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Weil Gedenken nie vergehen darf: Erinnerungen an eine vertriebene jüdische Familie

Von OÖN, 24. Juli 2018, 00:04 Uhr
Weil Gedenken nie vergehen darf: Erinnerungen an eine vertriebene jüdische Familie
Adele, Jula und Olga Sommer (v.l.n.r.), die Töchter von Anton und Betty Sommer Bild: Dietl

STEYR, REICHRAMING. Das Mauthausen Komitee Steyr hat 80 Jahre nach der Vertreibung an alle Reichraminger eine blau-gelbe Postkarte geschickt.

"Wir wollen keine alten Wunden aufreißen", sagt Julia Wagner vom Mauthausen Komitee Steyr. Dies sei auch gar nicht möglich, da bereits alle damals Beteiligten tot sind: "Aber wir wollen mit den Postkarten daran erinnern, dass gewalttätige Ausgrenzung in der Mitte der Gesellschaft stattfinden hat können. Und wir wollen die Geschichte der ermordeten Menschen ins lokale Gedächtnis zurückholen."

 

"Liebe Adele! Oft denke ich an Reichraming und das, was einst war: Liebe Menschen, Wald, Wiesen, Wasser und Sonne. Das hat’s einmal gegeben. Oder haben wir es uns nur eingebildet? Ich wünsche Dir alles Gute. Herzliche Grüße. Hans", lautet der Text auf der in Himmelblau leuchtenden Postkarte mit goldener Schrift.

Entnommen wurden Sätze einem Brief vom 9. August 1942. Geschrieben wurde die Karte von damals in Prag lebenden Verwandten an Adele Sommer. Adele Sommer war – mit Jula und Olga – eine der drei Töchter der jüdischen Industriellenfamilie Sommer, die 1896 die "k.k. priv. Messingfabrik" in Reichraming gekauft und betrieben hatte. Das Unternehmen ging 1928 in Konkurs. Zurück blieb nur das Nutzungsrecht für das damalige Haus in Reichraming Nr. 1. Von den drei Töchtern überlebten nur Adele Sommer und ihr Sohn Hans die Shoah und den Zweiten Weltkrieg in Österreich. Die meisten Familienangehörigen wurden ins KZ Theresienstadt deportiert und später in den Vernichtungslagern Auschwitz und Maly Trostinec ermordet.

"Judenzuzug muss aufhören"

Begonnen hatte die Verfolgung bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1938. Bereits am 23. Juli warfen unbekannte und bis heute nie ausgeforschte Täter mit Steinen die Fenster des Hauses der Familie, die zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr begütert gewesen war, ein. In einem Bericht des Gendarmeriepostens Reichraming an die Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 29. August 1938 ist laut dem Mauthausen Komitee zu lesen: "Die Jüdin Jenny Sommer erhielt auf Lebenszeit ein Nutzungsrecht im Hause in Reichraming Nr. 1, in dem sie jetzt mit ihrem Sohn lebt. (...) In diesem Haus unterhält sie eine Art Pension. Im Sommer kommen Verwandte und Bekannte aus Wien und anderen Orten, selbstverständlich alle Juden (...)." Dem Polizeibericht zufolge waren auch sonst viele jüdischer Abstammung immer wieder im Ort: "Das weiß die ganze Bevölkerung. In letzter Zeit wurden Stimmen laut, dass der Judenzuzug endlich einmal aufhören müsse."

Ausgrenzung und Vertreibung basierten auf Gewalt und Terror. Im Polizeibericht zum Vandalenakt vom 23. Juli ist zu lesen: "Das Fenstereinschlagen bei Jenny Sommer war sicher nicht nur eine Warnung, vielmehr eine Aufforderung an die fremden Juden, Reichraming zu verlassen", schrieben die Gendarmen an Vorgesetzte.

Das war das Ende der Familie in der Ennstaler Gemeinde, von deren Existenz heute nur noch Gräber am katholischen Friedhof in Reichraming und am jüdischen Friedhof in Steyr zeugen.

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