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Nach Ausschreitungen in Steyr werden randalierende Fans zur Kasse gebeten

Von Hannes Fehringer   05.November 2013

Der „harte Kern“ des SK Vorwärts Steyr weinte sich bei seinem Stammwirt im Schwechaterhof aus. Nicht wegen der 0:3-Niederlage gegen den LASK im Meisterschaftsspiel der Regionalliga: Die eingefleischten Fans wuschen sich auf der Herrentoilette den Pfefferspray aus den Augen, den ihnen die Polizei ins Gesicht sprühte, als sie Raufbolde auf der Straße bändigen musste.

Der brennende Schmerz ist längst verblasst, die Randalierer sind jetzt mit anderen Nachwehen des Fußballderbys vom 28. September konfrontiert. Sie werden von der Steyrer Polizei dieser Tage Strafbescheide in die Postkästen zugestellt bekommen. Rund 200 Euro Geldbuße werden pro Delikt verhängt, Widerspruch ist zwecklos: Die Polizei hat alle Schandtaten auf Video. Drei Beamte filmten mit Kameras die Randalierer, wie sie Passanten angepöbelt, Verkehrszeichen verbeult und Krawall geschlagen haben. Auch die Raufhändel sind auf Video gebannt. „Da hat keiner mit Einsprüchen eine Chance“, sagt der Steyrer Stadtpolizeikommandant und Einsatzleiter Christian Moser.

99 Hooligans, denen jetzt die Rechnung für 153 Delikte zugestellt wird, wurden über die Filmaufnahmen ausgeforscht. Mit den Bußgeldern ist der Polizeieinsatz – 100 Sicherheitskräfte standen im Einsatz – kostendeckend.

Mit einem Rechtshilfeabkommen kommen Bußgelder auch aus Deutschland: Unter zehn festgenommenen Radaubrüdern befinden sich auch zwei Hooligans aus Offenbach. Polizeibekannt ist, dass sich Ultras aus Offenbach mit Steyrer Problem-Fans verbrüdert haben, man verabredet sich über das Internet und eilt bei Krawallen zu Hilfe. Die Polizei hat die gewaltbereiten LASK-Fans – wie beim Steyrer Anhang eine krasse Minderheit – bereits am Bahnhof abgeholt und ins Stadion eskortiert. Trotzdem gerieten sich die Hooligans vor dem Match und nach dem Schlusspfiff fünf Mal in die Haare, obwohl die Polizei immer sofort dazwischenging. „Ich hätt’ mir nicht gedacht, dass ihr so schnell seid“, sagte ein Raufbold fast anerkennend zu den Gesetzeshütern, die bei einem der Krawalle in der Tomitzstraße einschritten.

Die Anhänger, die den Fußball für Feldzüge missbrauchen, sind kaum betrunken. Der bizarre Grund: „Sie sagen, sie wären sonst nicht kampffähig“, sagt Moser. Welcher Menschenschlag beim Fußball ausrastet, beantwortet die „Videoanalyse“ der Steyrer Polizei eindeutig. Die Hooligans sind keine Beschäftigungslosen, sondern durchwegs minderqualifizierte Hilfskräfte, die die Woche über die Drecksarbeit machen müssen.

Die Gewalttätigkeit bringt einen Hooligan vor den Richter, bei der Staatsanwaltschaft Steyr ist ein Verfahren anhängig. Der Rest bekommt saftige Geldstrafen aufgebrummt. Die Handhabung der Vorkommnisse gilt als Musterfall für ganz Österreich, weshalb das Innenministerium den Einsatz der Steyrer Polizei noch evaluiert.

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