Programmieren als Übung für "junge Samurais"
STEYR. Im Museum Arbeitswelt lernen Sieben- bis Siebzehnjährige, wie man Computer nicht nur benützt, sondern befehligt.
Nach zwei Stunden verbeugt sich das Strichmännchen auf dem Bildschirm, schaut nach links, schaut nach rechts und verschwindet im oberen Eck. Der Computer führt das genau so aus, wie es ihm ein Zehnjähriger eingegeben hat. Das ist eine der Anfängerlektionen im Programmierklub "Coder-Dojo", der sich alle vierzehn Tage im Museum Arbeitswelt trifft, seine Laptops aufklappt und sich mit WLAN ins Internet einsteigt.
"Wir jammern beständig davon, dass wir einen Fachkräftemangel haben", sagt der Geschäftsführer des Steyrer Industrieparks TIC, Walter Ortner. "Viel gescheiter ist es, wir bilden welche aus." Das geschieht jetzt auf dem Gebiet der Computerprogrammierung und IT-Technik von Kindheit an und am besten in spielerischer Form.
Ortner und das TIC sind die Paten des Projektes, bemüht gewesen, für den Start die nötige elektronische Ausstattung zu beschaffen. Initiatorin Maria Pernegger kann nun auf drei Jahre vorausplanen, weil die Finanzierung steht. Die "Coder-Dojos" leiten sich aus den gemeinsamen Trainings junger Samuraikämpfer ("Dojos") in Japan ab. Die Kinder und Jugendlichen des Klubs, der kostenlos zugänglich ist, benützen statt dem Schwert die Computermaus. Ziel ist es "digitale Kompetenz über den bloßen Benutzerstatus hinaus zu entwickeln", sagt Ortner. Wer beim Programmierklub im Museum Arbeitswelt mitmacht, der lernt schnell von ehrenamtlichen Mentoren, wie man etwa seine eigene Homepage aufsetzt, dass auch deren Design optisch etwas hergibt und die Füllung mit Inhalten leichtfällt.
"Wir haben derzeit 20 Laptopplätze, die gratis bereitstehen", sagt Ortner. "Uns ist ganz besonders wichtig, dass wirklich Kinder aus allen sozialen Schichten die Chance auf diese zukunftsweisende Betätigung bekommen, die obendrein noch jede Menge Spaß macht." Ein Dutzend Mentoren blickt den jungen Klubmitgliedern über die Schultern, wenn sie ihre ersten Befehle in die Tastaturen tippen. "Bei den Mentoren handelt es sich um Leute aus der IT-Branche", erklärt Ortner, "das macht das Projekt auch sehr praxisnah."
Für den Startschuss des Klubs, dass ausreichend Geräte vorhanden sind, sammelte Ortner bei Sponsoren 20.000 Euro ein. "Das Geld war schnell beisammen. Die Wirtschaft weiß, welche Bedeutung eine derartige Ausbildung hat." Großen Wert legt er auch darauf, dass sich viele Mädchen für die Materie interessieren. "Derzeit haben wir bei 80 Interessenten einen Anteil der Mädchen von einem Drittel." Geplant sei eine Ausgewogenheit zwischen den Geschlechtern, weil "digitale Kompetenz in Zukunft zur Allgemeinfrage wird", sagt Ortner.
Der TIC-Chef denkt auch schon darüber nach, eine ähnliche Form eines Computerlehrganges für ältere Semester anzubieten. "Auch in der Seniorengeneration liegt gewaltiges Potenzial." Denn die Nicht-Handy-Generation sei durchaus bereit, sich mit für sie Neuem zu befassen.