Eine sehr sportliche Genusstour auf der Trans Nationalpark
STEYR/KIRCHDORF. Bitte noch einmal: Schweißtreibende Tage mit dem E-Bike durch eine begeisternde Region.
Skeptiker wurde zum Fan
Bei der Abfahrt im Regen zeigt sich dann, warum Florian der Tourguide ist und nicht ich. Während er sein E-Bike durch Kurven zirkelt, die für dieses Tempo gar nicht gemacht sein können, komme ich ihm teils taumelnd kaum nach. Zum Glück bietet die Tour aber derart viele schöne Ausblicke, die auch ein Guide genießen will. Der „Lückenschluss“ gelingt somit rasch.
Zurück aber zu Erich Eder, der auf der Ebenforstalm unerwartet eine zweite Heimat gefunden hat. An eher flaches Gelände habe er gedacht, als er erstmals von der Alm in Oberösterreich erfahren habe: „Aber es ist absolut alpines Gelände mi einer unverwechselbaren Natur, die einem so viel schenken kann.“ Etwa unvergleichliche Sonnenaufgänge, die er von seiner gemütlichen Terrasse aus genießt. „Die Zeit hier heroben vergeht so elendig schnell“, sagt Eder. Aber er nimmt sich diese Zeit einfach, wenn er nicht gerade seine 40 Kälber und Rinder, die beiden Sauen Martha und Berta oder die Hunde Otto und Ebril betreut. „Es ist einfach herrlich hier, und es haben sich zahlreiche Freundschaften entwickelt.“
Wenn schon nicht Freundschaften, so zumindest aber Bekanntschaften lassen sich während der Trans Nationalpark zahlreiche schließen. Etwa mit dem Steyrer Trio Roland, Roland und Mario. Die drei Sportler, zwei Mountainbiker und ein E-Biker, übernachten auf der Ebenforstalm, genießen Eders kulinarische Künste und planen bei der einen oder anderen Flasche Wein die kommende Tagesetappe. Der Steyrsteg steht auf dem Programm. Diesen Singletrail, den einzigen der Trans Nationalpark übrigens, haben Tourguide Florian und ich bereits hinter uns - ich eher mit flauem Magen, danach aber zufrieden und glücklich, er locker-lässig, mit der Erfahrung vieler Bike-Kilometer in den Beinen. Dass abends am Tisch nicht nur nebenbei auch der Schmäh läuft, ist klar. Etwas, das auch Halter Erich Eder jetzt im Juni wieder sehr genießt: „Den ganzen verregneten Mai über haben sich nur 27 Gäste zu mir herauf verirrt.“ Sogar für ihn sei das unglaublich fad gewesen. „Aber jetzt kommen sie wieder alle, Biker genauso wie Wanderer.“
Etappenziel am ersten Tourtag war zuvor die Anlaufalm, ein beliebtes Ziel für all jene, die vom Ennstal aus aufbrechen. Georg Wiesner (23) aus Brunnbach und Sibylle Musenbichler (21) aus Ternberg sind seit zwei Jahren das junge Halterpaar am Rande des Nationalparks. Sie betreuen hier nicht nur die vielen Gäste, sondern auch 97 Rinder, die beiden Duroc-Schweine Muffin und Manfred und neun Hühner. „Das ist damals aus einer Blödelei heraus entstanden, weil die Alm gerade frei wurde“, sagt Wiesner, „aber es macht riesigen Spaß, allerdings auch viel Arbeit.“ Wer hier nächtigen will, findet 19 Betten vor, entweder im Lager für alle oder im Herzerlzimmer für zwei... Und morgens, nachdem der Hahn pünktlich zum Sonnenaufgang seine krähende Arbeit verrichtet hat, erwartet die Gäste ein reichhaltiges, köstliches Frühstück.
Allerdings gilt es tags zuvor nach einer traumhaft schönen Anfahrt durch das Reichramingbachtal im Hintergebirge, das für einen kurzen Badestopp geradezu geschaffen ist, oder über das Brunnbachtal, den Hirschkogel zu bezwingen. Der war einst das Kriterium beim leider eingestellten Hintergebirgs-Mountainbike-Marathon, auch, weil hier die Sonne immer gnadenlos vom Himmel sticht. Dank E-Bike-Unterstützung hat der Hirschkogel ein wenig von seiner Steilheit eingebüßt, dafür deutlich an Genuss dazugewonnen.
Das steilste Stück der originalen Trans Nationalpark-Strecke ist übrigens der Schreibachfall von Trattenbach durch das Tal der Feitlmacher, mit den berühmten, von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannten „Zaukerln“, hinauf zum Pfaffenboden, unterhalb von Schoberstein und Hochbuchberg. 26 Prozent auf losem Forststraßenschotter beträgt hier die Steigung. Selbst am dritten Tag der Tour kein Problem, diesmal jedoch mit ein wenig mehr E-Unterstützung, es soll ja ein Genusserlebnis sein. Kulinarisch vermitteln diesen zum Abschluss Kathi (34) und Balazs „Bali“ Fojtyik (38), die ungarischen Pächter der Grünburgerhütte. Die Somlauer Nockerl aus drei unterrschiedlichen Biskuitteigen, Marillenmarmelade, Vanillepudding, Rumrosinen, jeder Menge Schokolade und Schlagobers stärken nicht nur mit jeder Menge Kalorien, sie sind purer Genuss. Die finale Abfahrt ins Steyrtal mit abschließendem Erfrischungsbad verstärken diesen Eindruck noch einmal: Die Trans Nationalpark bietet Natur und Rad zum Genießen. Sie ist eine Tour für jeden, die umwerfend schön ist. Eine Tour, die nicht nur einmal befahren werden will.
Das Video-Tagebuch
Die Tour beginnt:
Auf der Damberwarte:
Kurt Krifter, Wirt von der Glasner Hütte:
Kuhweide bei Maria Neustift:
Etappenziel des ersten Tages: die Anlaufalm
Georg Wiesner, Wirt von der Anlaufalm:
Der zweite Tag beginnt:
Tourguide Florian von e-Mobility
Larissa Mitkovski und Gabriel Straßmayr von der Gowilalm:
Leopold Döcker, Villa Sonnwend:
Bernhard Huber, Erfinder und Designer der Tour
Erich Haider, Halter der Ebenforstalm:
Auftakt des drittenTages:
Kathi und Balazs "Bali" Fojtyik, Grünburger Hütte:
Tour Guide Florian erklärt das e-Bike Rotwild:
Der dritte Tourtag endet:
Ein sehr schöner Bericht vom "alten Haudegen" gerald Winterleitner. Schade dass bei den 39 Fotos der Bildergalerie keine Übersichtskarte dabei ist.