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Astrid Miglar: Nichts Tödlicheres, als langsam wachsende Furcht

09. April 2020, 11:58 Uhr
Astrid Miglar
Astrid Miglar aus Reichraming (privat)

REICHRAMING. Nach dem Steyrer Franz Brunner zum Auftakt ist heute die tief verwurzelte Ennstalerin Astrid Miglar in der Reihe "würzige WortWechsel" mit ihrer Kurzgeschichte an der Reihe.

In Zeiten wie diesen gibt es nichts Tödlicheres als langsam wachsende Furcht!
In Zeiten wie diesen wünschen wir uns, dass in einer Woche, in zwei Wochen, in allerhöchstens drei oder vier Wochen alles wieder beim Alten ist. Wir möchten, dass sich unsere Pläne für die nahe Zukunft erfüllen. Freizeitwünsche, Urlaube. Wir wollen Feste feiern, ohne uns ängstigen zu müssen.
Wie geht es mir, die ich tatsächlich für Ende Mai Urlaub gebucht habe? 
Nach Frankreich. 
Dorthin, wo die Corona-Situation derart angespannt ist, dass Menschen älter als 75 Jahre, die als Notfall ins Krankenhaus kommen, keine künstliche Beatmung erhalten können. Nötige Kapazitäten dafür sind einfach nicht vorhanden. 
Ich sitze vor meinem Laptop, betrachte meine Finger, die darauf warten, dass sie in die Tasten hauen dürfen und merke, wie gleichgültig mir mein Urlaubswunsch geworden ist. Ich erkenne, wie nebensächlich es ist, dass ich mich darauf gefreut habe, meine miserablen Französisch-Kenntnisse an den Französinnen und Franzosen zu erproben (ich kann perfekt nach den Toiletten fragen). 
Ich erkenne die Unwichtigkeit mancher meiner Wünsche. 
Ob ich die neueste Frühjahrsmode benötige oder die Wahl zwischen 5 oder 10 verschiedenen Joghurtsorten haben muss? 
Ich erkenne die Instabilität der Gegenwart und bemerke, dass ich mich hinter trügerischer Sicherheit versteckt habe, dass ich unzufrieden bin, weil der Ausgang dieses Szenarios für mich nicht kontrollierbar ist. Ich schätze mich glücklich, dass in meiner Welt die Versorgung mit Wasser, Strom und Nahrung gesichert ist. Ich ahne, dass mich Selbstverständlichkeit einholen wird, wenn sich die Situation wieder normalisiert.
Will ich wirklich vergessen? Und was kommt DANACH, nach Corona?
Wie im Film wünsche ich mir ein Happy-End. Doch diese liebenswert-schnulzige Garantie gibt es nicht.
Ich begreife, dass Furcht ein schlechter Ratgeber, das Erkennen von Gefahr ein wichtiger Instinkt ist.
Ich weiß, dass ich mich darauf verlassen kann, dass meine Stärke in der Ruhe liegt, nicht in der Panik.
Ich wünsche mir die Gabe genau hinzusehen, einen kritischen Blick. Zu werten, was wichtig ist und was mich nur als wichtig blenden will.
Und ich wünsche mir die Seele streichelnde Kleinigkeiten: Kaffee (schwarz und teuflisch stark). Ein Punschkrapferl mit viel Rum inside. Herzhaftes Lachen, um Mutlosigkeit Konter zu bieten, ganz nach dem Zitat einer Figur aus Umberto Ecos >Der Name der Rose<: „Lachen tötet die Furcht!“
(Die Figur hat übrigens noch mehr gesagt, aber ich habe beschlossen deren Wortmeldung nach diesen vier Worten abzuwürgen. Ich bin eine Frau, ich darf das.)
 
Xund bleib’n!
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