Waldbauern gegen Starkstrommasten

Von Hannes Fehringer   20.März 2013

Die Vorfahren der 50 Pettenbacher Bauern trieben ihr Vieh auf die Weiden in Steinbach am Ziehberg. Längst sind die Matten bewaldet und die Landwirte nutzen das Holz. Den Forst soll ein Kahlschlag für die Trasse der 110-kV-Leitung durchtrennen, die die Energie AG zum Lückenschluss ihres Versorgungsnetzes zwischen Vorchdorf und Kirchdorf plant.

Bis 28. Februar winkten die E-Wirtschafter mit einem Optionsvertrag, der unterschriftsbereiten Bauern eine Prämie von sieben Prozent der Entschädigungssumme zusichert, selbst wenn die Freileitung etwa nach einer Trassenänderung nicht gebaut würde. Die Verlockung, Geld für keine Gegenleistung zu erhalten, zog bei der Agrargemeinschaft Pettenbach aber nicht. Die Ablehnung hat allerdings einen anderen Grund, dass bei der Verteilung der versprochenen 2924 Euro für den einzelnen der 50 Genossenschafter ohnehin nur ein Mittagessen übrig bliebe. „Die Schneise wäre der schlechteste Fall für unsere Forstwirtschaft“, sagt Obmann Franz Radner, „die Sonne würde dann auf den Waldboden brennen und weitaus mehr Schaden anrichten als die Entschädigung bringt.“

Dass die Pettenbacher Bauern die Optionsfrist der Energie AG verstreichen haben lassen, widerspiegle die Meinungslage. „Es deutet alles darauf hin, dass es die Mitglieder mehrheitlich auf ein Enteignungsverfahren ankommen lassen“, sagt Radner. Regionalpolitiker wie Landtagsabgeordneter Christian Dörfel (VP) haben Zwangsmaßnahmen gegen die Grundbesitzer abgelehnt.

Agrargemeinschafts-Obmann Radner hält sie auch für gar nicht notwendig. Er unterstützt nicht nur die Forderung der Bürgerinitiative 110-kV-ade nach der Verlegung eines Erdkabels auf einer Flachlandtrasse entlang von Straßen, sondern bringt eine weitere Alternative ins Spiel. Die Energie AG könnte sich mit den Bundesbahnen bestehende Masten teilen, wie dies auch die Kelag in Kärnten tue. Der Vorschlag wurde von der Energie AG aber als nicht machbar verworfen.