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Täter schraubte Lyriktafeln im Park ab und ließ das Stahlblech gefaltet zurück

Von Hannes Fehringer, 25. September 2018, 00:04 Uhr
Täter schraubte Lyriktafeln im Park ab und ließ das Stahlblech gefaltet zurück
Till Mairhofer mit verbogenem Blech: Nur die Widmungsstele in der Nähe des Restaurants Orangerie blieb unversehrt. Bild: (feh)

STEYR. Wer macht so etwas? Polizei und Literaturforum Marlen Haushofer rätseln, warum jemand eigens Werkzeug holte, um Tafeln mit Gedichten im Steyrer Schlosspark zu zerstören.

Das Sturmtief "Fabienne" hat ein felsenfestes Alibi. Nicht nur, dass eine Spaziergängerin die Beschädigung schon am Sonntagnachmittag angezeigt hat, bevor die Windböen einsetzten, nimmt kein Orkan für seine Zerstörtätigkeit einen Schraubenschlüssel mit. Das Werkzeug ist notwendig gewesen, um die Tafeln mit eingravierten Gedichten österreichischer Lyriker, die das "Marlen Haushofer Literaturforum" gemeinsam mit der HTL Steyr vor eineinhalb Jahren auf acht Stelen im Schlosspark aufgestellt hat, überhaupt aus der Verankerung zu trennen. Der bislang unbekannte Täter hat die Schilder mit einem Inbusschlüssel abgeschraubt und die Blechtafeln mit einem Fußtritt zur Hälfte eingeknickt bei den Säulen hinterlassen.

Wer aber tritt in Steyr auf manche der schönsten Reime, die in Österreich je gedichtet wurden, mit Füßen? "Der Täter hat die verbogenen Tafeln wie Trophäen bei den Stelen hinterlegt", sagt Lyriker und Mitglied im Haushofer-Kreis Till Mairhofer. Die Barbarei gegen den Lyrik-Spazierweg beziffert er mit 2000 Euro Sachschaden, der ideelle Verlust sei freilich um ein Vielfaches größer. H.C. Artmanns Erben und Verlag hatten nach einigen Vorsprachen eingewilligt, dem Projekt ein paar Zeilen des großen Schriftstellers zu überlassen, ohne Tantiemen zu verlangen. Ines Oppitz widmete dem Park ein Erinnerungsgedicht, als sie hier mit dem Kinderwagen im Schatten der Bäume saß und ihrem Sohn Klaus ("Auswandertag") Thomas Bernhard vorlas.

"Das war auf jeden Fall eine gezielte Aktion", sagt der Steyrer Stadtpolizeikommandant Christian Moser, "alles andere als herkömmlicher Vandalismus". Nicht auszuschließen sei, dass ein Wirrkopf seinen Groll gegen zeitgenössische Dichtkunst ausgetobt hat. "Dass es gegen einen von uns persönlich geht, kann ich mir schwer vorstellen", sagt Mairhofer, "wo hätten wir den Feinde?"

Vielleicht aber richtet sich der Anschlag gar nicht gegen die Poeten, sondern gegen Angehörige wie Mairhofers Ehefrau, Bürgerlisten-Gemeinderätin und HAK-Professorin Michaela Frech, die als Lehrerin aber keinesfalls unbeliebt ist.

Der Lyrikerkreis will die Gedichtetafeln ausbiegen lassen und wieder in die Halterungen schrauben: "Man darf sich solcher Dummheit und Gewalt nicht beugen", sagt Mairhofer. Die Polizei bittet Zeugen um Hinweise.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 25.09.2018 12:24

Diese Ahnungslosigkeit über Feinde ist interessant.

Jeder hat Feinde.

Meistens kann das eine Kleinigkeit sein,
was der Feind nie vergisst und verzeiht.

Jedoch am Besten war die Aussage in Batman the Dark Knight.

Manche brauchen keine Motivation um was zu zerstören.
Sie wollen einfach alles Brennen sehen.

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 25.09.2018 10:03

"Wo die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch die Zwerge lange Schatten."

Im Umkehrschluss: Wenn die Zwerge aufsteigen, steht die Kultur nicht mehr hoch im Kurs. Auch hier im Forum immer wieder zu sehen, wenn über die "Staatskünstler" hergezogen wird.

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