 11.02.2019 12:37

Es geht auch um die richtige Diagnose!
Wo anders schicken Kopfschmerzpatienten
mit ein paar Pulverln nach Hause!

Alles Gute und Daumen hoch dem Arzt!

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 11.02.2019 13:07

> Wo anders schicken Kopfschmerzpatienten mit ein paar Pulverln nach Hause!

Der Schutzengel macht es möglich!

Ich hatte zB. ein Riesenglück mit einem Nachbar-Patienten im verhassten Spital, dessen Verwandter zu Besuch kam. Dieser Verwandte war Chirurg im Wagner-Jauregg: "DIESEN Patienten (da meinte er mich) möchte ich unterm Messer haben!"

lädt ...
melden
antworten
Orlando2312 (22.305 Kommentare)
am 11.02.2019 12:29

Man sieht es immer wieder. Gesundheit mag nicht Alles sein. Aber ALLES ist NICHTS ohne sie.

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 11.02.2019 13:12

Für blede Sprüch hast einen Platz an der Uni belegt grinsen

lädt ...
melden
antworten
Orlando2312 (22.305 Kommentare)
am 11.02.2019 18:36

Ich hab bloss einen. Der jago 20000. grinsen

lädt ...
melden
antworten
Coaching (1 Kommentare)
am 11.02.2019 12:25

Alles Gute

lädt ...
melden
antworten
snoozeberry (5.016 Kommentare)
am 11.02.2019 11:21

Bumm, so schnell kann es gehen. Alles gute fürs neue Leben!

lädt ...
melden
antworten
watchmylips (1.029 Kommentare)
am 11.02.2019 07:46

Glück gehabt. Von Herrn Dr. Bayer hört man überhaupt viel Gutes.

lädt ...
melden
antworten
Weltliner (416 Kommentare)
am 11.02.2019 14:15

Man muss schon zweimal hinschauen, damit man den Arzt erkennt. Das ist nicht negativ gemeint.
Andere Ärzte erkennt man schon gegen die Milchglasscheibe.

lädt ...
melden
antworten
watchmylips (1.029 Kommentare)
am 11.02.2019 14:46

Den Arzt erkennt man meistens daran, dass er viel eingesteckt hat. Hier z.B. einen Reflexhammer, das Diensttelefon, mehrere Kugelschreiber, eine Dosierhilfe (?), gerne auch Stauschlauch und EKG-Lineal.
Den Chefarzt erkennt man daran, dass er nur einen (eleganten) Kugelschreiber in der Brusttasche stecken hat, sonst nichts. (Er braucht nur zu unterschreiben, alles andere erledigen seine Leute).
Insofern könnte auf dem Bild der Mittlere der Chef sein, aber er ist zu jung. Zweifellos hat er aber das Zeug zum Chef.

lädt ...
melden
antworten
mape (8.845 Kommentare)
am 11.02.2019 07:34

Hirn oder GEHIRN ?

lädt ...
melden
antworten
koepher (182 Kommentare)
am 11.02.2019 07:10

Ein riesen Kompliment an die Ärztinnen und Ärzte, sowie an das gesamte medizinische Personal dort. Dem jungen Herren alles Gute für sein "neues" Leben!

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen