Tourismus: Eine Einigung mit sehr viel Würgen
STEYR, BAD HALL, KIRCHDORF. Verband bleibt ohne Dachmarke. Aus Steyr gibt es aktuell keine Zustimmung: Zu viele Punkte sind noch zu klären.
"Der neue Tourismusverband für die Region Steyr-Kirchdorf nimmt Formen an", verlautbarte gestern Christian Schilcher, Geschäftsführer der Leader-Region Traun4tler Alpenvorland, per Aussendung. Auf diese Kurzformel berief sich dann auch ein Großteil jener Tourismusvertreter aus Steyr, Bad Hall, dem Enns-, Steyr- und Kremstal, die an der Agenturpräsentation teilgenommen hatten. Rund fünf Stunden lang hatte die Sitzung gedauert, bei der drei Agenturen, zwei aus Linz, eine aus dem Raum Steyr, ihre Ideen für den Marktauftritt des künftigen Verbandes präsentieren durften. Letztlich setzte sich dabei ein Vorschlag der Arbeitsgruppe rund um die Agentur "Brandzone" mit dem Verbandsnamen "Steyr-Bad Hall-Eisenwurzen" durch. "Eine Bezeichnung, die sich eindeutig geografisch zuordnen lässt", sagt Schilcher. Er spricht davon, dass mit dem Ergebnis die Vertreter aller fünf Verbände zufrieden seien, der Weg für die Neugründung mit 1. Jänner 2019 damit frei sei.
Begeisterung hört sich freilich anders an.
Was jedenfalls nicht gefunden wurde – und dem Vernehmen nach auch nicht mehr kommen wird – ist eine gemeinsame Dachmarke, unter der die fünf bestehenden Verbände auftreten werden, können und auch wollen. Der Name "Steyr-Bad Hall-Eisenwurzen" ist daher nur die Bezeichnung für die gemeinsame Tourismus-Firma.
"Eisenwurzen" ist umstritten
Speziell der Begriff "Eisenwurzen" war nicht auf breite Zustimmung gestoßen. Schon einmal, zu Beginn des Jahrtausends, war die Pyhrn-Eisenwurzen als Tourismusregion verordnet worden, nach nur drei Jahren aber aufgrund zu unterschiedlicher Strategien in die fünf Teilregionen Almtal, Bad Hall–Kremsmünster, Pyhrn-Priel, Nationalpark Region Steyrtal und Nationalpark Region Ennstal aufgeteilt worden. Nun soll ohne Almtal, Pyhrn-Priel und Kremsmünster, dafür mit der Stadt Steyr ein neuer Anlauf unternommen werden.
Bei der Vorstandssitzung in der kommenden Woche werde es vermutlich eine Zustimmung aus Bad Hall geben, sagt Obmann Manfred Rabko. Es gehe nur noch um Details beim Budget, erklärt Steyrtal-Obmann Christian Finner, dessen Verband gestern tagte.
Weithin vernehmbares Murren kommt hingegen aus Steyr. Die Stimmung zwischen den Gesprächspartnern sei schon besser gewesen, sagt Bürgermeister Gerald Hackl, wichtig sei aber, dass es weitergehe: "Wenn alle zusammenarbeiten, dann werden wir auch alle davon profitieren." Er gehe davon aus, dass der Verband rückwirkend mit 1. Jänner 2019 gegründet werden könne: "Dafür müssen wir bis etwa März alle offenen Punkte abgeschlossen haben." Aktuell gibt es aus Steyr aber noch keine Zustimmung: "Wir haben einstimmig beschlossen, dass wir den vorgelegten Entwurf nicht unterschreiben", bestätigt Tourismus-Obmann Jürgen Armbrüster. Dem Vernehmen nach hakt es an Details wie Firmensitz, Budget und Stimmenverteilung. Unter anderem dürfte als Firmensitz Bad Hall, der Verband mit den meisten Nächtigungen, festgeschrieben gewesen sein. Darüber hatte es aber noch keine Einigung gegeben.
Positiv sei, dass man sich auf die große, vom Land geforderte Region verständigt habe und versuche, sich auf Augenhöhe zu begegnen, bestätigen mehrere Vertreter der Regionen: "Eine Zwangsehe, aus der durchaus einmal eine glückliche Beziehung entstehen kann."