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Eine Geschichte über heftige Liebesanfälle und die Aussicht auf Hoffnung

16. April 2020, 10:33 Uhr
Astrid Miglar
Astrid Miglar aus Reichraming (privat)

STEYR. Teil vier der "würzigen WortWechsel" bestreitet heute die Reichramingerin Astrid Miglar. Franz Brunner folgt wieder am Dienstag.

Astrid Miglar: Eine Geschichte über heftige Liebesanfälle und die Aussicht auf Hoffnung

Das Leben ist reizvoll, voller Überraschungen, manchmal richtig bissig. Der Unterschied besteht darin, ob ich zubeiße, mich beißen lasse oder vergessen habe, wo meine Ersatzzähne liegen. Nachfolgende Handlung läuft in ähnlicher Form Tag für Tag ab. Menschen werden um ihre Hoffnungen betrogen, wenn es um Liebe geht oder Versprechungen auf eine gemeinsame Zukunft. Mit der Aussicht auf Erfüllung von Sehnsüchten wird Geld verdient, wird gelogen und hintergangen. Wachsam bleiben!

Sie kennen sie?                                                                                                                                                  

Verführer, Charmeure, Lockvögel. Soziale Medien sind voll mit Fake-Konten, deren Profile interessant-schöne Gesichter bieten, die Sehnsüchte stillen.

Männer, die nur auf MICH warten, wovon ich durchaus zu überzeugen bin, mich kurz täuschen lasse. Allerdings nur so kurz - damit Sie ein Gefühl für Kürze bekommen - dass ich jeden 100-Meter-Lauf gewinnen würde. Selten, nur wenn ich wirklich übermütig bin, lasse ich mich auf dieses Spiel ein.

Ich kann ihre Lügen riechen, bevor das erste Wort verfasst wurde. Ich erkenne ihre Schwindeleien an der Art ihrer Präsentation. Ganz abgesehen davon, dass mir der letzte Lügner das Profilfoto eines berühmten türkischen Schönheitschirurgen unterjubeln wollte.

Warum ich das weiß?

Das Netz hilft auch bei der Suche nach gestohlenen Gesichtern.

Wie begegne ich also meinem höchstpersönlichen Herzensbrecher?

Er – der hinreißend Gutaussehende – schickt mir eine Freundschaftsanfrage. Nur MIR. Sein Porträt überzeugt. Ich verliebe mich blitzartig und weiß instinktiv, auch ihm wird das gelingen. Nämlich sich sofort und unsterblich in mich zu verlieben.

Kaum ist die Freundschaftsanfrage bestätigt, schicke ich meine erste Nachricht in seine Welt. Ich will nicht warten, bis er mich kontaktiert. Sie müssen wissen, ich bin heißblütig. Ich gebe richtig Gas. "Oh my god. You are sooo hot!!! How old are you?“

Meiner Nachricht füge ich eine außerordentlich dramatische Anzahl an Herzen hinzu, schließlich zählt der erste Eindruck.

Ob ich zu dick aufgetragen habe? Keinesfalls. Offenbar bin ich ein Naturtalent. Ein weiblicher Casanova. Casanovarova also.

Mein Süßer sitzt vor Oslo auf einer Ölplattform und schüttet mir sein Herz aus. Seine Lebensgeschichte unterscheidet sich kaum von jener seiner Vorgänger. "Ich bin seit kurzem Witwer, habe einen kleinen Sohn/eine kleine Tochter, liebe Hunde/Katzen und habe eine Vorliebe für Blumensträuße/Sonnenuntergänge."

Dieses Mal ist er Ingenieur (nicht Arzt oder Anwalt). Er ist übrigens bereits der zweite Ingenieur, der sich auf einer norwegischen Ölplattform nach mir verzehrt, vielleicht sogar Tränen vergießt. (Befinden sich beide womöglich auf derselben Plattform? Wird der Meeresspiegel aufgrund vergossener Tränen dramatisch ansteigen?)

Er opfert mir seine wertvolle Zeit. Er weiß es noch nicht, doch sein Hoffen ist umsonst. In dieser Hinsicht bin ich grausam. So grausam wie jene pubertären Typen und Typinnen, die auf einen Anruf warten lassen, der nie kommt. Das ist MEINE Chance auf spätpubertäre RACHE.

Ich warte nur noch seine Anfrage zu meiner finanziellen Gesamtsituation ab. So viel Zeit muss sein.

Dann erfolgt…

…der Todesstoß!

Zuerst empfehle ich meinem Ölingenieur seinen Schönheitschirurgenzwilling im türkischen Izmir zu besuchen. Ich finde, die beiden sollten sich unbedingt kennenlernen. Obendrein bitte ich ihn künftig einfallsreichere Lebensläufe zu entwickeln. Ich will nicht sagen, dass Ingenieure, Ärzte und Anwälte out sind. Gar nicht. Aber wenn sie in Massen auftreten, sind sie doch ein wenig überwältigend. Immerhin weiß die halbe Welt, dass Frauen auf Uniformen stehen und Mechaniker.

Außerdem: Ich bin gelangweilt und gelangweilte Frauen sind hinterhältig (zumindest ich) - in Corona-Zeiten noch ein bisserl mehr als sonst.

Resümee: Ich lasse sein Profil löschen. Ein Fake-Konto weniger. Jetzt gehe ich die Bearbeitung der anderen 999.999 an.

Und wo bleiben nun die Lichtblicke?

Es sind nicht Betrüger, die unsere Gesellschaft ausmachen. Gewiss nicht, denn es gibt sie. Menschen, die es ehrlich mit uns meinen, und damit lebt die Hoffnung auf Aufrichtigkeit.

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1  Kommentar
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localr (469 Kommentare)
am 17.04.2020 10:39

Sehr schönes Format, und ziemlich amüsant. Einige Beispiele erinnern an manche Kommentatoren hier auf OÖN - was sich da so alles an kruder Selbstausschüttung tummelt, geht auf keine Kuhhaut. Man könnt grad meinen, einige Daueraktivisten (mit über 1000 Kommentaren) kämen direkt aus einer nigerianischen SPAM-Bude - dabei sind es oft nur ganz normale Polithohlisten. 🙂 Bitte mehr Alltagsskurrilitäten!

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