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Schloss versinkt im Dornröschenschlaf

Von Hannes Fehringer   15.Juni 2016

Zu Schloss Losensteinleiten versperrt ein Baustellenzaun die Zufahrt. Besitzer Georg Spiegelfeld lässt Strom und Wasser abklemmen: "Jetzt wird das Gebäude eben in einen Dornröschenschlaf versetzt."

Eigentlich hätte der Unternehmer und Philantrop das leergestandene Schloss, das er nur für diesen Zweck gekauft hatte, mit einem Heim für jugendliche Flüchtlinge beleben wollen. Spiegelfeld war für diese Nutzung der Nichtregierungsorganisation "SOS Menschenrechte" im Wort, die den Halbwüchsigen nach deren Odyssee aus den Kriegsgebieten vornehmlich des Nahen Ostens Schutz und einen Neuanfang im Leben gewähren wollte. "Das Projekt ist gescheitert", sagte gestern Spiegelfeld enttäuscht, "es gab dagegen zu viele Querschläger und zu massive Vorurteile".

Landesrat Rudolf Anschober (G) bestätigte gestern, dass das von ihm geführte Integrationsressort des Landes Oberösterreich von einer Nutzung des Schlosses als Quartier für jugendliche Flüchtlinge Abstand genommen habe. Mittlerweile gebe es auch im Bundesgebiet freie Plätze zur Betreuung von Minderjährigen, die Asyl gesucht hätten. Anschober tat die Absage mit einem weinenden Auge kund: "Ich bin überzeugt davon, dass die Liegenschaft, welche mehrfach geprüft wurde, prinzipiell sehr gut geeignet wäre zur Unterbringung von schutzsuchenden Menschen. Da jedoch aktuell kein akuter Bedarf an zusätzlichen Quartierplätzen besteht, wird das Land OÖ diese Liegenschaft auf Basis der derzeitigen Erfordernisse nicht nutzen."

Wolferns Bürgermeister bewertet die Nachricht vom Rückzug des Flüchtlingsprojektes als "Sieg der Vernunft". Das Gemeindeoberhaupt sah seine Mitbürger damit überfordert, dass mit der Unterbringung in Schloss Losensteinleiten der Flüchtlingsanteil auf vier Prozent der Bevölkerung hochgeschnellt wäre. "Wir haben Flüchtlinge aufgenommen, als andere sich um deren Quartiersuche nicht gekümmert hatten", verweist er darauf, dass Wolfern die vereinbarten 1,5 Prozent schon längst erfüllt habe.

Spiegelfeld will dem Bürgernmeister viel glauben, eine Überforderung der Einheimischen aber nicht. Die Katastrale Losensteinleiten liegt über fünf Kilometer vom Hauptort entfernt. Das Heim hätte eine Begegnungsstätte für Menschen werden können, die das Leben aller bereichert hätte, sagt Spiegelfeld: "Das ist leider dadurch gescheitert, dass Vorurteile geschürt worden sind."

Mit der Gemeinde sieht der Schlossherr keine Gesprächsbasis mehr gegeben. "Ich habe gestern die Baustelle eingestellt", sagt Spiegelfeld. "Mit dem Projekt hätten wir die Mieten so angesetzt, dass für uns kein Gewinn, sondern nur eine Kostendeckung herausgesehen hätte." Die begonnene Sanierung der Seitenflügel des Schlosses habe er nach dem Scheitern des "humanitären Projektes" nun eingestellt, sagt Spiegelfeld.

Bürgermeister Karl Mayr beteuert, dass er Spiegelfeld weiterhin gerne bei einer "sinnvollen Nutzung" des Schlosses behilflich sein wolle. Spiegelfeld sagt, dass er das Gebäude jetzt einmotten und leer stehen lassen wolle.

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