Nur Dietach bekommt einen „Einser“
DIETACH. Land bewertet wie eine Ratingagentur Gemeinden. Viele brauchen einen Rettungsschirm.
Wenn die Reparaturen überhandnehmen, dann fährt Johannes Kampenhuber (VP) nicht mehr in die Werkstätte, sondern kauft sich einen neuen Traktor. Wie auf seinem Bauernhof will der Landwirt und Bürgermeister von Dietach auch mit dem Geld der Gemeinde wirtschaften. Dinge müssen sich rechnen.
Bei der jüngsten Bonitätsstudie des Landes OÖ. fahren die Dietacher eine fette Ernte ein: Die Gemeinde ist mit der Höchstnote „1“ bewertet, dem Triple-A, wäre das Landhaus eine Ratingagentur. Kampenhuber weiß, dass sich mit Kinocenter und Großmärkten der Speckgürtel von Steyr über Dietach erstreckt, sieht aber auch den Lohn einer konservativen Gebarung: „Wir haben uns beispielsweise nie auf Geldanlagen und Zinsgeschäfte eingelassen.“
Keinen Cent an öffentlichen Geldern hat auch Christian Dörfel, VP-Bürgermeister von Steinbach an der Steyr, an Börsen und in Investmentfonds riskiert. Trotzdem hat die Gemeinde mit der Bewertung auf der untersten Stufe 5C schon seit Jahren selber keine frei verfügbaren Geldmittel mehr. Steinbach an der Steyr ist deshalb nicht auf Ramschstatus, beteuert der Landtagsabgeordnete, der das Ranking als Röntgenbild der Gemeindefinanzen gutheißt: „Diese Bewertungen zeigen ja auf, welche Gemeinden eigentlich gute Einnahmen haben und daher zur Verbesserung ihrer Haushalte mehr tun könnten.“ Mit einer Finanzkraft von 736,4 Euro, die Steinbach 2010 für jeden Bürger ausgeben konnte, ließen sich freilich keine großen Sprünge machen. Was kein Einzelfall ist im Bezirk Kirchdorf. Alle Gemeinden sind in der Kategorie „5“ versammelt. Dörfel: „Für uns Landgemeinden geht es wieder aufwärts, wenn die Kostendämpfungen bei der Spitalsfinanzierung wirken und die Wirtschaft anzieht.“ Bisweilen ist für die Budgets der Tropf der Bedarfszuweisungen unumgänglich.
Wolfern ist eine Gemeinde, die mit 949,49 Euro Finanzkraft pro Kopf nicht zu den Armen zählt (Rang 115 im Bundesland), trotzdem aber seit zwei Jahren auf „5A“ abgerutscht ist. Über den Verhältnissen gelebt? Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Franz Schillhuber (VP) verneint: „Wir haben 99 Prozent der Bürger am Kanal angeschlossen. Damit sind wir schon fertig, wo andere noch mitten in den Projekten stehen.“ Wolfern biege daher in den nächsten Statistiken auf die Überholspur.
Das Rating der Gemeinden im Bezirk Steyr-Land im Überblick:
Bewertungsschlüssel
Bewertung 1: Gemeinden haben selber freie Finanzmittel und zwar über sechs Prozent, mit denen sie Projekte angehen können.
Bewertung 3: Die „freie Finanzspitze“ dieser Gemeinden reicht von null bis sechs Prozent, damit können noch gewisse Projekte eigenfinanziert werden.
Bewertung 5-A: Diese Gemeinden haben durchaus entsprechende Einkünfte (über 889 Euro pro Jahr und Einwohner). Das Geld ist aber bereits gebunden.
Bewertung 5-B: Frei verfügbares Geld gibt es nicht, auch die Einkünfte sind zwischen 791 und 889 Euro pro Einwohner geringer.
Bewertung 5-C: Mit einer Finanzkraft unter 791 Euro/Einwohner handelt es sich in der Regel um Dauerabgangsgemeinden.
"Wir haben 99 Prozent der Bürger am Kanal angeschlossen. Damit sind wir schon fertig, wo andere noch mitten in den Projekten stehen." Wolfern biege daher in den nächsten Statistiken auf die Überholspur.
Merkt da keiner in der Bilanz, was für Investitionen getätigt worden sind?
DAS erklärt dann allerdings eine Menge über das Tohuwabohu bei diesen Zahlen.