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Krebsbestand im Stodertal vernichtet

Von Alfons Krieglsteiner   13.Juni 2017

"Mit einem unguten Gefühl" sei er kürzlich zum Loigisbach nach Vorderstoder gefahren, sagt Landesfischermeister Siegfried Pilgerstorfer. Der von ihm geführte Fischerclub (20 Mitglieder) hat dort ein Revier gepachtet, in dem er seit 30 Jahren die vom Aussterben bedrohten Stein- oder Bachkrebse züchtet. Tags zuvor hatte ein Landwirt Alarm geschlagen: Überall entlang des Bachufers würden verendete Krebse liegen. "Was ich dann gesehen habe, hat die schlimmsten Befürchtungen übertroffen", sagt Pilgerstorfer.

Alle ein, zwei Meter lag links und rechts des Baches im frisch gemähteLn Gras ein Kadaver, "und das auf einer Länge von mehr als hundert Metern." Krebs-Scheren und Beinpaare, an den Gelenken fein säuberlich vom graubraun marmorierten Chitinpanzer abgetrennt. Alle im Stadium der beginnenden Verwesung. Mindestens 50 Stück waren verendet. "Das sind 90 Prozent des gesamten Bestandes", sagt Pilgersrorfer.

An der Identität des Panzerknackers besteht kein Zweifel: Der Fischotter war’s. Denn beim Loigisbach und an seinem Quellgebiet, dem nahen Schafferteich, waren bei Begehungen im vergangenen Winter seine Fährten im Schnee unübersehbar. Mindestens ein Otterpaar mit Jungtieren dürfte dort nach Beute jagen. Vor zwei Tagen ist Pilgerstorfer das "Schlachtfeld" noch einmal abgegangen: "Da hatten die Enten des Bauern bereits alle Reste vertilgt." Dabei sind Krebse gar nicht die Hauptnahrung des Otters. Ihm steht der Sinn nach Fischen – Äschen und Bachforellen. Aber die hat er laut Pilgerstorfer längst alle aufgefressen. Pacht für das Gewässer zahlt der Fischerclub weiterhin, "aber Lizenzen können wir dort keine mehr vergeben."

"Otter vermehrt sich stark"

Und jetzt das Krebs-Massaker: Mehrere tausend Euro hat der Fischerclub in die "Scherenritter" investiert: "Wir waren so stolz auf unser Aufzuchtprogramm, jetzt war alle Mühe vergebens."

Beide Arten sind gemäß Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU streng geschützt. Doch während die Krebs-Bestände wegen der vom amerikanischen Signalkrebs eingeschleppten "Krebspest", aber auch durch Gewässerverschmutzung nach wie vor akut bedroht sind, hat sich der Otter seit Öffnung des Eisernen Vorhangs und dank des ganzjährigen Jagdverbots stark vermehrt. Pilgerstorfer schätzt seinen Bestand in Oberösterreich auf tausend Stück. "Nur ein Bruchteil davon" wäre für die Fischerei tragbar, sagt der Landesfischermeister.

Am Loigisbach hat er jetzt Wildkameras aufgestellt, um die Otter zumindest bildlich zu "fangen". Auf lange Sicht fordert Pilgerstorfer aber die Einführung einer Schusszeit auf den Otter. Für acht bis zwölf Wochen im Winter. Die Entscheidung darüber liegt beim zuständigen Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (VP).

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