Schanigärten: Der Steyrer Stadtplatz ist heißes Pflaster

Von Hannes Fehringer   13.Februar 2018

Zuerst ist dein Hund dran, dann dein Kind, später ist deine Frau fällig und zum Schluss kommst du – in dieser Reihenfolge mache ich euch alle fertig!" Diese wenig feine Redensart hat Antonio Bolkas schon einmal in New York gehört. Ein solcher Ton wurde vor dreißig Jahren in Manhattan angeschlagen, wenn Bauunternehmer wie er der Konkurrenz von der Mafia in die Quere kamen. Nicht ganz so wild verbringt der amerikanische Staatsbürger, der mit einer Österreicherin in Behamberg verheiratet ist, seinen Lebensabend: Seit 2011 grillt der begeisterte Koch in einem Griechenbeisl am Stadtplatz Souvlaki, stopft Reis in Paprika und holt das beste Moussaka weit und breit aus dem Rohr. Die Berufstätigkeit im Ruhestand bedeutet nicht, dass Bolkas nicht zu kämpfen hätte. "Es ist nicht der Dschungel wie damals in New York, aber seitdem ich hier bin, habe ich das Gefühl, dass sie mich fertig machen wollen." In seinen eigenen Worten heißt das: "They want to close me down!"

Warum er auf den Gedanken kommt, hat Gründe, die auch den Magistrat einbeziehen. Seitdem er sein "Olympia" aufgesperrt hat, bemüht sich Bolkas wie jeder Gastwirt um ein Stück vom Sommergeschäft, um einen Schanigarten. Sein erster Antrag wurde vom Rathaus abgelehnt, weil "im Moment keine Freifläche" auf dem Pflaster "vorhanden" sei, sein Antrag sei aber "vorgemerkt". Das erweckte den Eindruck, dass es eine Warteliste gebe. Dann aber musste Bolkas mitansehen, dass andere Gasthöfe nach Insolvenzen schlossen und die Nachfolger, die wieder aufsperrten sofort ihren Schani-Garten vom Magistrat bewilligt bekamen, während ihn die Behörde weiter vertröstete.

Die Platzhirschen sind die "Sixpack"-Wirte um den ehemaligen Segafredo-Betreiber Werner Leschanovsky, der vor kurzem in die Karibik ausgewandert ist, Hotelier Hans Mader und etwa Texmex-Restaurantbesitzer Horst Hofer, die einerseits Tragpfeiler der Steyrer Gastronomie sind und andererseits dementsprechend auch das Sagen haben. Ein Zugereister wie Bolkas kann da schnell zum Spielball werden. In einem Brief an seine Hausvermieterin schrieb Leschanovsky, dass er für sein Café Räumlichkeiten für eine Garderobe brauche, wofür er im Gegenzug weiterhin Bolkas griechische Speisen in seinem Schanigarten vertreiben würde. Andernfalls würde er im "Zusammenschluss der 6-Pack-Wirte" deren Menüs forcieren und Bolkas als Lieferanten kündigen: "Es würde mir persönlich sehr leid tun für Antonius, wenn er dadurch den größeren Anteil seines Umsatzes verlieren würde und Ihnen à la longue ein verlässlicher Mieter abhanden kommen würde", legte er der Vermieterin die Rute ins Fenster.

Die Sixpack-Wirte, die mit Freiluftkonzerten im Sommer Menschenmassen auf den Stadtplatz bringen, werfen Bolkas vor, ein "Trittbrettfahrer" zu sein. Für die Gagen der Bands habe er noch keinen Cent beigesteuert und für die Organisation der Konzerte keinen Finger gerührt, aber am Abend immer schön offengehalten, wenn das Publikum den Platz stürmte.

Bereitschaft, ihm zu einem Schanigarten zu verhelfen, lässt sich jedenfalls keine erkennen. Beobachter meinen, ein Wort von der Wirterunde im Magistrat würde reichen. Das einzige, was Vizebürgermeister Wilhelm Hauser (SP) nun Bolkas angeboten hat, sind zwei Stehtischchen auf dem Gehsteig, die behördlich genehmigt werden könnten ...

 

 

Die Gastronomin Elfriede Langer war die erste, als sie 1988 für ihr Arabia Café einen Schanigarten eröffnete. Zwölf Jahre später drohte ihr der Magistrat bis zu 100.000 Schilling Geldstrafe an, falls sie den Stadtplatz mit Sonnenschirmen mit Werbeaufdrucken oder in Neonfarben verunstalten würde. Bereits im Sommer 1987 war das Gerangel um die Ausschank im Freien heftig: Die Amigo Gastgewerbe GesmH, die die Lokale Segafredo und Tex Mex in der Styria-Passage am Stadtplatz betrieb, ging bei der Vergabe der Plätze damals leer aus.

Die Wirte erhielten vom Magistrat widersprüchliche Aussagen: Antonio Bolkas wurde gesagt, dass kein Rechtsanspruch für einen Schanigarten bestehe. Anders im August 1993 der Leiter der Gewerbebehörde Kurt Viol: „Es besteht ein Rechtsanspruch, wenn Gewerbeordnung und StVO nicht verletzt werden.“