Nackte Maria Magdalena unter dem Kreuz: Maler soll Bilder entfernen

Von Hannes Fehringer   15.Dezember 2011

Schreiberhuber ist gebürtiger Steyrer, hat in Barcelona, Dresden, Linz und Wien studiert und stellte seine Werke vom Egon-Schiele-Zentrum in Krumau bis New York aus. Seit drei Jahren hängen zwei großflächige Kreuzigungsbilder des 42-Jährigen, der im Schloss mit Atelier und Wohnung eingemietet ist, als Leihgaben in Nischen bei einem öffentlichen Treppenaufgang. Jetzt sollen die Kunstwerke weg.

Petra Klinser, Gebäudeverwalterin der Bundesforste, verweist auf das Verhältnis zwischen Hausherren und Mieter. Dabei habe Schreiberhuber ohne festgehaltene Erlaubnis die großflächigen Gemälde vor drei Jahren aufgehängt. „Wir haben im Schloss einen eigenen Ausstellungsbereich“, führte sie offene Versicherungsfragen der Bilder ins Treffen, von denen jedes mit mindestens 15.000 Euro zu bewerten sei.

Abseits der Formalitäten merkte Klinser auch an, dass „diese Art von Kunst“ nicht allen Besuchern gefallen habe. Schreiberhuber hat in Abwandlung eines Barockgemäldes von Franz Xaver Gürtler, das von den Nazis 1938 aus der Schlosskapelle entfernt wurde und heute in der Michaelerkirche hängt, den Gekreuzigten in einen hellen Himmel übergehen lassen. Seinen Tod betrauert eine auf die nackte Haut zurückgelassene Maria Magdalena. Das Bild, das ein roter Schmerzesstrahl zertrennt, strahlt eine innige und erotische Liebesbeziehung aus.

Wer sich worüber aufgeregt haben soll, davon wurde Schreiberhuber bislang kein Sterbenswort verraten. Steyrs oberster Denkmalpfleger Hans-Jörg Kaiser habe damals jedenfalls gegenüber den Bundesforsten den Aufstellungsort ausdrücklich befürwortet, sagt Schreiberhuber. Der Maler weigert sich daher die Bilder, wie per E-Mail von den Bundesforsten gefordert, bis 16. Dezember abzuhängen: „Hier geht es ums Prinzip, wie mit Kunst im öffentlichen Raum umgegangen wird“. Im Jänner soll es eine Aussprache geben.