Ein "Fastentuch" von Gunter Damisch verhüllt das Kreuz
AMSTETTEN. Ein auf Stoff gedrucktes Werk des berühmten Malers beherrscht ab Aschermittwoch den Altarraum der Kirche Amstetten-St. Marien
Der Pfarrgemeinde- rat von Amstetten-St. Marien Friedrich Kriener und der Maler Gunter Damisch hatten einander bei Kunstprojekten als Weggefährten schätzen gelernt. Die geistige Freundschaft zwischen den beiden Männern ging über den Tod von Damisch hinaus, der 2016 an Krebs gestorben war.
Wenn das Fernsehpublikum am Faschingsdienstag zum Kehraus der Narrenzeit mit der Villacher Karnevalsgilde mitschunkelt oder Maskierte im Gasthaus das letzte Achterl bestellen, spannt Kriener mit Helfern in der Apsis des Gotteshauses in St. Marien ein 8,7 mal 2,4 Meter großes Tuch auf. Die Stoffbahn mit rot-gelben Wellen verhängt bis zur Osternacht am Karsamstag das Kreuz, ist aber eigentlich kein Fastentuch.
"Das Bild hat Gunter Damisch 2013 als einen Unikatsdruck angefertigt, wobei er einen Holzdruck händisch bearbeitete", sagt Kriener. Das Einzelwerk "Rotschichtquerwegfließen", wie Damisch es nannte, war gleich im Jahr seiner Entstehung in der Albertina in Wien ausgestellt worden und bei der Gelegenheit von einem Fotografen hochauflösend abgelichtet worden. Damischs Witwe Maria und sein Sohn Lucas haben der Pfarre den Datensatz des Bildes zur Verfügung gestellt, Krieber ließ das File jetzt von einer Fachfirma auf ein Textilstück replizieren und vergrößern.
Pfarrer Peter Bösendorfer ist von dem Ornament begeistert: "Die wellenförmigen Motive animieren mich in der Zeit vor Ostern, mich mit meinem konkreten Leben auseinander zu setzen. Die Wellen im Bild sagen mir: Setz dich in Bewegung! Mach dich auf zu Gott, zum Mitmenschen und zu dir selbst!"
Bösendorfer schätzt andere Interpretationen ebenso, ihm gefällt es, dass während der Fastenzeit die Augen der Betrachter auf der Fließbewegung auf dem Tuch ruhen können. "Das Bild trägt zur Besinnung bei."
Damisch, der im Amstettner Stadtteil Ulmerfeld aufwuchs, wo seine Eltern Zahnärzte waren, kehrte immer wieder zu Projekten ins Mostviertel zurück. Am auffälligsten ist sein sieben Meter hoher Bronzeguss "Weltwegbetrachter", der am Hochkogel über das Flachland blickt.