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Nachbarn wussten nichts: Telekom baute in Telefonzelle Sender ein

Von Hannes Fehringer   03.März 2011

Dass die Baustelle von der „Telekom Austria“ ist, wussten die Nachbarn auch nur, weil die Monteure aus deren Firmenautos gestiegen sind. Erdboden wurde aufgegraben, Kabel in einen Schaltkasten verlegt, Milchglas verschraubt und zum Schluss eine röhrenartige Haube aufgesetzt. „Wir haben bis heute keine Ahnung, was das genau ist“, sagt Heinz Stögbauer. Der Greißler, der den HTL-Schülern Wurstsemmeln, Limonade und Schreibzeug verkauft, blickt durch das Schaufenster seines Ladens direkt auf das Gebilde.

„Die Bauarbeiter waren sehr wortkarg, als wenn sie einen Maulkorb umgehängt bekommen hätten“, sagt Nachbar Max Schlader, der sich als gelernter Elektriker mit Kabeln und Drähten auskennt. Auch HTL-Direktor Franz Reithuber wusste nicht, welches Ding das ist, an dem er, seine Lehrer und Schüler tagtäglich vorbeigehen: Reithuber erinnert sich nur daran, dass vor Jahren ein Telekom-Betreiber wegen eines Sendemastens auf dem Schul-dach angefragt hat: „Wir haben das aber abgelehnt“.

Mit der Ahnung eines Han-dymastens bewies der Direktor aber das richtige Gespür. Auf Anfrage der OÖNachrichten teilte die Telekom-Austria mit, dass es sich um eine „verkleidete UMTS-Sendestation“ handle, die der Telefonzelle aufgesetzt worden sei. Pressesprecher Hermann Gabriel bestätigte auch, dass es eine Pilotanlage sei, die die Funkverbindung eines derartigen Bautyps testen soll. Vorweg ausgeschlossen könne freilich eine Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung wegen der Strahlung werden: „Wir erfüllen sämtliche Sicherheitsabstände und von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Grenzwerte“.

Die erste UMTS-Sendestation in einer Fernsprechzelle ist laut Telekom noch nicht in Betrieb. Bewilligungen braucht der Betreiber keine einzuholen, auch vom Magistrat nicht. „Der Aufsatz ist unter drei Meter hoch, daher ist die Baubehörde nicht zu befassen“, erklärt Rathauspressesprecher Michael Chvatal nach Rückfrage bei den Hausjuristen. Telekom-Pressesprecher Gabriel räumt ein, dass die Umrüstung von ehemaligen Fernsprechhütten – besonders die Wertkarten-Telefone sind aus der Mode gekommen – für die Betreiber eine interessante Variante ist. Während man bei Kirchtürmen und Silos mit fremden Eigentümern verhandeln müsse und es auch Widerstände gebe, ist man bei den Telefonzellen sein eigener Herr. „Eine flächendeckende Umrüstung der Telefonzellen wird es aber nicht geben“.

Von „Hot Spots“ zu UMTS-Sendern

Telefon-Wertkarten sind heutzutage begehrte Stücke für Sammler. Für einen Teil der 23.000 Telefonzellen, die die Telekom Austria in ganz Österreich besitzt, werden seit Jahren neue Verwendungen gesucht. Vor sechs Jahren kündigte die Telekom ein Pilotprojekt an, bei dem 26 Fernsprechhütten in Österreich zu „Hot spots“ umgerüstet wurden. Bei diesen Knotenpunkten konnten Internetnutzer ohne Kabel in das Breitband-Internet gehen.

Mit einem „Hot Spot“ hat das merkwürdige Senderohr in der Telefonzelle vor der HTL in der Steyrer Schlüsselhofgasse nichts zu tun. Bei dem Umbau des einstigen Fernsprechers wurde ein UMTS-Sender für Handys errichtet. Weil der Masten kürzer als drei Meter aus der Telefonzelle herausragt, braucht die Telekom keine baubehördliche Bewilligung einholen. Gegen UMTS-Sender an Kirchtürmen, Silos und Gebäudedächern hat es immer wieder Widerstand von Anwohnern gegeben, die schädliche Strahlungen befürchteten.

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