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Transitroute statt Schleichwege im Westen von Steyr

Von Hannes Fehringer   13.Mai 2015

Für die Westspange um Steyr, für deren Trassenverordnung jetzt die Einspruchsfrist ausgelaufen ist, hat ein SP-Stadtrat ein gewiss quergedachtes Argument vorgebracht: Wenn Steyr schon eine Stadt ist, die von der Automobilindustrie lebt, kann sie schwer gegen Straßen sein. Die Rathauspolitiker – bis auf die Grünen – sind für die Tangente, weil ihnen die Gründe dafür sonnenklar einleuchten: Man muss dem Blechwurm zu den Stoßzeiten Herr werden, wie das auch schon auf dem Tabor gelungen ist.

Es ist aber keine Begriffsstützigkeit, wenn die Anrainer, die die Umfahrungsstraße vor ihre Gartenzäune bekämen, sich in einer Bürgerinitiative "Grüngürtel statt Westspange" zur Wehr setzen.

Bei der Westspange geht es jedenfalls nicht darum, eine der größten Verstopfungen des Stadtverkehrs in der Seifentruhe aufzulösen. Dort sahen die Planer des Landes in ihren Rechenmodellen mit der Westspange nur eine leichte Linderung der Beschwerden. Es reißt sich um 2500 Fahrzeuge, die die Westtangente von 22.800 Autos täglich ableiten würde – ein Klacks. Laut Prognose würden jedoch Schleichwege geleert: die Waldrand-/Hasenrathstraße um 90 Prozent auf täglich nur noch 300 Durchfahrten und die Staffelmayrstraße um 80 Prozent weniger auf 1100 Kfz. Allerdings würden die 4300 Autos weniger nur hinter der Lärmschutzwand nebenan verschwinden: Die Westspange verliefe nur einen Steinwurf entfernt. Ein passendes Gleichnis: Die Spange verschiebt Verkehrslasten in der Stadt.

Das müssen auch die Rathauspolitiker wissen, zumal sie noch alle Tassen im Schrank haben. Bürgermeister Gerald Hackl (SP) hat sich über einen Brief der Bürgerinitiative beklagt, zumal er noch nie ein "derart polemisches und persönlich verletzendes Schreiben erhalten" habe. Enrico Savio, einer der Aktivisten der Bürgerinitiative, bedauerte es sehr, dass "man jetzt versucht, die Meinungsverschiedenheiten zu personifizieren. Als wäre das eine Flucht vor der sachlichen Auseinandersetzung." In der Tat ließ der "offene Brief" die Vermutung anklingen, die Rathauspolitiker seien sich bei Entschlüssen nicht immer der Tragweite bewusst, der Tonfall war aber keineswegs beleidigend, eher hinterfragend.

Warum aber sind die Steyrer Politiker so versessen darauf, sich aus Anrainersicht mit Landesförderung ein Danaergeschenk einzuhandeln? Die Wirtschaft, von Kammerpräsident Rudolf Trauner abwärts, fordert diese Straße. Die Westspange steht dabei in einem Netzwerk, das weit über Steyr hinausreicht. In einem Zukunftspapier der WKO steht schwarz auf weiß eine "mittelfristige Verlängerung der B309 nach Norden zur S10 Mühlviertler Schnellstraße und eine Verlängerung nach Süden bis zur A9 bei Klaus". Darüber hinaus ist in dem Wunschkatalog auch eine "Südspange Steyr als Verbindung zwischen B 115 Eisenstraße und B 122 Voralpenstraße" vorgemerkt, wofür bei Ternberg ein Korridor gesichert werden soll.

Demnach ist die Westspange ein wichtiger Puzzlestein eines überregionalen Verkehrsplanes. Die Wirtschaft hält diese Verkehrsachse für die Zukunft der Region für unerlässlich. Die Frage ist, ob die Anwohner dem folgen und für das allgemeine Wachstum ihre jetzige Lebensqualität opfern.

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