„Rubber Duck“ gibt es nicht, vor allem wenn er eine Frau ist

23.Juli 2014

Bei dem 38 Tonnen schweren Vehikel hat sie für immer den Schlüssel umgedreht und den Fernlaster abgestellt. Nach 20 Jahren auf Achse fährt Regina Lidlgruber sonntagabends nicht mehr los.

Nicht aus Abenteuerlust und Freiheitsdrang hat sie 1994 den Lkw-Führerschein gemacht und nach viel Gelächter von Firmenchefs bei einem Frächter angeheuert, der ihre Zwangslage ausnutzte. Lidlgruber hatte für ihren Freund gebürgt, dann hatte sich der Mistkerl mit dem Geld aus dem Staub gemacht. Die Steyrerin spulte mit dem Lkw Kilometer ab und stotterte mit dem Lohn die Schulden ab.

„Ich will die Branche nicht schlechtreden“, sagt die Chauffeurin, die sie auf den Rastplätzen früher „Trucker-Lilly“ nannten und später, als sie kein Grünschnabel mehr war, „Krawallo“ riefen, weil sie sich gegen Rüpel wehrte. „Ich musste meine Frau stehen“, sagt Lidlgruber. Gleich in den ersten Wochen des Berufes wurde sie überfallen. Dann begann die Truckerin, die quer durch Europa fuhr, Tagebuch zu führen. Die Aufzeichnungen lieferten auch die Grundlage für ihr Buch „Die Frau im Truck“, das am 31. August im Klagenfurter Malandro-Verlag erscheint.

Höllenängste, wenn im Winter der Truck auf Schnee den Hang hinabzurutschen beginnt, hat Lidlgruber genauso festgehalten wie Erlebnisse treuer Kameradschaft unter den Fahrern und Hilfe im Ausland von den Einheimischen. Den Film „Convoy“ spielt es im wirklichen Leben nicht, sagt Lidlgruber: „Dass Fernfahrer am Wochenende saufen und sich dann ein Mädel schnappen, ist nicht die Regel.“ Die Leute hinter den Lenkrädern hauen sich nach einem 17-Stunden-Tag in der Koje aufs Ohr – alleine. „Denn es ist ein einsamer Job“, sagt Lidlgruber.     (feh)