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Nazi-Tätowierungen am ganzen Körper: 38-Jähriger vor Gericht

Von Hannes Fehringer   17.Jänner 2017

In der Arbeit verdeckte der Blaumann seinen abartigen Körperschmuck, im Sierninger Freibad trug ein 38-jähriger Leasingarbeiter aus dem Bezirk Steyr-Land seine krause Gedankenwelt aber auf seiner nackten Haut zu Markte. Wie in den OÖNachrichten exklusiv berichtet, hatte sich Günther Adolf A. auf seinen ganzen Körper Tätowierungen mit Runen, Reichsadler und dem Konterfei des SA-Schergen Horst Wessel stechen lassen. Dem Mann wird jetzt am Dienstag, 24. Jänner, vor einem Geschworenengericht unter Vorsitz der Richterin Christina Forstner der Strafprozess gemacht. Das Landesgericht Steyr gab gestern den Verhandlungstermin bekannt.

"Wenigstens hat sich der Beschuldigte kein Hakenkreuz und auch das Gesicht nicht tätowieren lassen", sagt der Pressesprecher des Landesgerichtes, Christoph Mayer. Weil er im Freibad diese Nazi-Symbole offen zur Schau getragen hat, wird der Leasingarbeiter der nationalsozialistischen Wiederbetätigung angeklagt. Aber nicht nur deshalb. Bei dem Mann, der im Bezirk Steyr-Land wohnt und aus dem Raum Wels stammt, wurden auch Computerfestplatten beschlagnahmt, die laut Staatsanwaltschaft beweisen, dass er einen regen Handel mit Tonträgern einschlägiger Nazi-Barden und mit Hitler-Büsten betrieben habe.

Auch in der "Weltnetzgemeinschaft", wie die Jungbraunen ihre Internet-Community eingedeutscht haben, ist der Anklage zufolge Günther Adolf A. kein Unbekannter. Der Mann war nicht nur förderndes Mitglied des dereinst bedeutendsten und mittlerweile geschlossenen rechtsextremen Internetforums "Thiazi Forum". Der Oberösterreicher tat sich auch mit Postings hervor wie "Trittst du als Deutscher ein, soll dein Gruß Heil Hitler sein!".

Wie das Landesgericht Steyr mitteilt, zeigte sich der Beschuldigte bisher nicht geständig. Zur Hauptverhandlung wird er ebenso befragt wie zwei Zeugen. Die Strafdrohung gegen den 38-Jährigen beträgt nach dem Verbotsgesetz fünf bis zehn Jahre Gefängnis.

18 Monate bedingte Haft fasste im August des Vorjahres ein 26-jähriger Amstettner aus, der sich das SS-Symbol "Schwarze Sonne" tätowieren ließ und ebenfalls mit Nazi-CDs gehandelt hatte. "Es war idiotisch", sagte der Mann vor dem St. Pöltner Landesgericht, "jetzt bin ich unpolitisch."

 

Die finstere „Weltnetzgemeinschaft“ des Thiazi-Forums

1. Thiazi.net: Thiazi.net war ein rechtsextremes Internetforum, das 2007 gegründet wurde und vorher den deutschsprachigen Teil des Forums Skadi.net darstellte. Benannt wurde es nach dem aus der germanischen Mythologie stammenden Riesen Thiazi. Vorgänger war die Internetseite WPMP3, die sich später mit der „Sturmseite“ zum Nationalen Forum zusammenschloss, bevor sie 2004 im Skadi.net-Forum aufging. Die Seite Thiazi.net zählte über eine Million Forenbeiträge von mehr als 20.000 Mitgliedern und lief über einen Server in den USA. Mittlerweile ist es geschlossen.

2. Förderer: Dem Angeklagten Günther Adolf A. wird zur Last gelegt, Förderer von „Thiazi.net“ gewesen zu sein. Er soll dort auch hetzerische Postings abgesetzt haben.

3. "Unterrassen": Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete, dass sich Rechtsextremisten über Waffenkauf und „Unterrassen“ austauschten, den Holocaust leugneten und Ex-Mitglieder bedrohten.

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