Vor 130 Jahren hielt Kaiserin Elisabeth zu Rindfleisch und Rotwein in Steyrling

Von Stefan Minichberger   05.Juli 2013

Wir schreiben den 4. Juli 1883 und es herrscht Ausnahmezustand in Steyrling. Ihre Majestät Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn ist zur Sommerfrische in Bad Ischl und unternimmt eine mehrtägige Wanderung. Um zehn Uhr macht sie mit ihrer Hofdame, dem Kammerdiener und zwei Führern Rast im Gasthof Kittendorfer in Steyrling.

130 Jahre später zeigt Wirt Sigi Schwarz stolz die in Kurrentschrift verfasste Originalchronik, die vom Besuch der Kaiserin zeugt. Sein Urgroßvater Josef Schwarz, ein gebürtiger Mollner, übernahm vor 110 Jahren den Gasthof, der seit dem Besuch von „Sissi“ „Zur Kaiserin Elisabeth“ heißt.

„Sie war auf dem heutigen Weitwanderweg 04 unterwegs“, erzählt Sigi Schwarz. Vom Almsee nach Steyrling habe sie fünf Stunden benötigt. In der Chronik finden sich Details zu ihrem zweistündigen Aufenthalt. Die Kaiserin trug ein lichtgelbes Kleid. Der Rock bestand aus drei großen Plissee-Volants, zwischen denen breite Stickereien in der Farbe des Kleides angebracht waren, „die Taille glatt, unten mit Stickerei wie am Rock vorne ausgezackt, um den Hals einen breit gestickten Matrosenkragen vorne mit einer lichtgelben Masche gehalten; ein schwarzer Gürtel um die Taille mit einer großen Silberschließe, an der linken Seite des Gürtels einen Dolch steckend, vollendete die Toilette“, heißt es in der Chronik.

Hungrig dürfte „Sissi“ und ihr Gefolge jedenfalls gewesen sein. Laut Chronik nahm die Kaiserin ein „kleines Dejeune“ mit kalter Milch zu sich, die sie mit der Hofdame aus einer Schüssel aß. Dazu gab es „ganz trocken gesottenes Rindfleisch, Eierspeise, Rothwein (Bordeaux) mit Grieß Hollerröster, Zwieback, Butter und schwarzen Wecken.“ Warum Bordeaux-Wein? „Die Werkzeugmacher-Familie Piesslinger hat zu dieser Zeit bereits Sensen nach Frankreich exportiert“, erklärt Sigi Schwarz. Im Gegenzug habe man Rotwein nach Hause mitgebracht. Der Grund, weshalb die Kaiserin ausgerechnet im damaligen Gasthof Kittendorfer hielt, weiß Schwarz nicht. „Vielleicht weil eine Bäckerei an das Haus angeschlossen war“, vermutet er.

Heute werden die Backwaren des Hauses in Micheldorf hergestellt. Zum Jubiläum hat Sigi Schwarz eine Sissi-Torte ins Programm genommen, „stilecht mit Buttercreme.“ Kaiserin Elisabeth dürfte den Aufenthalt in Steyrling genossen haben.

Laut Chronik kehrte der Kutscher am nächsten Tag zurück. Die Kaiserin habe ihm bei der Ankunft in Gmunden auf die Schulter geklopft und gesagt. „Sie sind sehr gut gefahren. Ich bin sehr zufrieden, sagen Sie dem alten Herrn noch meinen Dank und den Damen meinen Gruß!“

 

Prominenter Besuch
 

Seit 1996 führt Sigi Schwarz den Gasthof „Zur Kaiserin Elisabeth“ in Steyrling. Kaiserlicher Besuch hat sich seitdem zwar nicht eingestellt. Der motorsportbegeisterte Wirt, als Co-Pilot dreifacher Rallye-Staatsmeister, kann aber regelmäßig Größen der Sport-Szene bei sich willkommen heißen. Dakar-Sieger Andreas Schulz gehört in der „Kaiserin Elisabeth“ genauso zu den Stammgästen wie Andreas Goldberger und Karl Wendlinger. Auch Felix Baumgartner hat sich bereits einmal zu einem Besuch eingestellt. Heute, Freitag, findet im Golfclub Windischgarsten das große „Kaiserin Elisabeth-Jubiläumsgolfturnier“ statt. Wer als Überraschungsgast teilnimmt, wollte Schwarz nicht verraten.