Terrorist Chaovali wird nach 31 Jahren in Haft bleiben

Von Hannes Fehringer   08.April 2016

Vier Monate Gefängnis wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt lautete gestern am Landesgericht das wenig spektakuläre Urteil. Aber der Richterspruch hat große Tragweite: Mit der neuerlichen Verurteilung bleibt einer der gefährlichsten in Österreich einsitzenden Terroristen weiter hinter Gittern, nachdem der Antrag zur bedingten Entlassung des zu lebenslanger Gefängnisstrafe verurteilten Häftlings bereits eingereicht war.

Tawfik Ben Ahmed Chaovali richtete am 27. Dezember 1985 auf dem Wiener Flughafen ein Blutbad an. Der heute 56-jährige Palästinenser wollte mit zwei Komplizen eine israelische El-Al-Maschine entführen. Das Komplott scheiterte aber schon an den Flugschaltern. Zwischen den Terroristen und israelischen Sicherheitsleuten sowie Polizisten kam es zu einem wilden Schusswechsel, bei dem zwei Österreicher und ein Israeli getötet und 40 weitere Personen verletzt wurden. Chaovali erlitt einen Bauchschuss und wurde im AKH Wien operiert. Seine lebenslange Haftstrafe verbüßte der Anhänger des Terrorpaten Abu Nidal dann in der Justizanstalt Garsten, wo er im Mai 1995 durch die Oberlichte der Tischlerei ausbrach und schon zwei Stunden später im Keller eines Steyrer Wohnhauses wieder gefasst wurde. Nach Zwischenstationen in Graz-Karlau und Stein war Chaovali ab dem Jahr 2015 wieder in Garsten eingesperrt. Dort hatte sich der Ex-Terrorist im Oktober gegen die Verbringung in die Absonderung gesträubt und die Justizwachebeamten unflätig beschimpft. Dann bedrohte der Gefangene die Wärter: "Ich bin bei der ISIS dabei, meine Freunde werden euch alle umbringen!" Diese schlechte Führung trug Chaovali das gestrige Strafverfahren und den Schuldspruch auf weitere vier Monate Haft ein.

Terrorist Chaovali wird nach 31 Jahren in Haft bleiben
Damaliges Fahndungsfoto

Die bereits rechtskräftige Verurteilung hat Folgen. Die Haftdauer des "Lebenslänglichen" hatte ermöglicht, dass Chaovalis Halbbruder eben erst einen Antrag auf die bedingte Entlassung gestellt hat, dem sich Chaovali angeschlossen hatte. "Eine wesentliche Bedingung für eine Bewilligung ist die gute Führung. Die ist jetzt weg", sagte gestern der leitende Staatsanwalt Guido Mairunteregg zu den OÖNachrichten. Der Staatsanwalt hatte sich zuvor schon gegen Chaovalis vorzeitige Entlassung und Ausreise nach Jordanien ausgesprochen. Die Bereitschaft von dessen Familie, den Ex-Terroristen aufzunehmen und für ihn zu sorgen, sei damit hinfällig, sagte Mairunteregg: "Der Antrag wird jetzt abgelehnt werden." Chaovali wurde unterdessen wieder in ein anderes Hochsicherheitsgefängnis, nach Stein, verlegt. Seine Chance auf eine Freilassung ist gestern gestorben.