Steyrer Altstadt: Nachtschwärmer wurden in der Enge niedergeschlagen
STEYR. Trio griff Sportlergruppe an: Brüderpaar wurde mit Faustschlägen und Tritten gegen Kopf und Rücken traktiert; Lehrer war bewusstlos und erlitt Nasenbeinbruch; Polizei ermittelt.
Es war der Albtraum, den eine Sportlergruppe aus dem Kremstal in der Nacht auf Sonntag in Steyr erlebte: Die Mannschaftskollegen hatten in der Altstadt gemeinsam mit ihren Freundinnen den Saisonabschluss gefeiert, als sie gegen zwei Uhr früh in der Enge im Bereich zwischen dem Elektro-Fahrradgeschäft E-Mobility und Optik Fenzl von einem Trio angesprochen wurden. Doch die zu Beginn harmlose Unterhaltung mutierte rasch zu einer handfesten Auseinandersetzung.
Zuerst wurde einem der Sportler ein Schlag versetzt, gleich darauf wurde dessen unbeteiligt danebenstehender Bruder, ein in Kirchdorf unterrichtender AHS-Lehrer, mit einem gezielten Hieb niedergestreckt. Er blieb bewusstlos auf dem Kopfsteinpflaster liegen, kassierte aber noch weitere Tritte gegen den Kopf und in den Rücken. "Ich habe die ganze Zeit nur noch hysterisch um Hilfe geschrien", berichtet die Freundin des Pädagogen, "und dann sind zum Glück gleich Passanten dahergekommen."
Ärztin war Ersthelferin
Einer dieser Nachtschwärmer war der Steyrer Thomas Schörkhuber, der auf dem Heimweg von einer Feier war (siehe Bericht nebenan). Er habe noch nie so etwas Brutales gesehen, sei den jungen Sportlern aber sofort zu Hilfe geeilt und habe versucht, auf die Angreifer einzuwirken, um diese Übergriffe zu beenden. Danach begann er gemeinsam mit seiner Partnerin, einer Ärztin, sofort mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Auch ein bereits schlafender Anrainer wurde von den Schreien und der Schlägerei in der Gasse aufgeweckt. "Ich habe dann aus dem Fenster geschaut und gesehen, wie die Angreifer in Richtung Stadtplatz davongegangen sind", sagt der namentlich den OÖN bekannte Steyrer, "ein Bursch mit weißem T-Shirt wollte dann offensichtlich die Verfolgung der Täter aufnehmen, wurde zum Glück aber von den anderen davon abgehalten. Wer weiß, was sonst noch alles passiert wäre?"
Trotz rascher Ermittlungen durch die Beamten der Polizeiinspektion Stadtplatz konnte das Trio unerkannt entkommen. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei den Tätern um eine Gruppe mit türkisch-migrantischem Hintergrund. Die Polizei dürfte aufgrund von Täterbeschreibungen und Hinweisen auf Facebook dem Trio bereits auf der Spur sein. "Leider haben wir keine Videobilder wie in der Pfarrgasse", sagt Peter Eitzenberger, stellvertretender Steyrer Stadtpolizeikommandant. Die Videoüberwachung einiger Innenstadtgeschäfte könnte jedoch einen Hinweis auf die Täter liefern.
Grießkoch und Apfelmus
Die zusammengeschlagenen Sportler konnten jedenfalls schon wieder das Krankenhaus verlassen. Eines der Opfer erlitt einen Nasenbeinbruch, einem anderen brach durch den Fausthieb ein Zahn ab: "Ich kann jetzt zwar nur Grießkoch und Apfelmus essen, aber das wird schon wieder."
„Ich habe solche Brutalität zuvor noch nie gesehen“
Der Steyrer Thomas Schörkhuber war Sonntag gegen zwei Uhr früh mit seiner Partnerin und seinen Kindern auf dem Heimweg von der 60er-Feier seiner Schwägerin, als er aus der Ferne die Hilferufe einer jungen Frau vernahm.
„Wir sind erst durch die Schreie auf die Szene aufmerksam geworden. Plötzlich habe ich gesehen, wie einer der Angreifer Anlauf genommen hat und einem der Opfer im Sprung mit voller Wucht mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat“, sagt Schörkhuber, „so etwas Brutales habe ich zuvor noch nie gesehen.“
Der junge Sportler sei daraufhin umgefallen wie ein Stein. „Ich bin sofort hin, habe mich breit gemacht und die Angreifer laut angebrüllt“, sagt Schörkhuber. In Folge seien die Täter zum Glück abgezogen „und wir haben uns um die Verletzten kümmern können.“ In der Zwischenzeit habe seine Tochter die Polizei verständigt, die kurz darauf auch schon da gewesen sei.
Nötige Zivilcourage
„Für mich war sofort klar, dass ich dazwischen gehe, da habe ich gar nicht lange überlegen müssen. Wenn jemand in Not ist und um Hilfe ruft, darf das keine Frage sein. Sollten meine Kinder einmal in eine derartige Situation kommen, dann hoffe ich, dass auch ihnen jemand mit der nötigen Zivilcourage zur Hilfe eilt.“
Zivilcourage ist lobenswert! Tipps vom Präventionsspezialisten Adi Wöss finden Sie in einem weiteren Artikel der OÖ-Nachrichten.
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