Zahlenspiele, Verkehrsgeschiebe und Propheterie

STEYR. Beim Thema Westspange liefert sich die Politik weiter heftige Wortgefechte. Die Meinungsfronten sind verhärtet.
Grüne und Neos-Mandatar Pit Freisais gegen Rot, Blau und Schwarz: So lautet das Match in der Steyrer Gemeindepolitik, wenn es um die geplante Westspange geht. Eine Abstimmung im Gemeinderat, mit der der Flächenwidmungsplan für den Bereich der Trasse abgeändert werden sollte, führte zum neuerlichen Schlagabtausch – wobei in der Debatte auch die Emotionen wieder hoch- und übergingen.
Höhepunkt der Wortgefechte, bei denen auch Bürgermeister Gerald Hackl, SP, kräftig mitmischte: Der Stadtchef wirft den Grünen vor, realitätsfremd zu sein und zu ignorieren, dass der Straßenverkehr (ohne und mit Westspange) weiter zunimmt. Außerdem wollten sie, die Grünen, nur politisches Kapital aus der Angelegenheit schlagen.
Die Grünen berufen sich auf ein Zahlenwerk, das das Land (als Errichter und Betreiber der geplanten Straße) der Westspange zugrunde gelegt hat. Demnach bringt die Straße deutlich mehr Verkehr, auch auf den Straßen im Nahbereich der Umfahrung. Lediglich für die Seifentruhe wird eine Entlastung von zehn Prozent errechnet.
SPÖ, FPÖ und das Wahlbündnis ÖVP/Bürgerforum zweifeln die Zahlen des Landes an. Vor allem im Bereich Tabor, wo mehrere tausend Bewohner in unmittelbarer Nähe der Durchzugsstraße wohnen, werde es zu einer Entlastung kommen, ebenfalls entlang der Engstelle Seifentruhe, so ihre Überzeugung. Hier die markigsten Wortmeldungen:
Reinhard Kaufmann, Grüne: "In den Zahlen, die das Land vorgelegt hat, ist von Verbesserung nichts zu sehen. Wir erzeugen 50 Prozent mehr Verkehr. Ich verstehe nicht, warum wir das tun sollen.
Gerald Hackl, SPÖ, an die grüne Gemeinderatsfraktion gerichtet: "Wie soll das gehen? Ihr wollt Straßen reduzieren und den Verkehr einfach wegbeamen. Der Verkehr wird mehr – mit und ohne Westspange."
Kurt Prack, Grüne: "Ich verstehe es nicht, warum man die Zahlen, die die Experten geliefert haben, nicht glauben will. Ich bin aber gerne dafür, dass wir das noch einmal durchrechnen lassen."
Hackl in Richtung Prack: "Ihr habt schon Kapital aus eurem Kampf gegen die Westspange geschlagen und zwei Mandate und einen Stadtrat gewonnen. Mehr wird es nicht spielen."
Michael Hingerl, SPÖ, selbst am Tabor zu Hause: "Hier bei der Debatte wird immer nur mit Zahlen herumgeschmissen. Es geht aber darum, was sich tagtäglich vor den Fenstern der Leute abspielt. Jeder 40-Tonnen-Laster, der nicht mitten durch den Tabor fährt, wo er an den Ampeln immer wieder abbremsen und anfahren muss, ist ein Gewinn. Auf der Westspange kann ein Lkw ungebremst und gleichmäßig dahinfahren."
Kaufmann, Grüne, an Hingerl: "Gerade von dir als Techniker hätte ich mir erwartet, dass du die Zahlen, die die Experten vorgelegt haben, nicht als Hirngespinst hinstellst."
Gunter Mayrhofer, ÖVP, an Kaufmann: "Einen Campingsessel spendiere ich gerne, dass Sie sich an die Seifentruhe setzen und sich die Lkw anschauen, die dort vorbei- donnern. Dass die Entlastung funktioniert, zeigt der Taborknoten. In der Steiner Straße ist der Verkehr deutlich weniger geworden."
Mario Ritter, FPÖ: "Schon vor 30 Jahren ist gesagt worden, dass Steyr eine Tangente braucht, um die Sierninger Straße zu entlasten. Engstellen gehören entlastet."
Thomas Kaliba, SPÖ: "Wir brauchen diese Entlastungsstraße. Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Da genügt es, wenn ein Parameter ein wenig aus der Spur läuft und schon fällt ein ganzes Kartenhaus in sich zusammen."
Die Änderung des Flächenwidmungsplanes wurde mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ und ÖVP/BF beschlossen. Grüne und die Neos stimmten dagegen.