Verschnaufpause im Bummelzug
STEYR. Aus unserer Serie "Ferien Dahoam": Für Fahrgäste ist die Steyrtalbahn ein Erlebnis, für Schaffner und Lokführer der ÖGEG auch.
Für Dreharbeiten hat der englische "Railroad Video Channel" bei der Steyrtalbahn gleich den ganzen Zug gemietet. Am Bahnhof in Aschach/Steyr verluden Komparsinnen im Dirndlkleid wie vor 50 Jahren Milchkannen in den Güterwaggon. Der Film, von den englischen Eisenbahnenthusiasten im April auf "Youtube" gestellt, brachte es bisher immerhin auf 971 Aufrufe und 23 "hochgestreckte Daumen".
Die Steyrtalbahn verheißt bei einer Stunde Fahrzeit von Steyr nach Grünburg eine Reise in die Vergangenheit. Auf dem Steyrer Lokalbahnhof hängt neben der großen Schauer-Uhr noch immer eine Reklametafel des städtischen Reisebüros Nemetschek an der Wand und bewirbt "Flug- und Schiffspassagen". Wer aber heutzutage zum Lokalbahnhof der Steyrtalbahn kommt, der will nicht in die große Welt.
"Es ist vielleicht die Sehnsucht der gehetzten Leute, dass es etwas langsamer geht", sagt Grete, die gute Seele des Buffetwagens. Das soll nicht heißen, dass ein durstiger Fahrgast bei ihr lang auf ein kühles Wieselburger-Bier warten muss, das wie seit jeher in der Flasche ausgehändigt wird. 23 Jahre fährt Grete im Buffetwagen an Wochenenden, Sonn- und Feiertagen im Sommer zwischen Steyr und Grünburg und kennt jeden Strauch und Misthaufen, an dem die Schmalspurbahn vorbeischnauft. 35 Freiwillige wie sie halten den Museumsbetrieb der Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG) aufrecht. Grete ist längst in Pension, bei Christian Minarik geht der halbe Urlaub für das Ehrenamt bei der Steyrtalbahn auf. Der Steyrer hilft als Zugbegleiter mit, checkt das Wagenmaterial und wacht darüber, dass die Kinder von den Plattformen fernbleiben. Wer während der Fahrt auf die Gleise hinunterfällt, würde sich auch bei dem Bummelzug in Lebensgefahr begeben. "Die Kinder folgen schon, wenn man ihnen die Sache erklärt", nickt Minarik zufrieden.
Der Fahrpreis – 10 Euro für die Hin- und Rückfahrt für einen Erwachsenen – kostet wahrlich nicht die Welt, ist im Vergleich, was sonst Vergnügungen kosten, fast schon eine Bagatelle. "Wir haben sogar Fahrgäste, die die Steyrtalbahn regelrecht wieder als Verkehrsmittel und nicht als Freizeitstätte nutzen", verrät Betriebsleiter Harald Süß. Tatsächlich steige in Grünburg ein altes Ehepaar am Samstag in der Früh ein und fahre nach Steyr, um dort etwas einzukaufen und dann mit dem Nachmittagszug wieder heimzufahren. "Wenn die Bahn auch noch einen täglichen Nutzen hat, freut uns das nochmals", sagt Süß.
Für die meisten Passagiere sind die 30 Kilometer pro Stunde, die die unverwüstliche Lokomotive schafft, eine willkommene Entschleunigung. Auch die englischen Videoproduzenten kommen wieder: Sie wollen im Winter Szenen nachstellen, wie einst Kinder mit der Steyrtalbahn zur Schule fuhren. Rund zehn Mädchen und Buben, das heißt ein Waggon voll, werden für den Dreh gesucht, der zeitlich noch nicht genau feststeht. "Wenn es so weit ist, können wir ja ein Casting machen", sagt Süß. Manche Eltern sind damals noch selber als Kinder mit dem Bähnle zur Schule gefahren, dessen Betrieb im Jahr 1982 von den ÖBB eingestellt worden ist.
Jede Fahrt mit der Steyrtalbahn - insbesondere auch mit Kindern - ist ein Erlebnis.
Herzlichen Dank den vielen Mitarbeitern für ihre aus Begeisterung unbezahlte Mitarbeit an der Erhaltung dieser romantischen Bahn!
"Bähnle" - Für jene, die mit der Steyrtalbahn in die Schule oder sonst wohin gefahren sind, war das die Schnackerlstessn oder Schnackerlbahn, allenfalls noch Schnauferl oder Steyrtalexpress, aber sicher kein Bähnle
Bähnle, das war die Schwäbische Eisenbahn.
Vielleicht auch eine Pemperlbahn in Vorarlberg. Nie aber in OÖ!
Wir haben seinerzeit "Steiatoibau" gesagt.
Und noch eine Video von Eisenbahnromantik:
https://www.swr.de/eisenbahn-romantik/archiv/oesterreich-ybbstalbahn-steyrtalbahn/-/id=2250046/did=3630572/nid=2250046/n4fwg9/index.html
Der Link zum Video:
https://www.youtube.com/watch?v=fWAtSLAyU7E